Gladbeck. Die Stadt Gladbeck hat Fundsachen versteigert. Darunter waren echte Kuriositäten und wertvolle Stücke. Ein Fundstück gab Rätsel auf.

Strahlend hält der Käufer drei Gartenzwerge im Arm. Jeder von ihnen etwa 30 Zentimeter groß, mit klassisch roter Zipfelmütze und Rauschebart. Er hat hier vor dem Rathaus gerade den Zuschlag erhalten und sich damit sicher eine der Kuriositäten bei der Fundsachenversteigerung der Stadt Gladbeck gesichert. Denn Gartenzwerge werden im Fundbüro auch nicht allzu oft abgeliefert.

Die Stadt Gladbeck versteigert Fundsachen, als besonderes Kuriosum ist diesmal eine Kiste mit Gartenzwergen dabei
Auch zahlreiche Fahrräder versteigerte die Stadt Gladbeck am Samstag. Sie wurden im gesamten Stadtgebiet gefunden und eingesammelt. Weil niemand Anspruch darauf erhob, werden sie jetzt gegen Höchstgebot abgegeben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Anscheinend hatte der bisherige Besitzer keine Verwendung mehr für das Trio und für einige andere Gartenfiguren. Womöglich habe da jemand seinen Schrebergarten aufgelöst, spekuliert Oliver Pietrzak, Sachgebietsleiter KOD beim Ordnungsamt und heute auch der Auktionator, im Vorfeld. Die Deko-Artikel habe er dann in einen Karton gepackt und zum Verschenken angeboten, stattdessen landeten sie im Fundbüro.

Rund 40 Fahrräder, Handys und Schmuck versteigert die Stadt Gladbeck

Der Käufer freut sich über sein Schnäppchen. Er wird die drei Zwerge in seinem Garten aufstellen. „Ich habe schon ein paar bekommen, jetzt haben die drei große Brüder.“ Quasi ein Familienzuwachs.

Die Stadt Gladbeck versteigert Fundsachen, als besonderes Kuriosum ist diesmal eine Kiste mit Gartenzwergen dabei
Karin und Ralf Schaefer haben sich eine der Wundertüten gesichert. Für 17 Euro fanden sie darin ein neues Paar Schuhe. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Neben den Gartenzwergen kommen vor dem Rathaus auch rund 40 Fahrräder unter den Hammer, darunter zwei E-Bikes. Auch Handys und Schmuck sind an diesem Samstagmorgen im Angebot, dazwischen preisen Pietrzak und seine Kollegen auch immer wieder „Überraschungspakete“ an. Da wissen auch sie nicht, was drin ist.

In einem Rucksack findet die Höchstbietende zwei Pässe

Die Neugierde ist groß und die Gebote fliegen in Ein-Euro-Schritten über den Platz. Und so ersteigert eine Gladbeckerin ein Paar Schuhe. Augenscheinlich verpackt zum Versand und ungetragen. Größe 43, tatsächlich dann auch noch passend für ihren Mann. Und für 17 Euro ein echtes Schnäppchen. Manchmal muss man auch mal Glück haben.

Die Stadt Gladbeck versteigert Fundsachen, als besonderes Kuriosum ist diesmal eine Kiste mit Gartenzwergen dabei
Auktionator Oliver Pietrzak und seine Kollegen von Ordnungsamt und ZBG mussten den Überblick über Gebote und Bieter behalten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für viel Gelächter sorgt auch der Inhalt eines Rucksacks, den eine andere Bieterin ergattert hat. Neben einer Perücke zieht sie auch zahlreiche BHs aus den Tiefen der Taschen. Rätselhaft wird es dann, als sie auch noch zwei Pässe zutage befördert, ausgestellt im Benin. Die gibt sie dann den Ordnungsamtsmitarbeitern doch besser wieder zurück.

Mancher Bieter lässt sich von der Atmosphäre mitreißen

Mehr Glück hat der Höchstbietende auf einen Turnbeutel. Neben Sportzeug findet er darin noch ein Handy. Andere bieten dagegen direkt auf eines der zahlreichen Mobiltelefone, die Auktionator Pietrzak aus einer Einkaufstatsche zieht und anbietet. Gleich ums erste, ein Modell von Samsung, entsteht ein wahres Bietergefecht. Mehr als 120 Euro zahlt der Auktionsgewinner am Ende dafür.

Die Stadt Gladbeck versteigert Fundsachen, als besonderes Kuriosum ist diesmal eine Kiste mit Gartenzwergen dabei
Sogar ein Kinder-Quad und ein Motorroller kamen vor dem Gladbecker Rathaus unter den Hammer. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das sorgt für Kopfschütteln im Rund der Zuschauer. Handelt es sich doch nicht etwa um ein High-End-Gerät der Marke. Und hinzu kommt: Der Kauf erfolgt auf eigenes Risiko. Ob die Telefone funktionieren oder die Fahrräder in Ordnung sind, das wird vorher nicht überprüft. Zurück zum Handy: „Zu viel gezahlt“, so das allgemeine Urteil.

„Da haben Sie ja einen richtigen Fitsch gemacht,“

Auktionator Oliver Pietrzak
zu einem Kunden, der ein Überraschungspaket ersteigert hat

Die übrigen Smartphones kommen dann auch für wesentlich weniger Geld unter den Hammer. Die Ausnahme dabei: die iPhones, die im Angebot sind. Hier klettern die Gebote dann auch über die 200-Euro-Marke. Dazwischen bietet Pietrzak wieder ein Überraschungspaket an. Für 20 Euro ersteigert ein Bieter eine Tasche, deren Inhalt unter den neugierigen Blicken der Umstehenden sofort inspiziert wird. Sportschuhe, Klamotten und dazu ein Kanister mit einem Mittel gegen Algen im Gartenteich. Augenzwinkernder Kommentar des Auktionators: „Da haben Sie ja einen richtigen Fitsch gemacht.“ Wobei, hoffentlich hat der Käufer einen Teich.

Neben Gladbeckerinnen und Gladbeckern, die einfach Spaß an der Veranstaltung haben, die diesmal parallel zum Fahrrad- und Klimafest auf dem Willy-Brandt-Platz stattfindet, sind auch einige Händler unter den Bietern. Sie prüfen die Ware genau, wissen, worum es sich handelt, kennen die Preise, die sie im Weiterverkauf mit den dann vielleicht reparierten Waren erzielen können.

Unter den Käufern in Gladbeck sind auch professionelle Händler

Sie sind es auch, die sich ein Wettbieten um den Goldschmuck liefern, der ebenfalls angeboten wird. Die wenigsten Laien haben im Kopf, wo der aktuelle Goldpreis steht, und haben erst recht nicht so viel Geld in der Tasche. Für 500 Euro wechselt der Schmuck schließlich den Besitzer. Bezahlt wird sofort vor Ort in bar. Der Erlös der Auktion fließt am Ende in die klamme Stadtkasse.

Dann schieben die Helfer ein Kinder-Quad auf die Auktionsfläche. Das Gefährt hat augenscheinlich einen Benzinmotor. Aber so richtig traut sich hier wohl niemand ran, vielleicht ist so ein Gefährt dann doch zu exotisch. Für 30 Euro jedenfalls ist es ein richtiges Schnäppchen. Nicht viel mehr, nämlich nur 50 Euro, bringt ein Motorroller ein, den jemand wohl irgendwo abgestellt und dann vergessen hat. Eigentlich sieht der schwarze Flitzer noch ganz ordentlich aus. Doch ob der Motor noch läuft, die Bremsen noch in Ordnung sind, dazu kann niemand was sagen. Ach ja, einen Schlüssel gibt es selbstverständlich auch nicht. Ein Kauf mit vielen Fragezeichen. Ein Händler nimmt dieses Risiko schließlich auf sich.

Die meisten Fahrräder gehen für 20 bis 30 Euro an ihre neuen Besitzer. Spannend wird es jedoch, als ein hochwertiges E-Bike unter den Hammer kommt. Für das Rad von Cannondale muss man neu rund 2500 Euro auf den Tisch legen. Vorteil allerdings: Man kann sich sicher sein, dass es funktioniert. Vor dem Rathaus kann man also ein Schnäppchen machen, geht aber auch wieder ein hohes Risiko ein. Doch das scheint in dem Fall viele nicht vom Bieten abzuhalten. Schnell schießen die Gebote in die Höhe, die 500-Euro-Schallgrenze ist geknackt, am Ende wechselt das Rad für 700 Euro den Besitzer. Unter viel Gelächter sprintet der Höchstbietende erst einmal zur benachbarten Sparkasse, um sich mit Bargeld einzudecken.

Am Ende der zweistündigen Auktion sind rund 3500 Euro in der Kasse, der genaue Kassensturz steht noch aus. Das saniert zwar nicht den Haushalt, dafür aber sind die Fundkeller jetzt wieder leer. Denn am Ende ist alles weggegangen, sogar die Fahrräder, die in der ersten Runde keinen neuen Besitzer gefunden haben. Zuletzt findet sich sogar noch jemand für das Modell ohne Lenker und ohne Bremsen. Ein Jahr lang können sich die Keller nun wieder mit Fundsacken füllen, dann findet die nächste Versteigerung statt.

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