Gladbeck. In Brauck steht der Kanalneubau an. Das bietet die Chance, auch das betroffene Gebiet neu zu gestalten. Um diese Straßen im Stadteil geht‘s.

In großen Teilen von Brauck muss in den kommenden Jahren das Kanalnetz komplett erneuert werden. Gut 100 Jahre alt ist das derzeitige Rohrsystem und somit einfach nicht mehr zeitgemäß. Nun soll die Umstellung vom Misch- auf das Trennsystem erfolgen, in dem das Schmutzwasser getrennt abgeführt wird. Die notwendigen Tiefbauarbeiten bieten gleichzeitig auch die Chance für eine umfassende oberirdische Veränderung. Sprich, das betroffene Quartier kann komplett neu gestaltet und fit für die Zukunft gemacht werden.

Um dieses Wohnquartier im Gladbecker Stadtteil Brauck geht es

„Brauck West“ heißt das Betrachtungsgebiet, das die Planer im Rathaus nun in den Fokus nehmen wollen. Im Kern geht es um das Quartier, das die Johannastraße, Elisabethstraße, Theodorstraße, Franzstraße, Teile der Helmutstraße und Teile der Welheimer Straße umfasst. Im Anschluss an die Kanalbauarbeiten sollen diese Straßenzüge sukzessive umgestaltet werden – mit dem Ziel, in den kommenden zehn bis 15 Jahren eine deutliche Aufwertung des Braucker Quartiers zu erreichen.

Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer beim Pressegespräch zum Ausbau des Fernwärmenetzes der Firma Uniper in Rentfort-Nord am Mittwoch, 23. November 2022, in Gladbeck. Am 24. Januar sollen die Arbeiten beginnen. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services

„Einige Bäume stehen an Stellen, wo man sie heute nicht mehr pflanzen würde. Und das Parken findet größtenteils illegal statt“

Volker Kreuzer
Stadtbauart

Um die 100 Jahre alt ist nach Auskunft von Stadtbaurat Volker Kreuzer nicht nur das Kanalsystem im Stadtteil. Viele Häuser in den genannten Straßen haben ähnlich viele Jahre auf dem Buckel. Für die Straßen gelte: Wirklich schön ist es dort nicht mehr, so der Baurat in der jüngsten Sitzung vom Planungsausschuss. „Einige Bäume stehen an Stellen, wo man sie heute nicht mehr pflanzen würde. Das Parken in den engen Straßen findet überwiegend illegal statt. Stichwort: Gehwegparken.“

Nach dem Kanalbau kann das Quartier einmal komplett „auf links gedreht werden“

Die Kanalbaumaßnahme würde nun die Gelegenheit bieten, das Quartier einmal „komplett auf links zu drehen“. So, wie es vor einigen Jahren schon mit dem Wohnquartier am Jovyplatz geschehen ist. Kreuzer: Klar, man hat einige Zeit eine große Baustelle vor der Tür, aber die wandert ja auch, und wenn alles fertig ist, ist alles richtig schön.“

An der Helmutstraße soll nach den Vorstellungen der Planer im Gladbecker Rathaus der Quartiersparkplatz gebaut werden.
An der Helmutstraße soll nach den Vorstellungen der Planer im Gladbecker Rathaus der Quartiersparkplatz gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Konkrete Pläne für „Brauck West“ gibt es noch nicht, wohl aber erste Ideen der Planer, wie das Quartier zukunftsfähig aufgestellt werden könnte. Dabei soll es vor allem um eine „Widerstandskraft gegen Überflutungsereignisse und Hitzeperioden, Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung und somit die Erhöhung der Aufenthaltsqualitäten und Aufwertung des Stadtbildes“ gehen. Punkte wie die Verkehrssicherheit und eine zukunftsfähige Verkehrsführung sollen ebenfalls berücksichtigt werden

Diese Ideen schweben den Planern vor:

  • Das Wohngebiet soll einen großen Quartiersparkplatz im Bereich der Helmutstraße erhalten, der gleichzeitig der Regenrückhaltung dient. Gedacht ist auch an eine neue, direkte Wegeverbindung vom Parkplatz aus in das Quartier.
  • Das Ziel dabei ist, gleichzeitig den Parkraum in den Straßenzügen selber zu reduzieren. In der Summe würde es aber mehr oder weniger bei den aktuell vorhandenen Parkmöglichkeiten bleiben, nur eben an anderer Stelle.
  • Die Straßen sollen zu Spielstraßen umgestaltet werden. Parkraum soll in der Mitte der Straße geschaffen werden, die Flächen rechts und links teilen sich Mensch und Verkehr, wobei der Mensch Vorrang hat.
  • Zudem sollen Flächen entsiegelt werden, um den Grünanteil im Quartier zu erhöhen. Auch das diene der Regenrückhaltung und wirke sich außerdem positiv auf die Qualität des Wohnumfeldes aus, hieß es im Fachausschuss.
  • Wo es möglich ist, sollen die alten Bäume erhalten werden, aber natürlich auch zusätzlich neue gepflanzt werden.

Solche grundlegenden Veränderungen, das betonte Kreuzer ausdrücklich, könne man natürlich nicht angehen, ohne von Anfang an die Anwohnerinnen und Anwohner mit den Plänen vertraut zu machen und vor allem auch, ihre Vorstellungen mit aufzunehmen.

Eine erste Bürgerversammlung zu „Brauck West“ plant die Stadtverwaltung bereits für den 16. September. Um 18 Uhr sollen in der Stadthalle die Ideen vorgestellt und auch erste Diskussionen ermöglicht werden.

Gesprächsbedarf lösten die Vorstellungen aus dem Rathaus auch schon bei der Politik im Fachausschuss aus. Die CDU tat sich vor allem mit dem Quartiersparkplatz schwer. Nicht in unmittelbarer Nähe der Haustür parken zu können, statt dessen ein ganzes Stück bis zur Abstellfläche für die Autos zurücklegen zu müssen. Dietmar Drosdzol konnte sich nicht vorstellen, dass diese Idee bei den Menschen in dem Braucker Quartier auf große Gegenliebe stoßen wird. Auch der Sicherheitsaspekt kam zur Sprache: Wer habe schon Lust, diese Strecke in den Abendstunden oder auch nachts zurückzulegen.

Kritik, Anregungen, Bedenken: Bevor die Umgestaltung des Quartiers konkret steht, wird es wohl noch reichlich Diskussionen geben. Über das weitere Vorgehen sowie konkretisierende Entwurfsplanungen für einzelne Straßenzüge wird der Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität regelmäßig informiert werden.

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