Gladbeck. Beim Straßenverkehrsamt in Marl ist noch immer Geduld gefragt. Bessere Erfahrungen machte ein Gladbecker nun bei einem privaten Zulassungsdienst.

Trotz verschiedener Maßnahmen angesichts der angespannten Terminsituation im Straßenverkehrsamt Marl zeichnet sich bislang noch keine Verbesserung der Lage ab. Freie Termine sind selten, sehr zum Unmut der Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Recklinghausen, die teils wochenlang auf die Anmeldung ihrer Fahrzeuge warten müssen. Doch was tun, wenn es mal schnell gehen soll?

Herr K. hatte irgendwann genug. Der Unternehmer aus Gladbeck will anonym bleiben, über seine Erfahrungen mit dem Straßenverkehrsamt möchte er trotzdem sprechen. Ende Mai habe er ein gebrauchtes Fahrzeug gekauft. „Als pflichtbewusster Bürger wollte ich das Auto im Anschluss schnell ummelden“, berichtet er dieser Redaktion. Wie viele andere Menschen im Kreis musste aber auch K. feststellen: Termine beim Straßenverkehrsamt in Marl sind kaum zu bekommen. „Für den ganzen Juni gab es keine freien Termine mehr“, so der Gladbecker. Und die Terminauswahl im Juli sei noch nicht freigeschaltet gewesen.

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Gladbecker wird von Leiter des Amtes abgewiesen

Deshalb versuchte es K. auf dem telefonischen Weg beim Verkehrsamt. Nach vielen Versuchen sei endlich eine Mitarbeiterin der Behörde ans Telefon gegangen. „Sie konnte mir einen Termin Ende Juni anbieten“, erzählt K. Das sei für ihn keine Option gewesen, schließlich sei er dazu verpflichtet, das Auto so schnell wie möglich auf seinen Namen umzumelden. K. lässt sich zum Leiter der Zulassungsstelle durchstellen, droht diesem sogar mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde. „Darauf antwortete dieser mir, dass ich heute schon der Einhundertste sei, der Beschwerde einreichen möchte“, sagt K.

Laut des Abteilungsleiters seien aktuell nur fünf von 40 Schaltern besetzt, erzählt K., zudem würde die saisontypische Anmeldung von Campingwagen zusätzliche Kapazitäten beanspruchen. „Ich verstehe nicht, warum das Amt auf solche saisonalen Phasen nicht vorbereitet ist“, sagt K. dazu, der sich nun an das Bürgermeisterbüro wenden möchte. Er habe zwar Verständnis, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kfz-Stelle aktuell überlastet seien und einen „Höllenjob“ leisten müssten, doch für ihn ist klar: „Die Art und Weise, wie mit den Kunden umgegangen wird, ist einfach unmöglich.“

Foto für Beitrag über Straßenverkehrsämter (Gladbeck)
Können private Zulassungsdienste durch den schnellen Service die Situation im Kreis Recklinghausen entlasten? © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Digitalisierung ermöglicht schnellere Zulassungen

Immerhin: Sein Auto hat K. mittlerweile über einen privaten Zulassungsdienst ummelden können. „Es gibt die Möglichkeit, sein Fahrzeug über einen Zulassungsdienst direkt in Flensburg anzumelden und damit die örtlichen Straßenverkehrsämter zu umgehen“, erzählt er. Dass diese Option bestehe, habe er bislang nicht gewusst. Tatsächlich ist diese Form der Neuzulassung beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg (KBA) bereits seit dem 1. September 2023 möglich.

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Ein Mitarbeiter des Zulassungsdienstes, an den sich K. gewendet hatte, beschreibt den Ablauf der raschen KfZ-Anmeldung: „Neben dem üblichen Weg, zum Straßenverkehrsamt zu gehen, kann das Fahrzeug über uns direkt beim Bundesamt in Flensburg angemeldet werden.“ Die Anmeldung über das KBA sei schon in wenigen Minuten erledigt. „Wir benötigen dafür nur den Personalausweis und einen gestempelten Fahrzeugbrief“, heißt es. Die Daten würden im Anschluss direkt an das Bundesamt übermittelt werden. „Der Kunde bekommt von uns sein Nummernschild, das wir vor Ort drucken können, und eine Bestätigung der Anmeldung.“

Internetbasierte Fahrzeugzulassung (i-kfz) erspart den Gang zum Verkehrsamt

Die Bestätigung erlaube es dem Halter, mit dem Fahrzeug fahren zu dürfen, obwohl die Plaketten des Kennzeichens noch fehlen, heißt es von Seiten des Zulassungsdienstes. Die Plaketten kämen einige Tage später per Post und dürfen vom Halter selbst angebracht werden. „Bis dahin sollte die KBA-Bestätigung immer mit sich geführt werden, um die Fahrerlaubnis zu belegen.“ 170 Euro koste die schnelle Zulassung über das Bundesamt. „Die Anmeldung beim Straßenverkehrsamt bieten wir für 130 Euro an, sie dauert aber länger.“ Trotz des höheren Preises würden aktuell immer mehr Menschen diese Zulassung nutzen. „Die Meisten haben einfach keine Lust mehr, beim Amt auf Termine zu warten“, berichtet der Mitarbeiter.

Wer sich die Kosten eines Zulassungsdienstes sparen möchte, kann auch als Einzelperson online seine Fahrzeuge an- oder abmelden. Die internetbasierte Fahrzeugzulassung, kurz i-kfz, ermöglicht die Anmeldung des Autos von zu Hause aus. Der Kreis Recklinghausen verweist ebenso auf diese Möglichkeit.

Keine gesetzliche Meldefrist bei Gebrauchtwagen aus privater Hand

Außerdem gut zu wissen: Die Zulassung eines gekauften Gebrauchtwagens aus privater Hand kann warten, sagt der Jurist Arndt Kempgens, der sich auf Verkehrsrecht spezialisiert hat. „Keine gesetzliche Regelung gibt vor, das Fahrzeug innerhalb eines bestimmten Zeitraums umzumelden.“ Vielmehr ist die Meldefrist einzelfallabhängig und sollte von den Vertragspartnern vor dem Kauf abgesprochen und gegebenenfalls vertraglich festgelegt werden. „Dem Amt ist in erster Linie wichtig, dass das Auto generell versichert ist“, so Kempgens. Der Verkäufer sollte aber die eventuellen Mehrkosten der laufenden Versicherung einkalkulieren. Zügige Ummeldungen könnten außerdem mögliche Versicherungsprobleme vermeiden, etwa bei Unfällen.