Gladbeck. Alexander Borchard gibt seinen Posten als Leiter des Museums in Gladbeck auf. Er wechselt ins Kulturamt und erzählt, wie es jetzt weitergeht.

Gerade einmal drei Jahre liegt es zurück, dass Alexander Borchard die Leitung des Museums in Gladbeck übernommen hat. Jetzt verlässt der 39-Jährige diesen Posten und wechselt ins Kulturamt. Warum, und wie es nun weitergeht, erzählt Borchard der WAZ.

Verwaist ist das Büro der Museumsleitung trotz der Personalie derzeit nicht. Noch schaltet und waltet Borchard in Wittringen kommissarisch, bis die Nachfolge feststeht. David Hennig, Sprecher der Stadtverwaltung, sagt: „Die Stelle ist ausgeschrieben.“ Bleibt abzuwarten, wie schnell sich eine Entscheidung fällen lässt.

Alexander Borchard setzte sich nach dem Weggang von Dr. Christine Schönebeck unter insgesamt 37 Bewerbungen durch

Als Dr. Christine Schönebeck im Jahr 2017 von Gladbeck zum Lippstädter Stadtmuseum wechselte, umfasste das Bewerberfeld um ihre Nachfolge 37 Interessierte. Borchard machte schließlich das Rennen, wurde im Oktober 2018 Kopf eines aktuell siebenköpfigen Teams im Wittringer Haus der Geschichte.

Der 39-Jährige sagt: „Es ist nicht einfach, die Museumsleitung abzugeben.“ Aber der neue Job sei sehr reizvoll: „Ich wechsele als stellvertretender Leiter ins Kulturamt, das umstrukturiert wurde. Mir wurde die Stelle angeboten.“ Schwerpunkte seiner neuen Tätigkeit sind Haushalt, Öffentlichkeitsarbeit und Denkmalschutz. Wenn’s um liebe Geld geht, sieht Borchard frische Töpfe, die angezapft werden könnten. „Seit Corona gibt es eine Menge neuer Fördermöglichkeiten“, stellt er fest.

Museumsleiter Alexander Borchard blickt auf Highlights wie die Schau zum Thema „60 Jahre Anwerbe-Abkommen Deutschland-Türkei
Museumsleiter Alexander Borchard blickt auf Highlights wie die Schau zum Thema „60 Jahre Anwerbe-Abkommen Deutschland-Türkei" zurück. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Besonders schnell schlägt sein Herz beim Thema Denkmalschutz. Er erläutert: „Für die Denkmalpflege ist das Bauamt zuständig.“ Denkmalschutz sei auf die Erhaltung und Sicherung von Denkmälern gerichtet. Es betreffe also Kulturgut, das zu bewahren ist. Dabei kann es sich um Einzelobjekte, aber auch um ganze Siedlungen handeln. Borchard erzählt: „Vorschläge, welches Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden sollte, kommen aus allen möglichen Richtungen der Bevölkerung, zum Beispiel von historisch interessierten Menschen oder solchen, die eine Immobilie erwerben wollen.“

Borchard hat eine persönliche Top 4 der interessantesten Objekte. Um seine frühere Arbeitsstätte kommt er nicht herum: „Das Haus Wittringen hat Platz 1“ – wie übrigens auch auf der offiziellen Denkmalschutz-Liste der Stadt mit insgesamt 60 Posten, auf der beispielsweise das Alte Rathaus an dritter Stelle rangiert. Borchards „Silbermedaille“ geht an die Jovy-Villa: „Die finde ich sehr stark.“ Rang 3 bekommt der Kotten Nie, gefolgt von der Arbeitersiedlung an der Phönixstraße. Borchard findet, dass seine Favoriten-Wahl gut das Nebeneinander von landwirtschaftlicher und industrieller Prägung widerspiegele.

David Hennig, Mitarbeiter in der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Gladbeck, kündigt an: Die Nachfolge von Alexander Borchard im Museum wird ausgeschrieben.
David Hennig, Mitarbeiter in der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Gladbeck, kündigt an: Die Nachfolge von Alexander Borchard im Museum wird ausgeschrieben. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Pandemie hat viele seiner Pläne als Museumschef ausgebremst. Dabei sei der Start erfolgversprechend verlaufen. „Wir konnten im Jahr 2019 unsere Besucherzahl um 26, 27 Prozent steigern und lagen bei knapp 10.000, inklusive Schulen und Kitas“, berichtet Borchard. Speziell der Nachwuchs ist ein Steckenpferd seiner Arbeit – doch dann kam Corona. „2020/2021 blieben wir oft geschlossen. Und außerhalb der Lockdowns hatten Schulen etwas anderes als Museumsbesuche auf dem Schirm. Da gibt es eine Riesenliste, was Schüler aufzuholen haben“, meint der 39-Jährige. In der Folge sei auch im Museum „Aufbauarbeit“ nötig, weil viele Ideen in der Krise einfach nicht in die Tat umgesetzt werden konnten.

Blick auf den Werdegang

Der gebürtige Düsseldorfer, der später nach Dortmund umzog, ist Vater von zwei Kindern (eins/sieben). Alexander Borchard absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Tischler-Ausbildung. Der Wunsch, akademisch tätig sein zu wollen, brachte ihn zum Studium: in Bochum und im englischen Leicester.Der heute 39-Jährige entschied sich für Englische Geschichte des Mittelalters, Urzeitgeschichte und Museumswissenschaften. Bevor er seine Stelle als Leiter des Museums in Gladbeck antrat, war Borchard unter anderem für das Deutsche Sport & Olympia Museum in Köln und das Grafschafter Museum in Moers tätig.

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Über ein paar Highlights freut sich Alexander Borchard dennoch. Und wieder ein Ranking. Spitzenreiterin ist die Präsentation „Die große Liebe“: „Die Ausstellung war ganz fantastisch und hat im Jubiläumsjahr der Stadt Gladbeck in all’ den anderen Themen gut funktioniert.“ In Präsenz möglich war eine Schau zu 60 Jahren Anwerbe-Abkommen Deutschland-Türkei: „Schön, dass es in Präsenz geklappt hat. 25 Familien und Einzelpersonen haben ihr Schicksal mit uns geteilt.“ Auf dem dritten Platz: der Museumstag im Jahr 2019 – 2020/2021 musste er ausfallen.

Borchard übergibt dem zukünftigen Kopf des Hauses die Sonderausstellung „Sportstadt Gladbeck“. Er erklärt: „Wir sind mit allen Vereinen in Kontakt getreten, aber im Lockdown war es uns nicht möglich, die Menschen zu besuchen, um eine Liste potenzieller Leihgeber zu erstellen.“ Vielleicht wird ja im kommenden Jahr etwas daraus. Wer auch immer seine Nachfolge antritt: Borchard wünscht „genauso viel Spaß wie mir mit einem tollen Team.“

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