Essen. Mehrfach musste die Uniklinik Essen Duschverbote und Abkochgebote aussprechen. Warum immer wieder Keime ins Trinkwasser geraten, ist noch unklar.

Ratlosigkeit an der Uniklinik Essen: Noch immer ist die Ursache für den wiederholten Keimbefall des Trinkwassers nicht gefunden. Man werde „noch einige Zeit“ benötigen, um das Problem dauerhaft zu lösen, teilt das Klinikum mit. Auf Anfrage erklären am Montag (9.12.) auch die Stadtwerke, dass man die Beprobungen des Wassers weiter fortsetze.

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Wie berichtet, gab es zunächst in diesem Juli einen Befall des Leitungswassers mit Legionellen und E.coli-Bakterien (Escherichia coli). Die Keime fielen bei einer routinemäßigen Überprüfung auf. Um die Patienten zu schützen, sprach die Uniklinik ein Abkochgebot für das Leitungswasser aus und verhängte ein Duschverbot.

Uniklinik Essen musste Patienten das Duschen untersagen

Im Herbst gab es erneut einen Keimbefall: „Bei einer am 15. Oktober entnommenen Probenahme wurde an mehreren Haupteinspeisungen und Gebäudeeinspeisungen der Trinkwasserversorgung auf dem Campus des Universitätsklinikums eine erhöhte Konzentration an Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen“, teilte die Uniklinik mit. Der Krankenhauskeim könne vor allem bei Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen zu Infektionen führen. Erneut sprach man Duschverbote und Abkochgebote aus.

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Die aus Sicherheitsgründen notwendigen, für Personal und Patienten aber lästigen Maßnahmen wurden nach zwei Wochen aufgehoben; nur um sie Anfang November bis auf weiteres zu verlängern: Gemeinsam mit Stadtwerken und Gesundheitsamt suche man fieberhaft die Ursache für die wiederholte Belastung des Wassers. Zeitgleich werde die Befilterung der Armaturen an Duschen und Waschbecken „mit Hochdruck vorangetrieben“, hieß es in einer internen Mitteilung vom 7. November.

„Mittlerweile sind die Wasserhähne in sämtlichen Gebäuden befiltert. Jeder Patient, jeder Besucher und jeder Beschäftigte kann sich darauf verlassen, unbelastetes Trinkwasser zu nutzen.“

Achim Struchholz, Sprecher der Uniklinik Essen, über Vorsichtsmaßnahmen für den Fall eines erneuten Keimbefalls des Leitungswassers.

Einen Monat später kann die Uniklinik hier einen Erfolg vermelden: „Mittlerweile sind die Wasserhähne in sämtlichen Gebäuden befiltert. Jeder Patient, jeder Besucher und jeder Beschäftigte kann sich darauf verlassen, unbelastetes Trinkwasser zu nutzen“, betont der Sprecher des Uniklinikums, Achim Struchholz. Auch der Komfort für die Nutzer werde durch die Befilterung nicht mehr eingeschränkt. 

Die Ursachensuche blieb indes bislang erfolglos: „Wir arbeiten mit den Stadtwerken und dem Gesundheitsamt intensiv daran, das Problem der Trinkwasserbelastung grundsätzlich und dauerhaft zu lösen. Dieser Prozess wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, schreibt Struchholz. Stadtwerke-Sprecher Roy Daffinger bestätigt am Montag (9.12.), dass man „die Beprobungszyklen ausgeweitet“ habe. Derzeit teste man das Trinkwasser alle zwei Wochen an vier Punkten um das Klinikum. „Bislang waren alle Beprobungen ohne Befund.“

Krankenhauskeim gelangt bei Rohrbrüchen in Trinkwasserleitungen

Schon im Oktober hatte das Gesundheitsamt erklärt: „Pseudomonas aeruginosa kann bei Rohrbrüchen oder Arbeiten an Trinkwasserleitungen z.B. durch kontaminierte Bauteile in Trinkwasserinstallationen gelangen.“ Allerdings teilten die Stadtwerke als zuständiger Versorger damals mit: „Wir haben in letzter Zeit keine Rohrbrüche in der Nähe des Uniklinikums gehabt.“  Es gebe dort auch „keine Schäden oder Arbeiten am Stadtwassernetz“.

Weil im Umfeld bisher auch nie ein gleichzeitiger Keimbefall gemeldet wurde, stellt sich nun die Frage, ob die Verunreinigung nicht jeweils auf dem Campus der Uniklinik geschieht und sich auch darauf beschränkt. Die Stadtwerke äußern sich derzeit nicht, ob man den Ursachenherd schon eingegrenzt habe. Aber: Es gebe weiterhin keine Rohrbrüche in der Umgebung des Klinikums.

Verantwortliche sehen ein Riesenproblem mit dem Trinkwasser im Klinikum

Auf dem Campus laufen dagegen zur Zeit diverse Baumaßnahmen, etwa die Arbeiten an der neuen Kinderklinik. Hinzugezogene Experten sollen die Klinik-Leitung darauf hingewiesen haben, dass eine Verunreinigung von Trinkwasser jederzeit im Zuge von Bauarbeiten auftreten könne. Auf der Großbaustelle Uniklinikum könnte nun eine ebenso langwierige wie kostspielige Spurensuche anstehen. Den Verantwortlichen schwant: „Wir haben da ein Riesenproblem.“

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