Essen. Die Uniklinik solle die Herztransplantationen behalten, die Krankenversorgung im Essener Norden müsse gestärkt werden, sagt der Stadtdirektor.

Die Stadt unterstützt die Universitätsklinik Essen in ihrem Ringen, auch in Zukunft Herzen transplantieren zu dürfen. Die Krankenhausreform des Landes sieht vor, dass die Uniklinik Düsseldorf sämtliche Herztransplantationen in der Region übernimmt. Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel macht sich in einem Brief an das NRW-Gesundheitsministerium auch in anderen Punkten für die Belange der Essener Krankenhäuser stark.

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Die Stadt ist „Träger der Unteren Gesundheitsbehörde“ und nimmt in dieser Funktion zu den Plänen des Landes Stellung. In dem Schreiben von Mitte August betont Renzel zunächst, dass die Verhandlungen vor Ort „insgesamt in einer kollegialen und guten Atmosphäre verlaufen sind“. Nach einem Gespräch mit dem Ärztlichen Direktor der Uniklinik und den Geschäftsführungen der drei freigemeinnützigen Träger – Contilia, Krupp und Ev. Kliniken Essen-Mitte (KEM) – unterstütze die Stadt grundsätzlich „alle uns bekannten Stellungnahmen der Essener Krankenhausträger“.

Uniklinik Essen wehrt sich gegen Aufgabe der Herztransplantationen

Wie berichtet, sieht Laumanns Reform insgesamt 64 Leistungsgruppen von Allgemeiner Chirurgie bis Wirbelsäuleneingriffen vor, nach denen die Kliniklandschaft neu aufgestellt werden soll. Dabei wünscht sich das Ministerium mehr Spezialisierung und die Konzentration von Spitzenmedizin an wenigen Standorten. Die hiesigen Träger sollen nach dem Willen des Landes zum Teil einzelne Leistungsgruppen ganz abgeben, zum Teil wurden ihnen deutlich geringere Patientenzahlen für einzelne Bereiche bewilligt. Dazu haben alle Essener Träger im Anhörungsverfahren Stellung genommen.

Peter Renzel, Stadtdirektor und Gesundheitsdezernent in Essen

„Auch möchten wir herausstellen, dass mit der Schließung der Herztransplantationen neben der Krankenversorgung auch die Forschung schwer betroffen wäre.“

Peter Renzel, Stadtdirektor und Gesundheitsdezernent in Essen, zu den Plänen, dass die Uniklinik Essen in Zukunft keine Herzen mehr transplantieren soll.

„In Bezug auf einzelne Leistungsgruppen halten wir die in den Stellungnahmen geäußerten Bitten und Forderungen mit den dargelegten Argumenten für die jeweiligen Leistungsgruppen für sehr plausibel und nachvollziehbar“, schreibt Peter Renzel. Ganz konkret macht sich der Gesundheitsdezernent für drei Forderungen stark. So schließe er sich uneingeschränkt der Forderung der Uniklinik Essen an, auch weiter Herzen transplantieren zu dürfen. Das Haus hatte 20 Fälle pro Jahr beantragt und verweist darauf, dass man im laufenden Jahr schon zehn Herz-Transplantationen durchgeführt habe.

Stadtdirektor wirbt für die Umbaupläne des Essener Philippusstifts

„Die Universitätsmedizin hat für den Gesundheitsstandort Essen und für die Region mit dem einzigen alle großen Organe transplantierenden Zentrum in Nordrhein-Westfalen eine herausragende Bedeutung“, schreibt Renzel. Außerdem wäre von einem Aus für die Herztransplantationen „neben der Krankenversorgung auch die Forschung schwer betroffen“.

Daneben setzt sich der Dezernent vehement für die Belange des Philippusstifts in Essen-Borbeck ein, das nach der Schließung von Marienhospital in Altenessen und St. Vincenz-Krankenhaus in Stoppenberg das letzte verbliebene Krankenhaus im Norden der Stadt ist. Dem Philippusstift komme nun eine „herausragende Bedeutung“ in dem Transformationsprozess in einem Einzugsgebiet mit 200.000 Einwohnern zu.

Mit Rücksicht darauf seien das Medizinkonzept und die damit einhergehenden Bauplanungen für das Philippusstift im vergangenen Jahr noch einmal angepasst worden. Der katholische Krankenhausträger Contilia habe daher in seiner Stellungnahme an Düsseldorf betont, wie wichtig es sei, die beantragten Leistungsgruppen und Fallzahlen bewilligt zu bekommen. „Die Stadt schließt sich diesen Argumenten vollumfänglich an“, heißt es in Renzels Brief. Mit Blick auf den Essener Norden hält Renzel auch die für das neue Gesundheitszentrum im früheren St. Vincenz-Krankenhaus bewilligte Zahl von 1500 Patienten für zu gering: Spätestens 2026 werde man eine Zahl von 2000 Fällen pro Jahr erreichen.

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Und schließlich wirbt der Dezernent dafür, dem „Essener Modell“, das die drei freigemeinnützigen Träger Ende 2023 auf den Weg gebracht hatten, „mehr Entwicklungszeit“ zu geben. Um das Vorhaben war es zuletzt still geworden. Renzel weist nun darauf hin, dass es komplexer sei als zunächst angenommen, zumal eine zunehmende Spezialisierung und Ambulantisierung in der Gesundheitsvorsorge zur „Aufgabe von einzelnen Standorten“ führen werde. Die Stadt unterstütze die geplante Kooperation der drei Träger, die „unbedingt auch die medizinischen Schnittstellen mit der Universitätsmedizin aufnehmen muss“.

Bis Ende des Jahres will der Gesundheitsminister entscheiden

Grundsätzlich bitte man das Ministerium, die von den Krankenhausträgern vorgetragenen Änderungswünsche „wohlwollend zu prüfen“, Fallzahlen zu korrigieren und fehlende Leistungsgruppen zu bewilligen. „Die Stadt Essen hält diese Änderungen für die Versorgung der Essener Bevölkerung für dringend notwendig.“ Die endgültigen Entscheidungen des NRW-Gesundheitsministeriums werden für Ende des Jahres erwartet.

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