Essen. Im Essener Stadtteil Katernberg ist im März ein Streit zwischen zwei Familien eskaliert. Beim Prozess gelten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

Die Türen geschlossen, Wachtmeister im Saal und auf dem Flur: Am Essener Landgericht müssen sich seit Montag zwei 18 und 20 Jahre alte Brüder aus Essen-Katernberg verantworten. Der Vorwurf: versuchter Totschlag. Für den Prozess gelten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Viel wird allerdings nicht nach außen dringen.

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Es war der 16. März, als auf der Schniedtkamp Straße – in unmittelbarer Nähe zum Katernberger Markt – ein offenbar schon länger schwelender Streit zwischen einer syrischen und einer libanesischen Familie eskaliert ist. Ein 39-Jähriger wurde damals auf dem Bürgersteig niedergestochen. Die Ärzte zählte später zwei wuchtige Stichverletzungen – in der Schulter und im Nierenbereich.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass alles mit einem eher harmlosen Streit angefangen hatte. Nach dem Vorfall nahmen schnell die Clan-Spezialisten der Polizei die Ermittlungen auf. Damals hieß es, dass der Auslöser für die blutige Auseinandersetzung der Streit unter kleinen Jungs gewesen sein könnte. Die Polizei hatte nach dem Vorfall an jenem Samstagabend die Ermittlungsgruppe „Milka“ ins Leben gerufen, da sich die Jungs um Schokolade gestritten haben könnten.

39-Jährigem soll hinter einem Lieferwagen aufgelauert worden sein

Mittendrin bei der Auseinandersetzung war Mitte März angeblich auch der Sohn des späteren Opfers. Als der 39-Jährige von der Auseinandersetzung erfuhr, soll er einen jüngeren Bruder der beiden Angeklagten auf der Straße gemaßregelt haben. Wie es heißt, gab er ihm einen leichten Schlag auf die Wange und zog ihn am Ohr.

Das wollten die beiden nun angeklagten Brüder offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie einige Zeit später mit Verstärkung bei dem 39-Jährigen angerückt sind. Dann ging angeblich alles ganz schnell: Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft warteten die Angeklagten hinter einem Lieferwagen. Mit dabei sollen noch mindestens vier weitere Personen gewesen sein, die bislang nicht ermittelt werden konnten.

Wilde Schlägerei auf offener Straße zwischen zahlreichen Männern

Es entwickelte sich eine wilde Schlägerei zwischen zahlreichen Männern. Die Gruppe um das spätere Opfer soll dabei sogar zu Metallstangen gegriffen haben, um die Angreifer zu vertreiben. Getroffen wurde damit aber angeblich niemand. Irgendwann soll der ältere der beiden angeklagten Brüder dann das erste Mal zugestochen haben – in die Schulter. Der 39-Jährige ist daraufhin angeblich zu seiner Haustür geflüchtet, um sich in Sicherheit zu bringen. Dort traf ihn laut Anklage ein zweiter Stich – diesmal in die Nierengegend.

Die Ärzte hatten später einen circa fünf Zentimeter tiefen Einstich festgestellt, dazu eine klaffende Wunde in der Schulter. Lebensgefahr bestand aber offenbar nicht. Was die angeklagten Brüder zu den Vorwürfen sagen, ist nicht bekannt. Der Prozess findet komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Grund ist eine weitere Anklage, die gleich mitverhandelt wird. Dabei geht es um die Vergewaltigung einer Jugendlichen, die der heute 18-Jährige angeblich aus der Schule kannte.

Diese Vorwürfe gehen allerdings schon auf das Jahr 2022 zurück. Damals waren die Brüder noch minderjährig. Der Ausschluss der Öffentlichkeit ist damit für das gesamte Verfahren laut Gesetz zwingend.

Mit einem Urteil ist voraussichtlich im Dezember zu rechnen.

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