Rot-Grün will den ansiedlungswilligen Firmen im Homberger Norden den Weg ebnen.
Wie das Bündnis von SPD und Grünen gestern bekannt gab, gilt das sowohl für die Moerser Firma BEC auf dem Gelände von Schacht Gerdt als auch für den Altreifen-Verwerter Degema auf dem Hornitex-Areal. Wie berichtet hatten beide Unternehmen den Bezirksvertretern ihre Pläne hinter verschlossenen Türen vorgestellt.
„Es ist Zeit, den Bürgern mitzuteilen, was wir dort wollen“, sagt SPD-Fraktionschef Hermann Grindberg. Im Mittelpunkt steht das alte Bergbau-Areal. Eine „grüne Oase“ sei nicht länger Ziel, man wolle neuen Arbeitsplätzen keinen Riegel vorschieben. Die Lösung sei ein Kompromiss zwischen beiden Parteien.
Der Eigentümer soll den Denkmal geschützten Schacht samt Anbauten gewerblich nutzen dürfen, dafür soll auf dem Grundstück ein mindestens 20 Meter breiter Korridor als Grünstreifen für den Biotopverbund entstehen.
Grünen-Sprecher Matthias Schneider sieht damit auch die Ziele seiner Partei erfüllt: „Wir folgen damit der Null-Hektar-Strategie, keine neuen Grünflächen zu verbrauchen.“
Voraussetzung sei aber, dass alle neuen Betriebe in dem Bereich keinen Dreck in die Luft pusten. Das gilt auch für das ehemalige Hornitex-Gelände. „Der große Druck aus der Bevölkerung ist berechtigt, dass dort nicht wieder so ein emittierender Betrieb hinkommt“, sagt Grindberg.
Abschied von einer
öffentlichen Grünfläche
Ein entsprechender Antrag soll noch in diesem Jahr folgen. „Wir wollen einem sinnvollen Projekt nicht im Wege stehen. Daher gilt es zeitnah zu handeln“, sagt Schneider.
Das Verhalten lässt sich durchaus als Wende bezeichnen. Denn im November 2009 waren es ausgerechnet SPD und Grüne, die den Bereich in eine öffentliche Grünfläche umwandeln wollten. Der Schacht sollte erhalten, aber nur zu Wohnzwecken genutzt werden. Weil aber einige Genossen an dem Tag fehlten, reichten die Stimmen nicht. Die CDU lehnte ab und sprach sich für ein Gewerbegebiet aus. Im Rat boxte Rot-Rot-Grün die Grünfläche wenige Tage später dann doch durch.
Was Rot-Grün zum Umdenken bewogen hat: Die Nachricht, dass ein Asbest-Sanierer vor der Tür stehe, habe doch alle in Angst und Schrecken versetzt, erklärte Grindberg. Jetzt stelle sich heraus, dass dort nur die entsprechenden Geräte und Container umgeschlagen werden sollen. Der Beschluss von damals, „die radikale Lösung“, habe als „Stopp“ gedient, um in Ruhe überlegen zu können.
Auch beim ehemaligen Hornitex-Gelände sei man inzwischen schlauer. An dem Bebauungsplan müsse man nichts ändern, der stammt vom Februar 1972, von der Stadt Rheinkamp, die das Areal nicht als Industrie-, sondern als Gewerbegebiet ausgewiesen hatte. „Wir müssen nur verhindern, dass wieder ein industrieller Betrieb eine Sondergenehmigung erhält.“
Ob das Verfahren zur Altreifen-Verwertung tatsächlich so emissionsarm sei wie dargestellt, müsse die Fachverwaltung prüfen und nicht die Politik. „Jede Firma muss eine Genehmigung beantragen.“
Auf der Suche
nach Mehrheiten
Für diese Ziele muss sich Rot-Grün erst eine Mehrheit suchen. Den Hombergern geht es dabei nicht anders als ihren Parteifreunden im Landtag. In Homberg war die Stimmung zwischen den Lagern zuletzt eher angespannt. „Wir werden vorher mit allen reden, mit der FDP, mit der Linke und mit CDU-Fraktionschef Mario Adams“, sagt Grindberg. „A wie Adams, das steht doch auch ganz oben in meinem Telefonverzeichnis.“