Duisburg-Baerl/Homberg. . Zwei Moerser Unternehmer Gelände Zentrum für Gewerbe, Kultur und Gastronomie bauen. Und haben sich Unterstützer aus der Politik geholt.
Langfristig könnte es ein Landschaftspark- West werden. Die Moerser Unternehmer Ingo und Christian Breznikar wollen den Schacht Gerdt im Süden Baerls aus seinem 50-jährigen Dornröschenschlaf wecken, das alte Industriegelände revitalisieren. Ihr Plan: In dem denkmalgeschützten Backstein-Bauensemble zwischen Kohlen- und Rheindeichstraße soll ein Zentrum für Gewerbe, Kultur, Versammlungen und Tagungen mit Gastronomie entstehen. Hier sollen sich Bürger, Gruppen, Vereine und Parteien treffen. Für sie alle wäre es eine gute Nachricht: Denn Versammlungsräume sind in Baerl und Homberg Mangelware, das Angebot deckt nicht die Nachfrage.
Großer Bahnhof auf Schacht Gerdt: Im kühlen, leeren Kauengebäude präsentierten Christian Breznikar und der Homberger Architekt Heinz-Jürgen Falk jetzt ihr ambitioniertes Projekt, Arbeitstitel „Kreativ-Pütt“. Dazu hatte der Homberger CDU-Vorsitzende Klaus Radny die Europaabgeordnete Renate Sommer, den Bundestagsabgeordneten Volker Mosblech sowie Bezirksvertreter aus Homberg, Ruhrort und Baerl eingeladen. Ehemalige Bergleute sangen das Steigerlied: „Glückauf, der Steiger kommt“, aus voller Brust, in voller Montur.
Museum in der ehemaligen Kaue
Wie berichtet stellte Architekt Falk im November für die Moerser Firma Gewerbepark Gerdt GmbH, Geschäftsführer ist Christian Breznikar, einen ersten Bauantrag bei der Stadt: Im früheren Verwaltungsgebäude der Zechenanlage will das Moerser Unternehmen BEC Industrietechnik GmbH von Vater Ingo Breznikar einziehen.
Und so sehen die weiteren Pläne im Detail aus: Die denkmalgeschützten Gebäude mit insgesamt 7000 Quadratmetern Nutzfläche sollen saniert werden. In das Erdgeschoss des 1600 Quadratmeter großen Hauptgebäudes, die längliche Kaue, soll ein Bergbaumuseum einziehen, in den zweiten Stock Versammlungsräume. Auch der 58 Meter hohe Förderturm soll Teil des Bergbaumuseums werden, hier sind Videoprojektionen und Klanginstallationen zum Betrieb der Zeche Rheinpreußen geplant, zu der der Schacht Gerdt einst gehörte. „Die Landmarke des Turms könnte im Dunkeln angestrahlt werden“, dachte Architekt Falk laut vor.
Daneben soll eine neu zu bauende, Gastronomie in einer Art Glashaus Platz finden. Tagungs-, Versammlungs- und Galerieräume sowie eine Künstler-Werkstatt sollen das Zentrum ergänzen. Im Außenbereich nahe der Kohlenstraße sind drei neue, zweistöckige Gewerbehallen geplant. Mehrere mittelständische Firmen aus Moers interessieren sich bereits für eine Ansiedlung an diesem Ort, so Christian Breznikar am Rande der Präsentation.
Energiegewinnung durch Abwärme aus Grubengas
Die Abwärme aus dem Grubengas, das die Essener Steag GmbH bis heute auf dem Gelände fördert, soll alle Gebäude künftig umweltfreundlich beheizen. Eine neue zentrale Zufahrt von der Rheindeichstraße aus soll den Weg aufs Gelände ebnen. Diese Stichstraße führt auf zwei neu zu bauende Parkplätze mit rund 200 Stellplätzen. Und schließlich soll zwischen Kohlenstraße und Kauengebäude ein See angelegt werden, an dessen Ende ein Denkmal für die Zwangsarbeiter stehen soll, die hier auf Schacht Gerdt während der Kriegsjahre schuften mussten. Ein Park, ein Wanderpfad und ein Outdoor-Spielgelände könnten das Gelände abrunden.
Das Invest, ein „zweistelliger Millionenbetrag“, wollen die Moerser Unternehmer zum größten Teil selbst schultern. Radnys Parteikollegen, die Europaabgeordnete Renate Sommer und der Bundestagsabgeordnete Volker Mosblech, wollen jetzt zeitnah prüfen, welche Fördermittel von EU und Bund in das Projekt fließen können. Schließlich ist die Landmarke Schacht Gerdt mit ihrem industriehistorischen Bauensemble nach Meinung der Investoren nicht nur von öffentlichem Interesse, sie wollen sie auch der Öffentlichkeit zugänglich machen...
Überschaubare Auflagen
Inzwischen hat die Stadt den ersten Bauantrag für den BEC-Firmensitz vorgeprüft. Seit Januar liegt ein Zwischenbescheid vor, dessen Auflagen die Bauherren für überschau- und machbar halten. Unter anderem fordert die Behörde ausreichend Parkplätze sowie Zu- und Abfahrten sowie ein Naturschutzgebiet. Auch die beteiligte Untere Denkmalbehörde der Stadt hält die Pläne für „prinzipiell machbar“, wie Denkmalschützerin Susanne Becking-Brüggemann durchblicken ließ.
Das Grundstück von Schacht Gerdt mit Blick auf den Rhein und die Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke sollte nach ursprünglichen Plänen von Rot-Grün als Grünfläche ausgewiesen werden. Die „große Koalition“ von SPD und CDU im Rat hat die Fläche im aktuellen Entwurf für den Flächennutzungsplan 2027 nun aber als Gewerbegebiet kartiert.