Duisburg. Haussanierungen, Solaranlagen, Dämmungen scheitern in Duisburg oft am Denkmalschutz. Jetzt gibt es Forderungen, das zu ändern. Wie es gehen soll.

Klimaschutz oder Denkmalschutz: Insbesondere in den weitgehend denkmalgeschützten Stadtteilen Wedau und Bissingheim entstehen zwischen diesen beiden Feldern zunehmend Konflikte. Bewohner wollen ihre Häuser sanieren, die Stadt Duisburg weist aber viele ihrer Anträge ab – Solaranlagen und weitere Modernisierungen seien wegen des Denkmalschutzes nicht erlaubt. Diese Ideen haben die Parteien in der Bezirksvertretung Süd, um den Konflikt zu lösen:

SPD: „Umweltschutz und Klimaschutz dürfen sich nicht ausschließen“

SPD: „Bürgerinnen und Bürger, die sich bereit erklären, etwas für den Klimaschutz zu tun, dürfen nicht bestraft werden, weil sie in einem denkmalgeschützten Haus leben. Umweltschutz und Denkmalschutz dürfen sich nicht ausschließen.

Die SPD-Fraktion hat deshalb bereits mehrere Initiativen gestartet, um die Menschen vor Ort zu unterstützen. Ganz konkret wurde dazu bereits ein Antrag in der Bezirksvertretung auf Initiative der SPD-Fraktion eingebracht. In diesem fordern wir die Überarbeitung der Denkmalschutzfibeln für Bissingheim und Wedau und einen Dialog zwischen den entsprechenden Akteuren.“

Grüne: Klimaschutz soll vor Denkmalschutz gehen

„Denkmalschutz ist wichtig. Der Erhalt historischer Zeugnisse ist notwendig und muss mit Bedacht gesichert werden. Das trifft auch auf Siedlungen wie die Gartenstadt Wedau zu.

Andererseits müssen Anstrengungen unternommen werde, die Auswirkungen der Klimaschäden zu begrenzen. Schutzmaßnahmen müssen Vorrang haben. Was heute unterlassen wird, wird morgen Kosten in gewaltiger Höhe verursachen. Deshalb plädieren wir dafür, Maßnahmen zum Klimaschutz trotz Denkmalschutz zu erlauben.

Im Bereich Photovoltaik gibt es zum Beispiel bereits sogenannte Solarziegel, die sich optisch nicht von normalen Ziegeln unterscheiden. Außerdem wäre für uns das Erscheinungsbild von der Straßenseite aus vorrangig. Dämmungen etc. im rückwärtigen Bereich und in Teilen der Gärten sollten erlaubt sein. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen in der Lage sein, durch entsprechende Maßnahmen – vor allem fossile – Energie zu sparen, damit ihnen die Kosten nicht über den Kopf wachsen.

Sorge bereitet uns eher, dass Vorgärten versiegelt oder Hecken und Bäume abgeholzt werden, die ebenso zum denkmalgeschützten Erscheinungsbild gehören wie Dächer und Fassaden. Das traf auch auf die Platanen und Eichen an der Wedauer Straße zu, die ohne Not gefällt worden sind. Eine Mobilitätswende ist in den historischen Stadtteilen – und darüber hinaus – dringend vonnöten, um das Parkplatzproblem zu lösen, unter dem deren denkmalgeschützter Charakter leidet.“

CDU: Modernisierung im Hausinneren erlauben

CDU: „Das Thema Denkmalschutz führt deutschlandweit zu Konflikten mit dem Klimaschutz. Es muss hierbei mit Augenmaß seitens der Behörden agiert werden, damit auch Eigentümer denkmalgeschützter Immobilien energetische Maßnahmen durchführen können. In welchem Umfang diese Maßnahmen möglich sind, wäre im Einzelfall zu prüfen.

Groß war das Interesse zum Thema „Zeitgemäßer Denkmalschutz“ bei einer  Bürgerversammlung in Bissingheim 2023.
Groß war das Interesse zum Thema „Zeitgemäßer Denkmalschutz“ bei einer Bürgerversammlung in Bissingheim 2023. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Grundsätzlich sollten aber unter den bisherigen Voraussetzungen beispielsweise der Einbau effizienter Heizungsanlagen oder auch Dämmung im Gebäudeinneren möglich sein. Gegebenenfalls ist der Gesetzgeber gefragt, Anpassungen vorzunehmen, damit das Spannungsfeld Denkmal- und Klimaschutz aufgelockert werden kann und auch aktuelle Herausforderungen berücksichtigt werden können. Auf der anderen Seite muss jedem Eigentümer klar sein, dass denkmalgeschützte Immobilien Restriktionen und Verpflichtungen mit sich bringen. Im Regelfall spiegelt sich dies auch in den Kaufpreisen wider.“

FDP/Helten: „Denkmalschutz für Wedau und Bissingheim ist nicht mehr zeitgemäß“

FDP/Helten: „Der Denkmalschutz für die Siedlungen in Wedau und Bissingheim ist nicht mehr zeitgemäß, da der Klimaschutz diesen komplett überholt hat. Obendrein entspricht der Zuschnitt der Wohnungen nicht mehr den aktuellen Wohnbedürfnissen der heutigen Bewohner.

Die Bewohner sollten ihre Häuser energetisch sanieren dürfen. In Buchholz gibt es die Häuser „Am Hauberg“, welche als Siedlung vor rund 90 Jahren errichtet wurden. Hier konnten die Bewohner ihre Häuser fleißig umbauen, ohne das Hemmnis Denkmalschutz.“

>> WICHTIGE THEMEN IM DUISBURGER SÜDEN: DAS FORDERT DIE POLITIK

Zu Anfang des Jahres 2024 blicken wir in loser Folge voraus auf vier Themen, die den Duisburger Süden im kommenden Jahr bewegen werden. Zu diesen Themen haben wir den Fraktionen in der Bezirksvertretung Süd einen Fragebogen geschickt. Ihre Antworten veröffentlichen wir in vier Texten.

Die Themen: