Duisburg. Fakten zu Duisburgs Syrerinnen und Syrern: In welchen Stadtteilen die meisten leben, wie viele eingebürgert wurden und wie viele ausreisepflichtig sind.
Nach dem Sturz des syrischen Diktators Assad hat die Debatte an Fahrt aufgenommen, ob ein Fluchtgrund bei vielen Asylbewerbern noch gegeben ist. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat einen Vier-Punkte-Plan für den Umgang mit geflüchteten Syrerinnen und Syrern vorgestellt. Sie sagt: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge werde „Schutzgewährungen überprüfen und aufheben, wenn Menschen diesen Schutz in Deutschland nicht mehr brauchen, weil sich die Lage in Syrien stabilisiert hat. Das wird dann für jene gelten, die kein Aufenthaltsrecht aus anderen Gründen wie Arbeit oder Ausbildung haben und nicht freiwillig nach Syrien zurückkehren.“ Viele Geflüchtete fragen sich, wie sicher ihr Heimatland ist – und ob sie in Zukunft dort oder hier leben können, leben wollen. Was über die große Gruppe syrischstämmiger Duisburger bekannt ist.
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Wie viele Syrerinnen und Syrer leben in Duisburg?
In Duisburg feierten am 10. Dezember nur 120 Syrerinnen und Syrer das Ende der Schreckensherrschaft (wir berichteten). Wahrscheinlich kamen auch wegen des Veranstaltungszeitpunktes (Dienstagnachmittag) und des Ortes (am Hauptbahnhof) so wenige Menschen. Denn in Duisburg leben mehr als 10.000 Syrer, die meisten jedoch im Stadtwesten und -norden. Am 30. November waren in Duisburg 10.879 syrische Staatsangehörige gemeldet. Ihre Zahl war zuletzt gesunken: Ende Oktober 2023 waren es noch 11.205 syrische Duisburger, Ende Oktober 2022 noch 11.716. Ein Grund für diesen Rückgang sind Einbürgerungen in großer Zahl.
Wie viele Syrer sind in Duisburg eingebürgert worden?
Stadtsprecher Falko Firlus berichtet: Bis Ende November sind in Duisburg 4955 syrische Staatsbürger eingebürgert worden, 3000 männliche und 1955 weibliche. Allein in den ersten elf Monaten 2024 waren es 1356 Einbürgerungen. Auch unter den offenen Einbürgerungsfällen sind syrische Antragstellerinnen und Antragsteller die große Mehrheit. Seit 2021 führen sie die Duisburger Einbürgerungsstatistik Jahr für Jahr mit deutlichem Abstand an.
Der rasante Anstieg der Anträge und Einbürgerungen erklärt sich durch den Zustrom Geflüchteter ab 2015/2016. Die Geflüchteten mussten nach dem alten Einbürgerungsrecht (gültig bis Ende Juni 2024) in der Regel bis zu acht Jahre warten, ehe sie die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen konnten. Von der durch die Reform überholten Acht-Jahre-Regel konnte aber auch schon in der Vergangenheit bis zu zwei Jahre abgewichen werden, wenn die Antragsteller „besondere Integrationsleistungen“ erbrachten, also etwa besonders gut Deutsch sprachen, gute schulische oder berufliche Leistungen vorweisen konnten.
Wie viele Syrer leben noch in Flüchtlingsunterkünften?
Die Stadt hat laut Sprecher Falko Firlus noch 257 Personen syrischer Staatsangehörigkeit untergebracht: 200 in Heimen, 57 in Wohnungen.
Wie viele ausreisepflichtige Syrer leben zurzeit in Duisburg?
„Die Anzahl der geduldeten Syrer fällt mit 38 Personen sehr gering aus“, sagt Firlus und bezieht sich damit auf Syrer und Syrerinnen in Duisburg, die zwar ausreisepflichtig sind, aber aktuell nicht abgeschoben werden können oder dürfen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) habe diesen Personen keinen Schutzstatus gewährt beziehungsweise diesen widerrufen oder zurückgenommen. Ein Grund dafür können auch Straftaten sein. Das BAMF hatte zunächst allen syrischen Personen einen Schutzstatus gewährt. Die 38 Duisburger Fälle stünden nicht im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Entwicklung in Syrien, betont Firlus.
Seit 2012 gilt wegen des blutigen Bürgerkriegs in Syrien ein bundesweiter Abschiebestopp. Nach dem Sturz des Assad-Regimes hat das BAMF wegen der schwer zu bewertenden Sicherheitslage „Entscheidungen für Asylantragstellende aus Syrien, bei denen auch Informationen zur Lage in Syrien berücksichtigt werden, bis auf Weiteres aufgeschoben“. Die Aussetzung hat keine Auswirkungen auf den bestehenden Schutzstatus.
Wie viele Duisburger Syrer erhalten Bürgergeld?
Von den knapp 11.000 Syrerinnen und Syrern in Duisburg waren im Juli 2024 nach Angaben des hiesigen Jobcenters 6804 im Regelleistungsbezug, darunter 4344 erwerbsfähige Syrerinnen und Syrer. Angaben zu deutsch-syrischen Empfängern kann das Jobcenter nicht machen.
Mit Blick auf eine ähnlich geringe Erwerbsquote in Essen hatte der dortige Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) Bund und Land bereits am 9. Dezember verbal in die Pflicht genommen: Wenn alle Essener Syrer auch nach den Umwälzungen in Syrien bleiben sollten, dürfe die Versorgung der Menschen mit Transfermitteln nicht an Kommunen wie Essen hängenbleiben.
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Was ist über die demografische Struktur bekannt?
5905 der in Duisburg gemeldeten Syrerinnen und Syrer sind laut städtischer Statistik männlich (54,28 Prozent), 4974 weiblich. Mehr als 80 Prozent der Menschen sind jünger als 40 Jahre. Die größten Altersgruppen unter ihnen sind die Kinder bis neun Jahre (22,1 Prozent), die Zehn- bis 19-Jährigen (20,3 %) und die 20- bis 29-Jährigen (20,3 %) (siehe Grafik).
In welchen Duisburger Stadtteilen leben viele Syrer?
Laut Einwohnermelderegister leben die Syrerinnen und Syrer überweiegend in den ärmeren Vierteln im Westen und im Norden der Stadt, die meisten in diesen Stadtteilen:
- Rheinhausen-Mitte (1149)
- Marxloh (914)
- Hochemmerich (825)
- Obermarxloh (577)
- Beeck (521)
- Hochfeld (519)
- Mittelmeiderich (514)
- Obermeiderich (479)
- Neumühl (433)
- Dellviertel (427)
Keine oder nur wenige syrische Staatsangehörigen sind vor allem in Ortsteilen am oberen Ende des Duisburger Wohlstandsgefälles gemeldet:
- Baerl (–)
- Rahm (–)
- Ungelsheim (–)
- Wehofen (keine)
- Bissingheim (6)
- Wedau (7)
- Alt-Walsum (9)
- Huckingen (9)
- Overbruch (16)
- Buchholz (30)
Was die Stadt Duisburg nicht beantworten kann
Die Stadt kann keine Angaben dazu machen, wie viele der in Duisburg gemeldeten Syrerinnen und Syrer als Flüchtlinge gekommen und wie viele als Ehepartner oder Kinder nachgezogen sind, wie viele zum Studium oder zur Ausbildung hier sind. Angaben zur Religionszugehörigkeit liegen ebenfalls nicht vor.
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