Duisburg. Fragt man die Duisburger, ist klar: Das beste Bier wird bei König Pilsener in Beeck gebraut. Einblicke in die Geheimnisse der Brauerei.
Der Nachmittag beginnt wie so viele schöne Nachmittage: Mit einem Bier. Nicht mit irgendeinem Bier allerdings, sondern dem Besten – wenn man die Duisburger fragt. KöPi, mit bürgerlichem Namen König Pilsener, hat sich napoleonisch schon vor Jahren als „Das König der Biere“ selbst gekrönt und residiert mitten in Beeck in der KöPi-Brauerei an der Friedrich-Ebert-Straße. Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ bekamen Leser eine exklusive Führung durch die Brauerei – exklusiv deshalb, weil den Teilnehmern ein ganz besonderer Genuss zuteilwurde.
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Doch zurück zum Anfang: Nach einem Spaziergang vorbei an geschäftigen Staplerfahrern, durch riesige Hallen und entlang gebirgszugsgleichen Haufen von Köpi-Kästen – leider alle leer – versammelt sich die Gruppe im Theodor König-Keller. Hier beginnt der besagte Nachmittag mit einem frisch gezapften KöPi, einem Th. König Zwickl und der Begrüßung durch Gastgeberin Sophie Hufer. Im gemütlich-schummrigen Kneipenkeller lässt die entsprechende Atmosphäre nicht lange auf sich warten.
Diese Weiblichkeit steckt in Duisburgs beliebtesten Bier
Zwei Freunde aus Herne erzählen von Brauereibesichtigungen in der Jugend, von der Arbeit und der bayerischen Bierkultur – worüber man in der Kneipe halt so redet. Reden tut dann aber erstmal nur noch Sophie Hufer, und zwar durch ein Kopfhörersystem in die Ohren der Teilnehmer, die mittlerweile in weiße Hygieneanzüge gewandet sind.
Erste Station der Führung: Das historische Sudhaus, „das Herz der Brauerei“, erklärt Hufer. In Betrieb ist es schon lange nicht mehr, dafür lernen die Teilnehmer eine Menge über die vier Zutaten, aus denen mal des Deutschen liebstes Getränk wird, Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Das nur die weiblichen Hopfendolden zum Bierbrauen taugen, entlockt nicht nur Sophie Hufer ein schelmisches Grinsen. „Wer hätte gedacht, dass das ach so männliche Bier auf weibliche Pflanzen angewiesen ist.“
Tropenhitze im tiefen Keller der Brauerei
Vorbei an der Schaltwarte, der historischen wie der modernen, geht es zum Maischprozess im neuen Sudhaus. Schon hier kommt die Gruppe ins Schwitzen – das hat nichts mit dem Hochsommer zu tun, sondern mit den geradezu tropischen Temperaturen rund um die silbern glänzenden Kessel. Noch wärmer wird es unter dem Sudhaus, wo sich Röhren über Röhren wie metallische Schlangen durch den Keller ziehen. Gute 40 Grad hat es dort, wer schon einmal im Rio-Negro-Tropenhaus des Duisburger Zoos war, kann sich eine Vorstellung machen.
Passenderweise in dieser Hitze kann Sophie Hufer die besorgten Biertrinker beruhigen: Anders als Veltins, die mit Blick auf russische Pipelines markig „Ohne Gas kein Bier“ proklamierten, setzt KöPi bald auf Restwärme von Thyssen-Krupp-Steel zum Brauen. Gute Nachrichten also.
Leser begeistert von KöPi-Rarität
Abkühlung zweierlei Arten gibt es dann in der „Gruft von Theo König“. Im dunklen, kühlen Gemäuer wartet Braumeister Oliver Landsberger auf die Gruppe. Die Gruft, die in Wirklichkeit mal ein alter Lagerraum war, wird heute zum Ort der Verkostung einer Bierspezialität, die sonst niemand in Duisburg oder sonstwo zu trinken bekommt: ungefiltertes KöPi. Die trübe Flüssigkeit wirkt in den braunen Flaschen ohne Etikett noch einmal ursprünglicher – und schmeckt vielen Teilnehmer besser als das „normale“ KöPi.
Vollmundiger, würziger als das handelsübliche Königspils rinnt die Rarität die Kehle hinab, „das liegt daran, das zum Beispiel noch Hefen im Bier sind“, erklärt Landsberger. Deswegen muss das Bier relativ frisch und zügig getrunken werden. „Wir sind da ganz bei Ihnen“, sagt Oliver Landsberger den begeisterten Biertrinkern, die das ungefilterte Getränk auch gerne im Supermarkt kaufen würden. „Aber der Einzelhandel will Bier, das länger haltbar ist.“
Wieso in Duisburg nicht bloß KöPi abgefüllt wird
Durchs Museum mit KöPi-Reliquien – Teilnehmer älterer Semester freuen sich über ein Wiedersehen mit Bierflaschen vergangener Tage oder dem sagenumwobenen König-Alt – geht es in den hochtechnologisierten Gärkeller, wo das Bier zum KöPi wird. Hier liegt auch der kälteste Raum der Brauerei, die Gruppe macht zur Abkühlung einen kleinen Abstecher. Das geht nicht immer, wenn sich Wärme und Kälte zu arg duellieren, kommt es im schlimmsten Falle zu Eisstürzen von der Decke.
Die Reise des Bieres und der Gruppe ist fast beendet, letzte Station ist die Abfüllhalle. Hier kommen nicht bloß KöPi und Zwickl in die Fässer und Dosen, in die Dosen kommt auch Bitburger – zu der Brauereigruppe gehört KöPi seit 2004 –, Benediktiner, Licher und Köstritzer. Duisburger Bierpuristen müssen sich aber nicht sorgen: Gebraut werden in Beeck nur die zwei Biere von König, der Rest kommt fertig im Tanklaster nach Duisburg. Die Flaschenabfüllung im Obergeschoss gibt es übrigens nur per Filmchen zu sehen, zu eng ist es in der Anlage.
Gespräche bei KöPi und Mettwurst
Zurück im Theodor König-Keller steuern die meisten Tourteilnehmer erstmal zielstrebig aufs Klo zu – der unfiltrierte halbe Liter fordert seinen Tribut. Neben Brezeln und Mettwurst gibt es dann selbstverständlich auch wieder KöPi und Kneipengespräche. Geschichten über die Heimat, über die unverschämte Inflation und exorbitante Benzinpreise lassen die Besucher vergessen, dass sie direkt unter einem geschäftigen Werksgelände sitzen.