Duisburg-Beeck. Das Klimaschutzprojekt der König-Brauerei geht gut voran, Leitungsarbeiten laufen in Beeck. Bald nutzt die Brauerei Thyssen-Dampf zum Bierbrauen.

Die König-Brauerei benötigt Energie für ihre Produktion. Um etwa Maische zu erhitzen oder Würze zu kochen, verfeuert sie bislang auf dem Duisburger Werksgelände Braunkohlenstaub. Künftig will das Traditionsunternehmen sein Bier stattdessen mithilfe von Abwärme aus der Stahlherstellung brauen. Eine neue Anlage soll rund 75 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes einsparen. Dieses Vorhaben setzt die Brauerei seit vergangenem Sommer gemeinsam mit Thyssenkrupp und dem Energiekonzern Eon um, derzeit laufen in Beeck die Bauarbeiten.

„Das wird ein geschlossener Kreislauf“, erläutert der Projektleiter Matthias Kuhles, der das Vorhaben für die Energiekonzerntochter Eon Business Solutions betreut. Wasserdampf vom Ruhrorter Kraftwerk, das zum Thyssenkrupp-Stahlwerk gehört, wird über Hochleitungen, zwölf Meter über dem Boden, nach Beeck zu einer neuen Verteilerstation transportiert. Von dort gelangt der Dampf über neue unterirdische Leitungen in den Brauereikeller und wird in eine sogenannte Dampfübergabestation geführt.

Der Kraftwerksdampf erhitzt anschließend das sogenannte Kesselspeisewasser der Brauerei, kühlt sich dabei ab, wird wieder flüssig und fließt zurück an den Stahlkonzern. Der aus dem Kesselspeisewasser durch Wärmeaustausch erzeugte Dampf wird dann zur Bierproduktion eingesetzt. „Der Abwärmedampf von Thyssenkrupp kommt natürlich nicht in Kontakt mit dem Wasser in der Brauerei“, betont Matthias Kuhles. Sein Unternehmen baut die „gesamte energetische Infrastruktur“ und übernimmt anschließend das Energiemanagement.

Leitungsarbeiten in Duisburg-Beeck gehen gut voran

Die Leitungsarbeiten schreiten nach Ansicht des Projektleiters gut voran und liegen zudem im Zeitplan. Sie schließen die Brauerei an die Hochleitung an, die nördlich des Discounters Lidl verläuft. Der erste von vier Bauabschnitten ist bereits beendet. Die unterirdische Verbindung vom Brauereikeller entlang der Hopfenstraße und über die Friedrich-Ebert-Straße ist gelegt und die Straßendecke wieder geschlossen.

Die Expertinnen und Experten von Eon setzen dort, wie auf der gesamten Strecke, auf Spezialrohre mit Federelementen. Sie erlauben dem Metall genug Spiel, damit es sich beim Unterschied zwischen Bodentemperatur (15 bis 20 Grad Celsius) und dem Wasserdampf aus dem Kraftwerk (rund 180 Grad Celsius) problemlos ausdehnen kann.

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Die aktuellen Arbeiten an der Herzogstraße, der zweite Bauabschnitt, sind größtenteils fertiggestellt und sollen Mitte März beendet sein. Aufgrund der Baustelle ist die Straße für den regulären Verkehr gesperrt. Anlieger können die Wohnhäuser jedoch mithilfe einer provisorischen Zu- und Abfahrt über die Weststraße erreichen, die betroffen Anwohnerinnen und Anwohner wurden darüber von der Brauerei im Vorfeld informiert. Diese Zufahrt ist ebenfalls für Rettungswagen und Löschfahrzeuge der Feuerwehr vorgesehen.

Die nächste und dritte Bauphase ist schon vorbereitet. Sie schließt die Lücke zur Hochleitung, die dann im letzten Bauabschnitt an den neuen Verteiler angeschlossen wird. Zu den Vorarbeiten gehört, dass bereits die Rohrgräben ausgehoben sind. Aktuell läuft dort auch schon der Rohrbau. Außerdem ist bereits ein Grundstück der Emschergenossenschaft zwischen der Alten Emscher und Wohnhäusern gerodet. „Wir mussten hohe Brombeersträucher, Büsche und ein paar Bäume wegnehmen“, so Kuhles. Zwar bedauere er den Verlust der Bäume, doch er habe abwägen müssen, ob man sie erhält oder das gemeinsame Klimaschutzprojekt ermöglicht, „mit dem die König-Brauerei ihre CO2-Emissionen massiv reduziert“.

Wasserdampf statt verfeuertem Braunkohlestaub spart circa 8000 Tonnen CO2 ein

Tatsächlich handele es sich bei dem Vorhaben um ein „Vorzeigeprojekt für den Klimaschutz“, erläutert der Energieingenieur Kuhles. Die Technik dahinter sei zwar „keine Raketenwissenschaft“ und die Maßnahme vergleichsweise klein, „aber die CO2-Ersparnis sehr groß“, weil dadurch die Kohlenstaub-Anlage stillgelegt wird. Die Fachleute gehen von jährlich circa 8000 Tonnen eingespartem Kohlendioxid aus.

Das Hermann-Wenzel-Kraftwerk von Thyssenkrupp liefert der König-Brauerei künftig die Energie, mit der sie ihr Bier braut.
Das Hermann-Wenzel-Kraftwerk von Thyssenkrupp liefert der König-Brauerei künftig die Energie, mit der sie ihr Bier braut. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Kaum ein anderes Eon-Projekt vergleichbarer Größe verringert in Deutschland deutlicher den Kohlendioxid-Ausstoß. Selbst europaweit gilt es als eins der Top-Projekte des Energiekonzerns. „So viel CO2 mit so wenig Aufwand zu sparen, das müssen wir einfach umsetzen“, schwärmt Matthias Kuhles.

Dass künftig kein Braunkohlenstaub mehr mitten in Beeck verfeuert wird, so der Projektleiter, wirke sich natürlich auch positiv auf die Luft und damit auf die Lebensqualität der Menschen im Stadtteil aus.

Die Produktion von König Pilsener und anderen Duisburger Bieren wird voraussichtlich ab Juli umgestellt, sobald die Dampfübergabestation in der König-Brauerei installiert ist.

GUTES SIGNAL FÜR DIE RUND 200 BRAUEREI-MITARBEITER IN BEECK

● Die König-Brauerei gehört zur Bitburger Braugruppe und hat wie die gesamte Braubranche die Corona-Krise zu spüren bekommen. In der Investition in eine neue Energieversorgung sieht sie ein Standortbekenntnis. „König Pilsener wird ausschließlich in Duisburg gebraut. Auch wenn wir Kunden in fast allen Bundesländern haben – unser Schwerpunkt ist ganz klar NRW und hier das Ruhrgebiet“, sagte der Brauerei-Geschäftsführer Guido Christiani, als er das Projekt vorstellte, und bezeichnete es als „ein gutes Signal für unsere rund 200 Beschäftigten“.

● Das Gemeinschaftsprojekt von König-Brauerei, Thyssenkrupp und Eon wird vom Bundeswirtschaftsministerium finanziell gefördert.