Duisburg. Nach einem Badeunfall im Rhein ist eine 17-Jährige gestorben. Für zwei Mädchen (13, 14) besteht keine Hoffnung mehr. Sie bleiben verschollen.
Nach dem tragischen Badeunfall im Rhein in Höhe von Duisburg-Marxloh am Mittwochabend (16. Juni) bleiben zwei Mädchen (13 und 14 Jahre alt) verschollen. Ihre Leichen wurden auch am Freitag (18. Juni) nicht gefunden. Eine dritte Jugendliche (17) hatten Rettungskräfte am Mittwochabend aus dem Strom ziehen können – sie verstarb jedoch kurz darauf nach Reanimationsversuchen.
Sonntag, 20. Juni:
In den Niederlanden wurden am Wochenende in der Waal zwei Wasserleichen gefunden. Weder die niederländische noch die deutsche Polizei haben am Sonntag Angaben dazu gemacht, ob es sich um die Vermissten aus Duisburg handelt.
Samstag, 19. Juni: Mädchen aus Duisburg-Marxloh weiter vermisst
Die zwei im Rhein bei Marxloh verschwundenen Mädchen sind auch am Samstag weiter vermisst geblieben. Die 13 und 14 Jahre alten Mädchen waren am Mittwoch mit der 17-Jährigen an der Alsumer Rheinaue ins Wasser gegangen, von der Bugwelle eines Schiffes erfasst und abgetrieben worden.
Nach Badeunfall im Rhein- Diese Konsequenzen zieht DuisburgDie große Suche mit Tauchern und Hubschraubern nach den beiden jüngeren Mädchen war am Donnerstagnachmittag zwar eingestellt worden, die Wasserschutzpolizei patrouilliert aber weiter und sucht die Ufer ab, wie ein Sprecher am Samstag sagte. Dabei hätten die Einsatzkräfte ungeachtet des tragischen Badeunglücks auch an den Folgetagen weiterhin viele Schwimmer im Rhein beobachtet.
Etliche Familien hätten auf der Suche nach Erfrischung die Sandbuchten und Ufer bevölkert und ihre Kinder ins Wasser gelassen, sagte der Sprecher. Es sei erschreckend, wie wenig Wirkung das Schicksal der drei Mädchen offenbar auf die Menschen habe. Viele setzen sich trotz ständiger Warnungen tödlichen Gefahren aus. Dass es sogar in geringer Wassertiefe und nahe der Uferbereiche oft zu einer starken Sogwirkung komme, ignorierten viele.
Berichterstattung zum tragischen Badeunfall in Duisburg-Marxloh:
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Man sei in engem Kontakt mit weiteren Behörden, auch in den Niederlanden. Die Chance, die vermissten 13- und 14-Jährigen zu finden, hatte die Polizei bereits am Donnerstag als äußerst gering eingeschätzt. Zu mächtig sei die Strömung im Rhein, als dass selbst gute Schwimmer dagegen ankämpfen könnten. Die Tote und die beiden Vermissten kommen alle aus Marxloh. Sie seien entgegen anderer Informationen vom Donnerstag alle drei nicht miteinander verwandt, sagte die Polizeisprecherin.
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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich am Freitag bestürzt über den Fall. Er sei in Gedanken bei den Eltern und Angehörigen. „Immer wieder kommt es zu tödlichen Badeunfällen im Rhein, die sich vermeiden ließen, wenn die Menschen die eindringlichen Warnungen der Polizei, der Feuerwehr und anderer Hilfsorganisationen beherzigen würden“, mahnte Reul. „Einmal mehr wurde uns jetzt auf traurigste Art und Weise vor Augen geführt, wie gefährlich der Rheinstrom ist.“
Donnerstag, 17. Juni/Mittwoch, 16. Juni: „Keinerlei Hoffnung mehr für die Vermissten“
Die beiden weiterhin Vermissten und die 17-Jährige wohnten in Marxloh in einem Haus, sind nach Angaben des Duisburger Polizeisprechers Stefan Hausch miteinander verwandt, möglicherweise sogar Geschwister. (Am Freitag sagte eine Polizeisprecherin, die drei Mädchen seien nicht verwandt; siehe oben, d. Red.) Zahlreiche Verwandte und Freunde der bulgarischen Familien machten sich in ihrer Verzweiflung am Donnerstagmorgen selbst auf die Suche am Rheinufer.
Die Polizei setzte die Suche am Donnerstagmorgen um 9 Uhr fort: „Wir hören erst auf, wenn wir die Mädchen gefunden haben“, sagte Hausch. Der Einsatz ist allerdings kein Rettungseinsatz mehr, sondern eine Vermisstensuche, nun koordiniert von der Polizei.
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Bereits am späten Vorabend hatte Feuerwehr-Einsatzleiter Christian Umbach zu den Überlebenschancen der Teenager gesagt: „Wenn sie an der Wasseroberfläche gewesen wären, hätten wir sie gesehen. So müssen wir leider davon ausgehen, dass sie sich seit Stunden unter Wasser befinden.“ Es bestehe „keinerlei Hoffnung mehr für die Vermissten“.
Die 160 Rettungskräfte hatten die Suche am Mittwochabend gegen 22 Uhr, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, eingestellt. Am Morgen danach kreuzten Boote der Feuerwehr und der Wasserschutzpolizei an der Unglücksstelle bei Rheinkilometer 789 und flussabwärts. Dicht über dem Fluss steuerten Helikopterpiloten mit einem Polizeihubschrauber und Christoph 9 flussabwärts bis in die Niederlande. Abgesicherte Taucher der Feuerwehr und der DLRG suchten zwischen den Steinbuhnen am Unglücksort nach den Leichen.
Mädchen wurden von der Bugwelle eines Schiffes erfasst
Die Alsumer Rheinaue ist ein beliebter Treffpunkt mit Sandstrand, das tückisch seichte Wasser zwischen den Buhnen trotz der Lebensgefahr durch Strömungen und Strudel ein häufig genutzter Badeort.
So waren die drei Mädchen am Mittwochabend mit anderen Jugendlichen ins Wasser gegangen. Sie wurden „von der Bugwelle eines vorbeifahrenden Schiffes erfasst und dadurch abgetrieben“, berichtet Polizeisprecher Hausch. „Sie haben noch um Hilfe gerufen.“ Die ersten Notrufe waren gegen 17.50 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen.
Christoph-9-Besatzung entdeckte leblosen Körper
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Etwa 20 Badende sollen gesehen haben, wie die drei Mädchen untergingen. Die Besatzung des Rettungshubschraubers Christoph 9 entdeckte die 17-Jährige auf dem Fluss. Laut Einsatzleiter Umbach war das Mädchen nicht mehr ansprechbar, die Retter begannen sofort mit der Reanimation. Die junge Frau verstarb jedoch im Krankenhaus. Das hatte Einsatzleiter Umbach am späten Mittwochabend bestätigt.
Die Polizei räumte das Gelände und sperrte den Einsatzbereich weiträumig ab. Vor Ort verfolgten bis zu 200 Personen den Einsatz ruhig, darunter zahlreiche derjenigen, die kurz zuvor noch selbst am Rheinufer gewesen waren – Anwohner, Bekannte, Freunde und Verwandte der Opfer.
Auf dem Parkplatz am Alsumer Steig betreuten währenddessen mehrere Notfallseelsorger zahlreiche Personen, darunter Augenzeugen und Angehörige.
Bei der Suchaktion wurden Feuerwehr Duisburg, Wasserschutzpolizei und DLRG auch von Feuerwehrleuten aus dem Kreis Wesel und aus Mülheim sowie der Thyssenkrupp-Werkfeuerwehr unterstützt. Taucherstaffeln und Strömungsretter suchten den Rhein flussabwärts bis tief hinein in den Kreis Wesel ab. Der Fluss war zwischenzeitlich für die Schifffahrt gesperrt.
Tödlicher Badeunfall eine Woche zuvor auf anderer Rheinseite
Erst wenige Tage zuvor, am 9. Juni, hatte sich ganz in der Nähe, am anderen Ufer in Rheinberg-Orsoy, ein ebenfalls tödlicher Badeunfall im Rhein ereignet.
Dabei war ein 29-jähriger Mann aus dem Irak ertrunken. Die Leiche des Mannes wurde einige Tage später in der Waal in den Niederlanden entdeckt, also in einem Mündungsarm des Rheins in die Nordsee.
Nach Sprung in den Rhein: Werksschutz griff Flüchtigen auf
Und danach noch, vorigen Montag, 14. Juni, waren Retter mit Booten und Hubschrauber im selben Bereich auf der Suche nach einem Verschollenen gewesen:
Ein 40-Jähriger hatte mit einem Sprung in den Rhein offenbar vor Polizisten Reißaus nehmen wollen. Einige Stunden später gabelte der Thyssen-Werksschutz den 40-Jährigen auf – an Land, lebendig (wir berichteten).
Planschen und Baden im Rhein: „reiner Wahnsinn“
Wegen der warmen Temperaturen und des Todesfalls vorige Woche hatte die Polizei Duisburg erneut ausdrücklich vor dem Baden im Rhein gewarnt – die Chancen, lebend aus dem Strom zu kommen, seien gering.
„Ich habe gerade für Eltern, die ihre Kinder am Ufer im Wasser spielen lassen, absolut kein Verständnis! Das ist – um es mal deutlich zu sagen – reiner Wahnsinn“, erklärte Michael Blankartz von der Wasserschutzpolizei.
■ Selbst geübten Schwimmern lasse die Strömung in der „Todesfalle Rhein“ kaum eine Chance.
■ Sieben Badetote gab es im nordrhein-westfälischen Teil des Rheins nach Polizeiangaben in den vergangenen beiden Jahren.
■ Dass viele Menschen trotzdem im Rhein baden, liegt auch daran, dass es – anders als etwa in der Ruhr – für den Rhein kein generelles Badeverbot gibt. (mit ck/lesko/MF/pw/dpa)