Der 62-Jährige ist Vorsitzender der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) im Bezirk Duisburg. Er sagt, dass es auffällig ist, wer trotz Verbots und Lebensgefahr immer noch im Rhein badet. Flasbarth unterscheidet dabei die Unwissenden, die Unbelehrbaren und jene, die bewusst das Risiko suchen.
DLRG: Unwissende und Unbelehrbare baden im Rhein bei Duisburg
Generell gilt: Das Baden im Rhein ist in der Nähe von Hafeneinmündungen, Brücken und Anlegestellen verboten. Außerdem gelte ein Verbot in gesonderten Bereichen, zu denen auf beiden Rheinseiten die Kilometer 769,3 bis 794,6 zählen, wie Stefan Hausch betont. Der Polizeisprecher: „Das ist vom Hüttenwerk Krupp Mannesmann im Süden bis hinter die Walsumer Fähre im Norden.“
Die Berichterstattung zum tragischen Badeunfall in Duisburg:
Und dennoch: Immer wieder begeben sich Menschen in den Rhein. Zu den Unwissenden zählt Martin Flasbarth zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund. „Da kennen viele eine Bundeswasserstraße schlichtweg nicht und damit auch nicht die damit verbundenen Gefahren“, sagt der erfahrene Wasserretter. „Sie sehen den weichen, weißen Sand zwischen den Buhnen und haben keine Ahnung, was passieren kann.“
Wasserwacht und Polizei beobachten mitunter ebenfalls, dass Menschen mit Migrationshintergrund trotz der alljährlichen und jahrelangen Warnungen schlechter informiert sind. „Möglicherweise erreichen wir und andere Organisationen bestimmte Gruppen auch aufgrund von Sprachbarrieren einfach schlechter, trotz auch mehrsprachiger Informationen“, vermutet Stefan Hausch.
Stärker gefährdet seien bildungsferne und einkommensschwächere Familien: „Wer beim Eintritt in die Badeanstalt spart, bezahlt leider mitunter mit seinem Leben“, so Hausch.
DLRG: Kindern planschen im seichten Wasser und Eltern schauen nur aufs Handy
Flasbarth regt sich vor allem immer wieder über Eltern von kleinen Kindern auf, die ihren Nachwuchs nicht im Blick haben. „Da planschen die Kleinen im seichten Wasser, während der Vater in Ruhe grillt und die Mutter nur auf ihr Handy schaut – unverantwortlich!“ Christian Umbach, Einsatzleiter der Duisburger Feuerwehr, stimmt zu. „Ich kann es nicht nachvollziehen. Ich lasse meine Kinder doch auch nicht neben der Autobahn spielen.“
Grundsätzlich werde die Gefahr von vielen Badenden nach wie vor nicht verstanden, nicht ernst genommen und unterschätzt, berichtet Hausch: „Wenn unsere Kollegen vom Boot aus warnen, winken die Leute oft einfach zurück.“
Flasbarth kennt aber auch jene, die die Gefahr bewusst ignorieren. „Das sind einmal die Unbelehrbaren wie im Straßenverkehr. Da kannst du noch so viel erzählen – es hilft einfach nichts“, so der DLRG-Experte. „Und dann gibt es noch speziell Jugendliche, die den Kick suchen, sich beweisen wollen und leichtsinnig werden.“
Badeunfall im Rhein- Alle Bilder des Rettungseinsatzes
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In solchen Fällen helfe nur eine sehr plakative Ansprache. „Ich sage dann immer, dass ja auch niemand auf die Idee kommt auf dem Standstreifen der Autobahn mit Inline-Skates zu fahren, nur weil der Asphalt so schön flach ist“, so Flasbarth.
>>> DLRG UND FEUERWEHR: MEHR AUFKLÄRUNG NÖTIG
Bei der Landesverbandstagung der DLRG am kommenden Samstag will Martin Flasbarth eine mögliche Aufklärungskampagne thematisieren. „Vielleicht müssen wir da auch mal ganz drastisch werden und Bilder mit Bikinioberteilen auf Grabsteinen zeigen, damit die Leute die Gefahr begreifen.“
Speziell für Menschen mit Migrationshintergrund gebe es schon jetzt auf der Webseite der DLRG Baderegeln in mehreren Sprachen.
Feuerwehrmann Christian Umbach spricht von einem Video, dass aktuell in Arbeit sei und über die Social Media-Kanäle verteilt werden soll. Auch er wird drastisch: „Es besteht Handlungsbedarf. Die Badesaison fängt grade erst an. Wir erwarten jeden Tag das Schlimmste.“
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