Duisburg. Am Tag nach dem Badeunglück ist die Fassungslosigkeit in Duisburg-Marxloh greifbar. Angehörige und Nachbarn kommen zum Rhein – aus Betroffenheit.

Der Schock sitzt tief in Marxloh und den umliegenden Stadtteilen: Am Tag nach dem furchtbaren Badeunglück, bei dem drei Mädchen ertrunken sind, können Angehörige, Nachbarn und auch Unbeteiligte das Geschehen nicht begreifen. Ein Besuch an der Unglücksstelle am Donnerstag.

Die Bugwelle eines vorbeifahrenden Schiffs drückt Wasser auf eine Rampe, über die man sonst Boote zu Wasser lässt. Eine solche Welle war es offenbar, die am frühen Mittwochabend die drei Mädchen erfasst hatte und in die Fahrrinne zog. Auf dem Wasser fahren Boote der Polizei und Feuerwehr auf und ab, Lautsprecherdurchsagen warnen die Menschen davor, ins Wasser zu gehen. Beobachtet wird die Szenerie von drei jungen Männern.

Nach Unglück: Bekannte der ertrunkenen Mädchen kommen zum Rhein

„Ich kenne den Vater der Mädchen, sie selbst habe ich ab und zu gesehen“, sagt einer von ihnen in gebrochenem Deutsch. „Wir wohnen ein paar Straßen weiter.“ Früher, schildert er, habe er auch oft im Rhein gebadet. „Das mache ich jetzt nicht mehr, ich habe zu viel Angst“, ruft er und zeigt auf die Strömung. Auch ein zweiter Mann bekräftigt, seine Kinder nicht mehr im Uferbereich planschen zu lassen. „Das ist einfach zu gefährlich.“

Die Berichterstattung zum tragischen Badeunfall in Duisburg:

Nicht alle sind so einsichtig: Auch am Tag nach dem Unglück suchen Menschen Erholung am Rhein. Zwar gehen sie an der Stelle, an der die Mädchen abgetrieben waren, nicht ins Wasser, halten aber ihre Füße hinein. Ein junges Pärchen, das einander im Arm haltend Selfies schießt, hört zum ersten Mal von dem Vorfall. „Ins Wasser würde ich aber ohnehin nicht gehen, das ist zu dreckig“, sagt der junge Mann.

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Angehörige beteiligen sich an der Suche nach den Mädchen

Laut Polizeisprecher Stefan Hausch soll die Familie der Mädchen aus Bulgarien stammen. Sie lebten alle in demselben Haus in Marxloh. Die Betroffenheit der Anwohner ist greifbar. Auf Bänken sitzen rund 30 Männer jeden Alters an einer Straßenecke und warten schweigend und mit sorgenvollen Mienen auf Neuigkeiten. Sie haben die Mädchen gekannt, vom Sehen, sagen sie leise.

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In ihrer Verzweiflung hatten sich die Anwohner am Morgen an der Suche beteiligt, die Uferbereiche in Richtung Walsum abgesucht. Doch auch scheinbar Unbeteiligte berührt das Geschehen: Die Menschen kommen an den Rhein, um ihrer Betroffenheit Genüge zu tun.

„Ich habe heute Morgen von meiner Mama davon erfahren und wollte mal gucken, vielleicht entdecke ich die Mädchen ja“, sagt Rabia Celik aus Fahrn. „Meine Mama hat mich auch immer davor gewarnt, im Rhein zu schwimmen. Das habe ich auch noch nie gemacht. Ich gehe lieber an den See, da ist es nicht so gefährlich“, meint sie.

Alsumer Rheinaue ist im Sommer eine beliebte Badestelle

Im vergangenen Sommer schon habe sie viele Menschen in der Alsumer Aue gesehen, „die setzen sich unter die Bäume in den Schatten und gehen von da ins Wasser“. Viele der Badegäste stammten aus Rumänien und Bulgarien. „Vielleicht kennen sie die Gefahren des Rheins nicht oder unterschätzen sie, nach dem Motto: Die Erwachsenen können im Notfall noch eingreifen. Oder ihnen fehlt einfach das Geld fürs Freibad“, vermutet sie.

Dass die Mädchen noch lebend gefunden werden, hält die 19-Jährige für ausgeschlossen. Sie findet: „Das Schwimmen im Rhein sollte verboten werden.“