Duisburg. Nach den tödlichen Badeunfällen im Rhein warnen Schwimmlehrer erneut. Ihnen bereiten auch Corona-Folgen und die Einstellung vieler Eltern Sorgen.

Bei einem tragischen Badeunfall im Rhein bei Duisburg ist eine Jugendliche (17) gestorben, zwei Mädchen (13 und 14), die mit ihr untergingen, wurden am Wochenende tot in der niederländischen Waal entdeckt. Ob die Mädchen schwimmen konnten oder nicht, ist im Rhein nicht ausschlaggebend, das wissen auch Karl-Heinz Dinter, Fachschaftsleiter Schwimmen im Stadtsportbund, und Claudia Stockfleit-Schwarzer, langjährige Schwimmlehrerin und Inhaberin der Schwimmschule Swimming Turtles. Sie verweist auf ein Video der DLRG, das eindrucksvoll zeigt, was mit einem kleinen Kind passieren kann, das im Uferbereich des Rheins spielt, wenn auf der Wasserstraße ein Frachtschiff vorbei fährt.

Ein Video der DLRG zeigt, wie Stark der Sog eines Schubers ist

Die Berufsschifffahrt auf dem Rhein erzeugt einen gefährlichen Sog und Wellenschlag. Der Sog sorgt dafür, dass das Wasser, kurz bevor das Schiff passiert, zur Flussmitte gezogen wird. „Wenn der Schuber dann vorbei fährt, kommt das Wasser in Sekundenbruchteilen zurück und reißt das Kind – in dem Video zum Glück nur eine Puppe – mit“, sagt die Schwimmlehrerin. „Das gilt natürlich nicht nur für Kinder. Wer im Rhein baden geht, hat einfach keine Chance“, sagt Claudia Stockfleit-Schwarzer.

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Die Rettungstaucher der Feuerwehr sind bei ihrer Suche nach den vermissten Mädchen im Rhein gesichert.
Die Rettungstaucher der Feuerwehr sind bei ihrer Suche nach den vermissten Mädchen im Rhein gesichert. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Karl-Heinz Dinter formuliert es noch eine Spur deutlicher: „Es kann nur aus absoluter Unwissenheit oder maßloser Selbstüberschätzung liegen, wenn man im Rhein schwimmen geht.“ Und er ist sich sicher, Aufklärung und Verbotsschilder bringen nicht viel: „Viele Menschen sind einfach nicht zu stoppen.“

Die Arbeit der Taucherstaffel der Feuerwehr oder der Rettungsschwimmer zeige doch auch: „Niemand geht ungesichert in den Rhein“, sagt Stockfleit-Schwarzer.

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Im Jahr 2020 gab es laut DLRG 378 Badetote in Deutschland. „Davon starben sechs in bewachten Bereichen“, sagt Dinter, technischer Leiter beim Duisburger Schwimm- und Sport-Club 09/20. „Da ist auch ein Herzinfarkt dabei, der überall passieren kann. Und wenn etwas passiert, dann sind die Helfer von der DLRG oder die Badeaufsicht in den Schwimmbädern zur Stelle. Nur leider sind ja noch nicht alle Bäder in Duisburg geöffnet.“

Fehlende Akzeptanz für eine ordentliche Schwimmausbildung

Dass es durch die Corona-Pandemie im letzten Jahr zudem nicht möglich war, eine Schwimmausbildung für Kinder anzubieten und auch der Schwimmunterricht in den Schulen nicht stattfinden konnte, komme aktuell erschwerend hinzu.

Claudia Stockfleit-Schwarzer sieht bei der Schwimmausbildung allerdings ein generelles Problem. „Für die Schwimmausbildung fehlt die nötige Akzeptanz. Viele Eltern verstehen einfach nicht, dass ein Kind, wenn es das Seepferdchen-Abzeichen hat, noch lange nicht schwimmen kann. Schon gar nicht nach einem Crash-Kurs in den Sommerferien“, sagt die 50-Jährige. „In dem Kurs haben die Kinder nicht gelernt, wie sie sich in ungewohnten Situationen verhalten sollen. Zum Beispiel wenn in einem See eine kalte Stelle kommt oder wenn die Kinder plötzlich einen Krampf bekommen.“

Die Intensivkurse seien wichtig, würden „aber auf keinen Fall eine längere Schwimmausbildung bis mindestens zum Bronze-Abzeichen ersetzen“. Seit 2020 gehört zur Abnahme des Seepferdchen-Abzeichens auch noch das Erlernen und Verstehen der Baderegeln. Eine Regel: „Bade nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren.“

Ein weiteres Problem: „Es gibt zu wenig Bäder, und die sind dann auch noch teuer“, weiß Stockfleit-Schwarzer. „Da gehen Familien oder auch Jugendliche natürlich lieber an einen See oder an den Rhein.“

Berichterstattung zum tragischen Badeunfall in Duisburg-Marxloh: