Bottrop. Die Initiative „Bottrop bewegt“ sucht mögliche OB-Kandidaten per Stellenanzeige. Das Interesse an der ersten Bewerberrunde war groß.
Das Interesse an der ersten Bewerberrunde für einen möglichen Kandidaten für Bottrops Oberbürgermeisteramt war recht groß. Dabei steht ja zunächst einmal die Bundestagswahl an, die die Kommunalwahl im Herbst derzeit „überschattet“. Rund 100 Bottroperinnen und Bottroper, darunter auch einige Angehörige der etablierten Parteien, hatten im vollbesetzten Stückgut auf ein Bewerber-Trio gehofft. Kommen konnte am Ende nur einer. Der hatte so die Vorstellungspremiere überraschend exklusiv für sich.
Der Bottroper Thorsten Schwark (44) stellte sich dann auch den Fragen nicht nur der Jury, deren Mitglieder gleich am Eingang einen Stimmzettel in die Hand gedrückt bekamen, sondern auch der übrigen Interessierten. Dass es ein Solo für Schwark wurde, lag nicht am Unvermögen der Organisatoren oder mangelndem Willem der Abwesenden. „Markus Park, einer der Bewerber, liegt mit einer Lungenentzündung im Bett und die andere Bewerberin, deren Namen ich jetzt nicht nennen möchte, musste beruflich dringend nach London“, erklärt Jan Henrichs, Sprecher von „Bottrop bewegt“.
Bislang sprechen Akteure von „Bottrop bewegt“ von 130 Bewerbungen – Ein Drittel ist sofort durchgefallen
Auch eine schöne Stadt, mag man sich denken. Aber: „Es gibt ja weitere Runden und da wird sie sicher dabei sein“, vermutet Henrichs.
Die ungewöhnliche Aktion der Stellenanzeige für Bottrops OB-Position hat bislang folgendes Echo ausgelöst: „Es hat 130 Bewerbungen gegeben, es kommen immer noch welche dazu“, so Jan Henrichs. Aber ein Drittel falle sofort raus, wegen gänzlicher (und sogleich erkennbarer) Nicht-Eignung. 14 Vorgespräche vor Ort oder per Video-Schalte hätten schon stattgefunden, so Henrichs gegenüber der WAZ.
„Wir möchten gerne zwölf Personen in Bottrop vorstellen“, formuliert der Sprecher das Ziel von „Bottrop bewegt“. Zum Verfahren: Die Bewerbungsunterlagen liegen zunächst nur einem Moderationsteam vor, dem unter anderem Anja Hoppe oder Lennart Schraven und Jan Henrichs angehören, und können nicht öffentlich gemacht werden. Nur die Unterlagen von Personen, die dem öffentlichen Verfahren zustimmen und der Jury vorgestellt werden sollen, werden auch der Jury zur Sitzung vorgelegt.
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Diese Jury aus maximal 50 Personen, einem möglichst guten Querschnitt der Bottroper Bevölkerung, füllt zunächst einen Stimmzettel mit der Bewertung von eins bis zehn aus. „Wer dann bei den Zahlen nach diesen öffentlichen Präsentationen am besten abschneidet, wird zur Endrunde eingeladen“, so Jan Henrichs.
Thorsten Schwark, bekennender und hier wohnhafter Bottroper, parteilos, verantwortet bei der Deutschen Bahn (DB) im von ihm betreuten Immobilienbereich von Köln aus mit einem zehnköpfigen Team immerhin ein Budget von 60 Millionen Euro, wie er auf Nachfrage sagte. Die Bahn sei, wie Bottrop, ein schwerer Tanker. In Bottrop hofft er, Veränderungen herbeiführen zu können.
Gestellt wurden die großen Fragen zu Bottrop, die fast alle in der Stadt bewegen
Naturgemäß ploppten Fragen auf, wie Einsparungen erzielt werden könnten, wo Potenziale liegen, etwa im großen städtischen Personalbereich, oder was outgesourct werden könne und dann billiger wäre (zum Beispiel bei der Müllentsorgung). Wie man Unternehmen nach Bottrop holen könne oder was die Stadt noch brauche. Im Grunde eine Tour d‘Horizon durch Bottrops Probleme oder Befindlichkeiten bis hin zur Frage, wie Schwark denn an politische Mehrheiten kommen möchte.
Häufiges Zauberwort des Bewerbers war „Kommunikation“, sei es es nun im Bezug auf benötigte Mehrheiten, im Umgang mit der Verwaltung („kein Altwissen einfach so verlieren“) oder in direkterer Form mit Bürgerinnen und Bürgern. Am konkretesten wurde er vielleicht mit Blick auf das Areal Prosper Haniel, einem freien Areal für „Gewerbe und Kleingewerbe“, aber auch einer „Veranstaltungshalle, die wir in Bottrop nicht haben“.
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Wenig überraschend, dass Bottrops kleinere etablierte Alt-Parteien wie FDP, ÖDP und Grüne im Fragenden-Chor tragende Stimmen waren, unterstützen sie doch aktiv den „Bottrop bewegt“-Prozess. Aber auch Vertreter (oder Kandidaten) der größeren Fraktionen machten sich ein Bild vom Auftakt, wie OB-Kandidat Matthias Buschfeld (SPD). Fragen kamen aus Kirchhellen bis Lehmkuhle, auch wenn nach Wissen der Veranstalter Interessierte wie Engagierte aus Stadtmitte und Fuhlenbrock etwas stärker vertreten sind.
Den nächsten Vorstellungstermin mit OB-Bewerbern/-Bewerberinnen veranstaltet „Bottrop bewegt“ am Donnerstag, 27. Februar, 18.30 Uhr im Stückgut am Kirchplatz in der City. Infos: bottrop-bwegt.de.