Bottrop. Auf Prosper II in Bottrop ist das nächste historische Gebäude abgerissen. Wann das letzte Bauwerk der früheren Zeche rückgebaut werden soll.

Einsam steht der denkmalgeschützte Malakoffturm auf Prosper II. Er wird den Rückbau des 16 Hektar großen Areals an der Knappenstraße überleben. Ein weiteres historisches Gebäude ist dagegen zuletzt dem Erdboden gleichgemacht worden.

Das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Schachtanlage mit Kaue und Ausbildungsräumen ist abgerissen – schätzungsweise fast 5000 Quadratmeter inklusive Keller. „Wir haben die Hohlräume verfüllt“, sagt Robert Bures, Projektingenieur bei RAG Montan Immobilien. Für die Verfüllung wurde recyceltes, umweltgeprüftes Material aus dem Rückbau verwendet.

Auf dieser mehreren tausend Quadratmeter großen Fläche war einst das Verwaltungsgebäude von Prosper II. Die einstigen Hohlräume sind mit recyceltem Bauschutt verfüllt worden. Darauf ist ein zentimeterdicker Lehmboden aufgetragen worden.
Auf dieser mehreren tausend Quadratmeter großen Fläche war einst das Verwaltungsgebäude von Prosper II. Die einstigen Hohlräume sind mit recyceltem Bauschutt verfüllt worden. Darauf ist ein zentimeterdicker Lehmboden aufgetragen worden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Im Moment erfolgt die Abdeckung mit bindigem Boden nach rechtlichen Vorgaben“, erklärt Bures. Eine mehrere zentimeterdicke Lehmschicht wird dafür auf der gesamten Fläche aufgetragen.

Der letzte Schritt an dieser Stelle wird eine Anspritzbegrünung sein. Ein Gemisch aus Wasser, Stroh, Saatgut und Kleber wird auf der Oberfläche aufgespritzt. Dank dieser Methode soll eine schnelle Begrünung entstehen.

Prosper II in Bottrop: Im letzten Schritt ist das Schalthaus dran

„Wir planen derzeit den dritten und letzten Rückbauabschnitt“, sagt Robert Bures. Das ist der Rückbau des Schalthauses im hinteren Teil des Geländes. In dem Zusammenhang lobt er die Zusammenarbeit mit der Bottroper Firma RPR und BWR aus Schermbeck. „Man ist nur so gut wie das Team.“ Wenn nun alles reibungslos nach Plan funktioniert, soll der geplante Rückbau des Schalthauses Mitte 2024 starten.

Robert Bures, Projektingenieur bei RAG Montan Immobilien, steigt über einen Amphibienschutzzaun, der großflächig und unweit des Schalthauses aufgebaut wurde, damit die dort lebenden Kröten nicht in den künftigen Arbeitsbereich gelangen können.
Robert Bures, Projektingenieur bei RAG Montan Immobilien, steigt über einen Amphibienschutzzaun, der großflächig und unweit des Schalthauses aufgebaut wurde, damit die dort lebenden Kröten nicht in den künftigen Arbeitsbereich gelangen können. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Amphibienschutzzäune sind in der Nähe des Schalthauses aufgestellt. In dessen Nähe fühlen sich Kröten besonders wohl. „Wir haben die Zäune aufgestellt, damit unser Arbeitsbereich möglichst krötenfrei bleibt“, sagt Bures. Artenschutz spielt auf Prosper II eine große Rolle.

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Der Abriss des früheren Verwaltungsgebäudes geriet etwa kurzzeitig ins Stocken, weil zwei Taubenpärchen es sich in dem Gebäude gemütlich gemacht hatten. Am Schalthaus muss wieder einmal genau geschaut werden, wo der Bauschutt abgeladen wird, so dass die Kröten nicht in ihrem Lebensraum gestört werden.

Das ehemalige Schalthaus auf Prosper II. Sein letztes Stündlein hat bald geschlagen. Ab Mitte 2024 sollen die ersten Arbeiten für den Rückbau beginnen. Die Trafostation davor ist bereits vom Netz genommen.
Das ehemalige Schalthaus auf Prosper II. Sein letztes Stündlein hat bald geschlagen. Ab Mitte 2024 sollen die ersten Arbeiten für den Rückbau beginnen. Die Trafostation davor ist bereits vom Netz genommen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass sich wieder unzählige Tonnen an Schrott anhäufen werden, zeigt sich allein schon an der Größe des Bauwerks. An einer Außenseite sichtbar ist helles Trapezblech aus Stahl. Dahinter vermutet Bures eine Isolierung aus künstlicher Mineralfaser. „Ich rechne mit umfangreichen Deko-Maßnahmen“, sagt er. Gemeint sind Dekontaminationsmaßnahmen.

Möglicherweise genauso arbeitsintensiv wie am Verwaltungskomplex. In Ganzkörperanzügen stiegen die Fachleute, um zur Tat zu schreiten. Sie mussten dabei eine Atemschutzmaske aufsetzen. In einem abgetrennten kontaminierten Bereich entfernten sie die Schadstoffe – hauptsächlich von Hand.

Der linke Teil des Gebäudes mit dem weißen Trapezblech gehört auch zum Schalthaus. Rechts der Strommast ist vom Netz und wird im Zuge des Rückbaus auch abgerissen.
Der linke Teil des Gebäudes mit dem weißen Trapezblech gehört auch zum Schalthaus. Rechts der Strommast ist vom Netz und wird im Zuge des Rückbaus auch abgerissen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ähnliche Szenarien drohen erneut. „Schalthäuser haben teils alte, asbesthaltige Trägerplatten in Schaltschränken verbaut“, erklärt Bures. Für die Deko-Maßnahmen rechnet er drei bis vier Monate.

Ein Problem könnte das Dach sein. Möglicherweise ist auch dort schadstoffhaltiges Material verbaut worden. Das müsste dann wieder von Hand entfernt werden. Es ist aber noch zu früh, um darüber zu spekulieren. Bures: „Erstmal die Ergebnisse des Schadstoffkatasters abwarten.“

Sind die Schadstoffe entfernt, rückt das schwere Gerät in Form von Langarmbaggern an. Der maschinelle Rückbau dürfte, schätzt Bures, jedoch nicht so aufwendig sein. Er warnt jedoch davor, ins Schalthaus einzubrechen.

So wie hier sieht es noch an vielen Stellen auf Prosper II aus. Nach dem vielen Regen sind die Wege voller Schlamm und Matsch. Und metergroße Haufen mit recyceltem und noch nicht recyceltem Bauschutt befinden sich auf dem Areal.
So wie hier sieht es noch an vielen Stellen auf Prosper II aus. Nach dem vielen Regen sind die Wege voller Schlamm und Matsch. Und metergroße Haufen mit recyceltem und noch nicht recyceltem Bauschutt befinden sich auf dem Areal. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Erstens, weil es eine Straftat ist. Und zweitens, weil mögliche (Kupfer-) Diebe Leib und Leben riskieren. Wenn sie Pech haben für leere Hände. Denn Kupfer ist wenig bis gar nicht mehr zu holen. Laut dem Projektingenieur gibt es zudem kein Licht im Bauwerk und zum Teil große Bodenöffnungen ohne Gitterschutz.

Neben dem Schalthaus befindet sich zudem ein Strommast. Auch er muss im Zuge des Schalthaus-Rückbaus abgerissen werden. Wann, das muss noch mit dem Betreiber geklärt werden. Der Strom sei jedenfalls bereits vom Netz genommen, sagt Robert Bures. Der riesige Trafo des Schalthauses ist ebenfalls schon abgebaut. Das Ende des gesamten Rückbaus auf Prosper II soll Ende 2025 sein.