Bottrop-Kirchhellen. Ein Neubau soll kommen, die jetzigen Zustände sind teils herausfordernd. Ein Besuch zeigt, unter welchen Bedingungen die Feuerwehr arbeiten muss.

Die Feuer- und Rettungswache in Kirchhellen pfeift an vielen Stellen aus dem letzten Loch. Am 12. November hat der Hauptausschuss der Stadt den Baubeschluss für einen Neubau gefasst. Im besten Fall sollen die Einsatz- und Rettungskräfte Anfang 2028 in eine Wache an der Ecke Rentforter Straße/In der Koppel einziehen.

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Bis dahin heißt es: professionell weitermachen und flexibel sein. Ein Rundgang vor Ort zeigt, mit welchen Unwägbarkeiten die Feuerwehrleute seit Jahren leben und in den nächsten Jahren noch leben müssen.

Da wäre zunächst das Hauptgebäude. Es stammt aus dem Jahr 1961. Die vier Rolltore sind knapp 3,30 Meter hoch. Das Problem: Das Gebäude ist angesichts der Maße der Fahrzeuge nicht mehr zeitgemäß. Die Löschfahrzeuge sind zu groß, zu breit und viel umfangreicher ausgerüstet als vor 60 Jahren. Normalerweise würden die Fahrzeuge in der Höhe nicht in die Halle passen. Deshalb ist an zwei von ihnen die Entnahmefläche der dreiteiligen Schiebeleiter auf den Dächern umgerüstet worden.

Ein Blick in die spartanische Damenumkleide in der Feuerwache in Kirchhellen.
Ein Blick in die spartanische Damenumkleide in der Feuerwache in Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Trotzdem muss der Fahrer auch weiterhin bei jedem Einsatz vorsichtig aus der Halle hinausfahren. Wenn die neue Wache inklusive höherer Fahrzeughalle bezogen werden kann, werden die Entnahmeeinrichtungen für die Leitern auf dem Fahrzeugdach wieder für mehrere Tausend Euro zurück gebaut.

Grundsätzlich ist die Fahrzeughalle der Feuerwache zu klein und zu eng. Parken zwei große Feuerwehrautos nebeneinander, besteht eine Unfallgefahr, wenn die Beifahrertür des einen und die Fahrertür des anderen Autos gleichzeitig aufgehen. Wenn man nicht aufpasst, holt man sich schnell eine Delle am Kopf von einer offenen Fahrzeugtür.

Feuerwehrsprecher Michael Duckheim zeigt, wie eng es in der Fahrzeughalle ist, wenn an zwei Fahrzeugen gleichzeitig gearbeitet wird.
Feuerwehrsprecher Michael Duckheim zeigt, wie eng es in der Fahrzeughalle ist, wenn an zwei Fahrzeugen gleichzeitig gearbeitet wird. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Direkt angrenzend zur Halle befinden sich zwei Umkleiden an zwei verschiedenen Orten. Bei der Feuerwehr in Kirchhellen engagieren sich 60 im aktiven Dienst und circa 20 in der Ehrenabteilung. Spind reiht sich an Spind. Es ist eng. Man muss aufpassen, dass man beim Umziehen dem Nebenmann nicht auf die Füße tritt. Eine der beiden Umkleiden war früher mal eine Werkstatt, bis sie umfunktioniert wurde.

An Geschlechtertrennung haben die früheren Feuerwehrleute und Planer der Wache nicht gedacht. Eine Frau engagiert sich aktuell bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kirchhellen. Wo soll sie sich umziehen? Bei den Männern? Ihre „Umkleide“ befindet sich in der Nähe der Männerumkleiden, nämlich in einem früheren Abstellraum, der dafür umgebaut worden ist.

Fast kein Durchkommen! Christoph Lang zeigt, wie hoch das Verletzungsrisiko im Notfall ist, wenn zwei Fahrzeugtüren zeitgleich geöffnet werden.
Fast kein Durchkommen! Christoph Lang zeigt, wie hoch das Verletzungsrisiko im Notfall ist, wenn zwei Fahrzeugtüren zeitgleich geöffnet werden. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Eine Wand wurde eingezogen. Zwei Spinde sind aufgestellt. Denn im Januar soll laut Ortswehrführer Dieter Heidermann eine zweite Frau zur Truppe hinzukommen. Einladend ist das Ganze nicht. Das wissen auch Michael Duckheim, Pressesprecher der Feuerwehr, und Christoph Lang, Abteilungsleiter Vorbeugender Brandschutz und bei der Feuerwehr verantwortlich für Bauprojekte.

„Wir haben hier eine marode Bausubstanz, massive Platzprobleme und Schwierigkeiten den Arbeitsschutz aufrechtzuerhalten“, sagt Christoph Lang. Kurzum: An der Wache nagt der Zahn der Zeit.

„Wir haben hier eine marode Bausubstanz, massive Platzprobleme und Schwierigkeiten den Arbeitsschutz aufrechtzuerhalten.“

Christoph Lang, Feuerwehr Bottrop, über die Wache in Kirchhellen

Draußen auf dem Gelände steht seit knapp fünf Jahren ein Werkstatt-Container. Die Besatzung im Tagesdienst übernimmt die vollständige Geräteprüfung der Feuerwehr. In der Zeit vor dem Container erfolgte die Prüfung aus Platzmangel in der Fahrzeughalle des Hauptgebäudes.

Eine von zwei Herrenumkleiden in der Feuerwache in Kirchhellen.
Eine von zwei Herrenumkleiden in der Feuerwache in Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Wenn es also zu einem plötzlichen Einsatz kam, wurde die Prüfung kurzerhand unterbrochen, die Geräte erstmal vernachlässigt. Heutzutage kaum vorstellbar, wie die Einsatzkräfte in einer ohnehin schon engen Halle zwischen Fahrzeugen und Geräten wie einer zu prüfenden zwölf Meter langen Schiebeleiter auf Metallböcken liegend umherjonglieren hätten müssen.

Stichwort Arbeitsschutz: „In den Umkleiden moderner Wachen gibt es eine Schwarz-Weiß-Trennung“, sagt Michael Duckheim. In der Weißumkleide wird die Straßenkleidung ausgezogen und in den Spind gehängt. Über einen Waschbereich gelangt man in die Schwarzumkleide. Dort steigt man in die Einsatzkleidung. Und nach dem Einsatz erfolgt das Prinzip genau umgekehrt.

Ein Blick in den hinteren Teil der Fahrzeughalle: links die Geräte, die geprüft werden müssten, rechts die geparkten Fahrzeuge.
Ein Blick in den hinteren Teil der Fahrzeughalle: links die Geräte, die geprüft werden müssten, rechts die geparkten Fahrzeuge. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Nicht so in der Kirchhellener Wache, in der auch die sanitäre Ausstattung nicht auf dem neuesten Stand ist. Es gibt ein Hänge-WC und eine Toilette für bis zu 80(!) Männer. Immerhin: Es gibt auch ein eigenes Damen-WC, jedoch nicht nahe der Damenumkleide, sondern ein paar Meter zu Fuß davon entfernt.

Die Feuerwache wirkt wie ein Labyrinth. Überall gibt es Stufen, Abzweigungen (teils nicht barrierefrei) und verwinkelte Räume. Der Anbau auf der Rückseite des Hauptgebäudes wurde 1981 errichtet. Nahezu einzigartig ist die Tatsache, dass die Wache seitdem über zwei Fahrzeughallen verfügt.

Fahrzeughallen der Feuerwache in Kirchhellen liegt an zwei unterschiedlichen Straßen

Jedoch liegen sie an zwei verschiedenen Straßen. Am Hauptgebäude geht es raus zur „Auf der Bredde“, andernorts zur Schulstraße. Diese Konstellation kann zum Problem werden.

Wenn es schnell gehen muss, zählt jeder Schritt. Damit die Einsatzkräfte nicht „umsonst“ nach oben in die zweite Fahrzeughalle laufen, ist in der ersten eine Tafel an der Wand montiert. Die Tafel kann bei Einsätzen von Hand quasi im Vorbeigehen hoch- und heruntergeklappt werden.

Wird diese Tafel angezeigt, dann ist der Schlauchwagen ausgerückt. Die Feuerwehrleute sparen sich den Weg in die zweite Fahrzeughalle.
Wird diese Tafel angezeigt, dann ist der Schlauchwagen ausgerückt. Die Feuerwehrleute sparen sich den Weg in die zweite Fahrzeughalle. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka
Wird diese Tafel angezeigt, dann ist der Schlauchwagen noch nicht ausgerückt.
Wird diese Tafel angezeigt, dann ist der Schlauchwagen noch nicht ausgerückt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Auf der einen Seite steht zum Beispiel „SW 1000 ausgerückt“ (SW steht für Schlauchwagen), auf der anderen Seite „SW 1000 steht oben“. Dank dieser Behelfsvorrichtung weiß jeder Bescheid. Bestenfalls spart man sich den Weg und wertvolle Zeit.

Nicht nur im Gebäude ist es stellenweise eng. Auch davor ist der Parkraum begrenzt. Bei Alarmierung kommen die freiwilligen Helfer zum Beispiel von Zuhause oder von der Arbeitsstätte. Meistens kommt jeder für sich alleine mit dem Auto. Bei einem Einsatz können es schon mal zwischen 30 und 40 Kräfte sein. „Dann muss man sich einen Parkplatz in der Nachbarschaft suchen“, sagt Heidermann.

Ortswehrführer: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn“

Die neue Wache wird auf einer freien Fläche gebaut. An der Schulstraße befindet sie sich inmitten von enger Wohnbebauung, nebenan grenzt das Schulzentrum. Dieter Heidermann betont: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn und verständnisvolle Nachbarn.“

Trotzdem: Mit der alten Wachen kann man bei interessierten Bewerbern wenig bis gar nicht punkten. „Aber wenn man ihnen in den Gesprächen eine Perspektive mit der neuen Wache aufzeigt, bekommen sie leuchtende Augen“, sagt der Ortswehrführer.