Bottrop. Anwohner im Bottroper Süden fühlen sich massiv belastet durch den Straßenverkehr. Sie fordern eine Lösung – so reagiert die Stadt darauf.
Manchmal dauere es eine Viertelstunde, bis man vom eigenen Grundstück auf die Straße fahren kann, sagt Marina Scharnowski. Die Anwohnerin der Gartenstadt Welheim ist extrem genervt von der Verkehrssituation in ihrem Stadtteil – und ist damit nicht alleine. Viele Welheimer fordern eine Lösung für die Problematik, die allerdings von der Stadtverwaltung in die fernere Zukunft geschoben wird.
Hintergrund ist der massive Durchgangsverkehr auf der Welheimer Straße, die viele Autofahrer als Abkürzung von der B224 nutzen. „Die brettern hier durch“, sagt Marina Scharnowski. „Das ist nicht nur nervig, sondern auch gefährlich.“ Verschlafen – das passiere in Welheim nicht mehr, weil ab 5 Uhr der Verkehr lautstark rolle. Abgefahrene Spiegel seien hier keine Seltenheit.
Bottroper Süden: „Der Verkehr muss unterbunden werden“
Auch Mitglieder der Bezirksvertretung Süd haben sich auf die Seite der Anwohner geschlagen. „Der Verkehr muss unterbunden werden“, sagt beispielsweise Dennis Peter (SPD). Auch Sven Hermens von der linken Gruppierung Bot.Sozial spricht von einer starken Lärmbelastung in Welheim.
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Aus diesem Grund hat die Bezirksvertretung der Stadtverwaltung vorgeschlagen, dass man die Welheimer Straße von der B224 abbindet. Das allerdings will das Straßenverkehrsamt aktuell nicht umsetzen. „Eine Abbindung ist ohne den Bau einer Wendeanlage nicht möglich. Dies ist mit sehr hohen Kosten verbunden. Vor dem Hintergrund der Haushaltssanierung wäre diese Ausgabe nicht vertretbar, da die Wendeanlage zu einem späteren Zeitpunkt von der Autobahn GmbH zu erstellen ist“, so ein Mitarbeiter in einer Stellungnahme.
Heißt im Klartext: Die Stadt Bottrop will diese kostenintensive Maßnahme nicht durchführen, weil sie ohnehin perspektivisch von der Autobahn GmbH bezahlt wird. Damit bezieht sich das Straßenverkehrsamt auf den geplanten Ausbau der A52. Allerdings ist diese Perspektive noch eine in weiter Zukunft.
Lösung für Anwohner in Bottrop-Welheim erst nach A52-Ausbau?
Zum einen schwelen die Pläne für den A52-Ausbau bereits seit Jahrzehnten. Zum anderen ist klar, dass der Ausbau der B224 zur Autobahn nicht in Fahrt kommt, bevor ich nicht das andere Mega-Projekt in der Nähe abgeschlossen ist: der Neubau der A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. „Die Situation bliebe dann noch mindestens zehn Jahre so wie sie ist“, sagt Sven Hermens. Dennis Peter prognostiziert sogar eher 20 Jahre und spricht von „Hohn“, die Anwohner so lange warten zu lassen.
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„Wir brauchen eine Lösung, bevor die A52 ausgebaut wird“, fordert der SPD-Mann. Auch die anderen Fraktionen in der BV Süd stimmen dem zu. Dennis Peter erwarte von der Stadtverwaltung, dass sie die Rechtsgrundlage darlegt, warum man die Welheimer Straße aktuell nicht von der B224 abkoppeln kann. Die nötige Wendeanlage führt das Straßenverkehrsamt mit Blick auf die Müllabfuhr der Best an. Die müsse dort wenden können. Sven Hermens entgegnet, dass die Müll-Fahrzeuge ohnehin rückwärts in die Straße reinführen.
Verkehrszählung in Bottrop Welheim: 2408 Fahrzeuge in 24 Stunden
„Ich kann das Hinhalten der Verwaltung nicht verstehen“, sagt Dennis Peter. Die argumentiert, dass auf der Straße Lkw-Fahrverbot gilt und die Durchfahrt nur für Anlieger erlaubt ist. Allerdings hielten sich viele nicht daran, sagt Peter, zumal die Definition des „Anliegers“ schwammig ist. „Das ist scheinheilig vorgeschoben“, sagt Peter.
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Eine von der BV geforderte Verkehrszählung hat ergeben, dass innerhalb von 24 Stunden 2408 Fahrzeuge die Welheimer Straße befahren (Summe beider Fahrtrichtungen). Davon seien 30 Lkw und 175 Busse gewesen. Dennis Peter verweist zudem auf die ebenfalls hohe Verkehrsbelastung auf der Johannesstraße und der Wilhelm-Tenhagen-Straße.
Marina Scharnowski spricht unterdessen von einer „Katastrophe“ und ärgert sich, dass sich an der Situation seit Jahren nichts ändert. „Welheim ist ein bisschen das Stiefkind in Bottrop.“