Bottrop. . Durch den Bau der neuen Produktionsstätte gehen die letzten 200 Stellen verloren. Stadt bietet vergeblich eine Fläche auf Prosper-Haniel an.
- Unternehmensgruppe Theo Müller gibt Produktionsstätte bis zum Jahr 2020 auf
- Muttergesellschaft will vier Werke von Homann durch Neubau in Sachsen ersetzen
- Vorerst werden alle Beschäftigten weiter voll arbeiten und Feinkostsalate produzieren
Das leer stehende Bürogebäude mit dem Nadler-Firmenschild liegt schon seit Jahren wie ein Menetekel am Eingang des Gewerbegebietes an der Scharnhölzstraße. Jetzt bestätigt sich diese Vorahnung: In spätestens drei Jahren kommt auch für das dahinterliegende Nadler-Werk das Aus. Über 200 Arbeitsplätze gehen damit in der Stadt verloren.
Die Unternehmensgruppe Theo Müller wird die Produktionsstätte an der Scharnhölzstraße bis zum Jahr 2020 aufgeben. Die Muttergesellschaft will vier Werke von Homann Feinkost, zu denen mittlerweile auch das Bottroper Nadler-Werk gehört, an einem Ort bündeln. „Wir haben alles in die Waagschale geworfen, um Müller einen neuen Standort anzubieten“, sagt Sabine Wissmann, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung. Doch das half nicht.
Homann-Mutter prüfte 40 Standorte in Europa
Gesucht war ein mindestens 10 000 Quadratmeter großes Gelände. Die Bottroper Wirtschaftsförderer schlugen der Müller-Gruppe eine Fläche auf der Zeche Prosper-Haniel vor. „Was die Zeitschiene angeht, so wäre das kein Problem gewesen“, sagt Sabine Wissmann. Das Bergwerk wird ja 2018 geschlossen.
Die Homann-Muttergesellschaft habe 40 Standorte in ganz Europa geprüft, berichtet Alexander Truhlar, Sprecher der Unternehmensgruppe Theo Müller. Favorisierter Standort für die neue Produktionsstätte sei das sächsische Leppersdorf, wo Müller auch die Sachsenmilch-Molkerei betreibt.
Bis zum Jahr 2020 ändert sich nichts
„Wichtig ist: In Bottrop ändert sich bis zum Jahr 2020 nichts. Es wird weiter voll gearbeitet und uneingeschränkt produziert“, erklärt Truhlar. In der Bottroper Produktionsstätte stellen die über 200 Beschäftigten hauptsächlich Kartoffelsalate sowie Gemüse- und Nudelsalate der Marke Nadler her. Außerdem verarbeiten sie an der Scharnhölzstraße jährlich rund 7000 Tonnen frischen Weißkohl und 400 Tonnen frische Karotten als Zutaten von Feinkostsalaten.
Alle Beschäftigten erhielten für das Jahr 2020 ein Angebot zum Wechsel an die neue Produktionsstätte, teilt Unternehmenssprecher Truhlar mit. Die Homann-Unternehmensleitung werde nun in Verhandlungen mit den Arbeitsnehmervertretern eintreten.
Beschäftigte erleben ständig Personalabbau
Dabei hatte Homann in den letzten vier Jahren noch einige Millionen Euro für technische Verbesserungen in dem Werk an der Scharnhölzstraße ausgegeben. Dennoch erleben die Beschäftigten schon seit Jahren einen ständigen Personalabbau. So verloren vor vier Jahren 43 Mitarbeiter in der Produktion und Logistik ihre Arbeitsplätze. Nahezu mit jedem Eigentümerwechsel fielen in Bottrop Stellen weg.
Die Eingliederung des Nadler-Werks in die Homann Feinkost GmbH etwa bedeutete Ende 2010 auch das Aus für die Verwaltung am früheren Nadler-Stammsitz in Bottrop. Homann konzentrierte die Bürojobs am eigenen Firmensitz in Dissen. In Bottrop blieben somit rund 80 Verwaltungsjobs auf der Strecke. Seither steht der Bürotrakt an der Scharnhölzstraße leer.