Bottrop. Einmal im Jahr sammeln Freiwillige in Bottrop den Unrat ein, der sich über ein Jahr angesammelt hat. Vor allem Kinder sollen dabei etwas lernen.

Mit Müllsack und Greifzange haben sich am Samstag wieder rund 2000 Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf die Suche nach all dem gemacht, was in Grünbeeten, auf dem Bürgersteig oder mitten im Wald achtlos hinterlassen wurde. Ihre Beute sind Verpackungsreste, Kronkorken, unzählige Zigarettenkippen und auch schon mal ein ausrangierter Kühlschrank. „Bottrop putzt“, so der Name der Aktion, die 2003 zum ersten Mal ins Leben gerufen wurde.

Auch in diesem Jahr sind wieder viele Kinder und Jugendliche mit dabei, so etwa die achtköpfige Caritas-Wohngruppe Farbenreich mit der Erzieherin Alicja Mandera. Die Neun- bis 15-Jährigen machen an diesem Tag eine Runde durch die Kirchhellener Nachbarschaft im Umfeld des Jugend-Klosters. Nach einer Stunde sind die meisten Säcke schon gut gefüllt. Was sich auf dem Dorf so alles findet: Geplatzte Luftballons, ein defekter Badminton-Schläger, Holzlatten, Plastikfolien.

„Wir wollen das Bewusstsein bei der jungen Generation stärken“

Als Dankeschön werden die jungen Helferinnen und Helfer mit Käppis, Schlüsselbändern und Turnbeuteln vom Veranstalter, der Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best), beschenkt. Die Sammler geloben, man wolle den Müll zuhause jetzt „noch besser“ trennen. Für Dennis Sweers, der seit Oktober gemeinsam mit Stefan Kaufmann den neuen Vorstand des 170 Mitarbeiter zählenden Betriebs bildet, ist der sonnige Herbsttag eine gute Gelegenheit, Kontakt zur Stadtgesellschaft zu knüpfen. „Es geht hier heute auch darum, darauf aufmerksam zu machen, dass man sich mit Fragen jederzeit an uns wenden kann“, so Sweers.

Rund 2000 Teilnehmer bei „Bottrop putzt“

1934 Teilnehmer, darunter 462 Erwachsene und 1472 Kinder haben in diesem Jahr bei „Bottrop putzt“ teilgenommen. 462 Müllsäcke wollten von zehn bis 13 Uhr gefüllt werden. Was in diesem Jahr zusammen kam, wird sich am kommenden Montag herausstellen. Trotz Ferien haben drei Grundschulen, eine weiterführende Schule, 15 Kitas, zwölf Vereine und 27 private Gruppen teilgenommen. Im Einsatz waren sie im gesamten Stadtgebiet. Im nächsten Jahr soll die Aktion am 11. Oktober stattfinden. Zum 25-jährigen Jubiläum der BEST sind 2025 zudem viele kleine Sonderaktionen geplant. 

Neben ihm steht der für die Best zuständige Erste Beigeordnete der Stadt Bottrop, Emilio Pintea. Er hebt die pädagogische Funktion von „Bottrop putzt“ hervor: „Wir wollen das Bewusstsein schon bei der ganz jungen Generation stärken.“ Wer sich ein sauberes Stadtbild wünsche, müsse entsprechendes Verhalten auch vorleben. Gefragt seien deswegen auch die Eltern.

Bottrop putzt
Robin Ringhardt von der Siedlergemeinschaft Beckheide sind in diesem Jahr die vielen Lachgas-Kartuschen aufgefallen. Der größte Fund seiner Gruppe in diesem Jahr: ein ausrangierter Kühlschrank. © FUNKE Foto Services | Niklas Schlottmann

Ein Bottroper Verein sammelt seit Jahren jeden Monat Müll

Dass man es selber anpacken muss, ist beim Verein Waldfegen, seit nunmehr fünf Jahren die Devise: Über 27 Tonnen Müll haben die Vereinsmitglieder nach eigenen Angaben seit 2019 schon aus Anlagen und Waldstücken gefischt. Für sie ist die Aktion Samstag nur insofern etwas Besonders, als dass man normalerweise sonntags seine Runden macht. Ihr Anhänger mit Zangen, Bollerwagen und Verpflegung parkt am Köllnischen Wald.

Auch hier wird man an diesem Tag fündig – wie eigentlich überall in Bottrop, sagen die beiden Vorsitzenden Silke Richterich und Carmen Böhm. Als Nächstes haben sie sich die Welheimer Mark vorgenommen.

Bottrop putzt
Niels König (r.), Vorsitzender der Bottroper Jusos, wundert sich, was man am Straßenrand so alles findet. © BEST | Christian Hermann

Zum ersten Mal dabei ist Niels König, der Vorsitzende der Bottroper Jusos, der mit einer Handvoll Mitstreiterinnen und Mistreitern in Bottrop-Fuhlenbrock unterwegs ist. König zeigt sich erstaunt, was man am Straßenrand alles findet, wenn man erst darauf achtet: „Wahnsinn, wie viel Müll in den Grünanlagen liegt.“

Er hält die Aktion für eine gute Idee, nicht um Bottrop tatsächlich sauberer zu machen, das sei wohl illusorisch, dafür aber, um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Er weist auf den Inhalt eines blauen Müllbeutels, der Ausbeute von einer Stunde Arbeit: „Wenn wir das gemeinsam verhindern könnten, würde die Stadt gewinnen.“