Bottrop. Der Verein Waldfegen sammelt seit fünf Jahren Müll in Bottrop. Dabei entdecken sie auch Kurioses. So kann man sich engagieren.
Fünf Jahre Waldfegen: Der gemeinnützige Verein für Umweltschutz in Bottrop feiert Geburtstag. Das Motto der engagierten Müllsammler: Nicht reden! Machen! Von mehr als 25 Tonnen Müll hat der Verein seit Bestehen den Wald befreit.
Im Juni 2019 als kleine Initiative gestartet, nahmen an der ersten großen Sammelaktion am 4. August 2019 im Köllnischen Wald schon über 40 Freiwillige teil. Von da an entwickelte sich das Team zielstrebig und strukturiert weiter. Die Termine wurden regelmäßiger, der Radius wurde erweitert und die Resonanz aus der Bottroper Bevölkerung wuchs.
Bottroper Verein Waldfegen hat 70 Mitglieder
Was lag also näher, als aus der Initiative heraus einen gemeinnützigen Verein zu gründen? Und auch da kam das Motto – Nicht reden! Machen! – den Initiatoren zugute. Dank Spenden und Mitgliedsbeiträge konnte der Verein sich nach und nach mit Equipment ausrüsten und sogar einen Pavillon mit Waldfegen-Schriftzug sowie ein Anhänger mit Vereinslogo anschaffen.
Inzwischen hat Waldfegen e.V. 70 Mitglieder, dazu einen festen Stamm an Ehrenamtlichen. „Als Vorstand sind wir besonders stolz und dankbar, dass engagierten Leute, Erwachsene, Jugendliche und sogar Kinder, einmal pro Monat bei Wind und Wetter losziehen, um gemeinsam Müll zu sammeln“, sagt die erste Vorsitzende, Silke Richterich. „Dadurch wird nicht nur der Wald geschützt, diese Arbeit dient auch den Tieren und der Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger.“
Bottroper Wälder von Müll befreien: Schon die Kleinsten helfen mit
Eine der Aktiven ist Frida. Sie war im Gründungsjahr noch nicht mit dabei, denn Frida ist erst vier. Beim Jubiläumssammeln Ende Juni ist sie in Begleitung ihres großen Bruders Emil (10) und ihrer Mutter Verena (39) unterwegs. Frida besucht die Kita Körnerstraße, und die Jubiläumsaktion findet ganz in der Nähe, am Wendehammer Brabusallee Ecke Körnerstraße statt. Ihr ist die Jubiläumssammlung deshalb besonders wichtig, denn sie will unbedingt mithelfen, das Waldgebiet rings um ihre Kita sauberer zu machen.
Verena teilt die Begeisterung ihrer Kinder für die Aktion: „Es fühlt sich ein bisschen an wie Schatzsuchen, wenn man sowas richtig Großes findet und das dann wegräumen kann. Da spürt man den Erfolg unmittelbar.“
Um sich zu schützen, trägt Frida winzige Profi-Arbeitshandschuhe und hat eine Grillzange als Werkzeug dabei. Damit steht sie den Erwachsenen in nichts nach. Das Equipment für die Sammlungen – Müllzangen, Handschuhe, Eimer und Bollerwagen – stellt der Verein zur Verfügung. Und knapp eine Stunde nach Anpfiff der Aktion sind Eimer und Bollerwagen fast alle gut gefüllt. Viel Kleinkram wie Feuerzeuge und Scherben ist dabei und immer wieder Plastik, Plastik, Plastik – von Bonbonpapier über Wassereis-Tüten bis zu großen Folien. Kein Wunder, denn der Plastikmüll hält sich ja unendlich lange. Nicht umsonst spricht man von Ewigkeitsmüll.
Verpackungsmüll aus den 80er Jahren: „Kaum zu glauben“
Das Thema beschäftigt auch Viola (21): „Es ist spannend, aber auch schockierend, wie alt die Sachen sind, die wir finden. Nicht selten ist Verpackungsmüll aus den 80er Jahren dabei. Kaum zu glauben!“. Zusammen mit ihren Schwestern Lara (26) und Julia (30) macht sie auch den seltsamsten Fund des Tages. Ein riesiger Kunststoffschlauch ist so in einen Baum eingewachsen, dass er mit einem Seitenschneider freigelegt werden muss.
„Selbst Autositze oder Karosserieteile tauchen immer mal wieder auf“, ärgert sich Carmen Böhm, zweite Vorsitzende von Waldfegen. Sie hält an den Sammeltagen gemeinsam mit Silke Richterich die Stellung am Pavillon. Der wird an jedem Standort aufgestellt, damit die Aktion auch Spaziergängern und Joggern ins Auge fällt.
Dafür sorgt darüber hinaus ein riesiges Banner, das auf einen besonderen Missstand hinweist: Zigarettenkippen. Mehrere 100 davon stehen in einem fest verschlossenen Glasgefäß auf dem Aktionstisch. Da darf jeder mal raten, wie viele Kippen genau drin sind, und dann heißt es hochrechnen. Denn jede weggeworfene Kippe verunreinigt 40 bis 60 Liter Grundwasser. Zusätzlich gibt’s am Stand Flyer und anderes Infomaterial, das Interessierte mitnehmen können. Zum fünfjährigen Jubiläum sind ausnahmsweise auch Muffins, Bonbons und Schokokuchen im Angebot, schließlich gibt‘s ja was zu feiern.
Wie man wilden Müll in Bottrop melden kann
Und wie sieht die Beute der Jubiläumssammlung aus? Zaunelemente aus Metall, ein Gartenstuhl mit umgeknickten Beinen, eine bunte Liegestuhlauflage, Autoreifen – leider immer dabei – und Unmengen Pfandflaschen und Bierdosen. Ein riesiger Blumenkübel, eventuell asbesthaltig, schießt den Vogel ab.
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„Leider sind solche Funde gar nicht so selten, und deshalb sind wir sehr froh, dass wir von Anfang an durch die Best, unseren lokalen Entsorger, unterstützt wurden“, betont Carmen Böhm. „Über die Best-App melden wir besonders brisante oder umfangreiche Funde sofort. Und wir kriegen immer Rückmeldung. Diese App können übrigens alle Bottroper Bürger nutzen, ebenso wie das sogenannte grüne Telefon der Stadt Bottrop. Da kann man neben Müll auch zugewucherte öffentliche Wege melden.“
Und muss man Mitglied sein oder sich anmelden, um an den Aktionen teilzunehmen? „Nein, das ist nicht erforderlich“, erklärt die Vorsitzende das Waldfegen Konzept. „Einfach vorbeikommen, anpacken und Spaß haben. Alle sind herzlich willkommen!“
Waldfegen findet jeden letzten Sonntag im Monat um 11 Uhr statt. In den Ferien wird pausiert. Nähere Infos: www.waldfegen-ev.de/termine-aktuelles. Grünes Telefon: 02041 705060.