Bottrop. Die Geschichte der Bottroper Kirche St. Bonifatius endet. Man hat einen letzten Gottesdienst gefeiert – ehe der Weg zum neuen Gotteshaus führte.
Am Wochenende hieß es schon wieder Abschied nehmen im Fuhlenbrock, mit einem Gottesdienst und einer abschließenden Prozession endete die Geschichte der Kirche St. Bonifatius.
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In der letzten Woche vor dem endgültigen Abschied öffneten Gemeindemitglieder täglich das Gotteshaus, um den Gläubigen auch einen persönlichen Abschied zu ermöglichen. Für Anette Schaut von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist die Kirchenschließung „ein schlimmer Schritt“, wie sagt. „Wir haben viel gemeinsam erlebt und haben jetzt auch nach Schließung des „Boniheims“ keinen Raum mehr, um die Kontakte zu pflegen.“
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Zwar habe die kfd sich bereits seit einiger Zeit mit der neuen Gemeinde St. Ludgerus zusammengeschlossen, aber das falle vielen Menschen sehr schwer: „Die innere Entfernung ist nicht die tatsächliche.“ Eine Fuhlenbrockerin hat dazu bereits im letzten Jahr auf den Punkt gebracht: „Man nimmt mir nicht meine Kirche weg, sondern meine Gemeinde.“
St. Bonifatius: „Danke für so viele schöne Erinnerungen“
An Stellwänden im Vorraum könnten Erinnerungen geteilt werden. Neben Malereien von Kindern, Fotos von Gottesdiensten und Kommunionsfeiern sowie einer Jubiläumsfestschrift von 1988 gibt es auch handgeschriebenen Erinnerungen. „Orte ändern sich, Erinnerungen bleiben“, steht dort etwa geschrieben. Außerdem schreibt eine Person: „Danke für so viele schöne Erinnerungen, die auch in Zukunft erhalten bleiben.“ Eine Erzieherin kann sich Fuhlenbrock ohne die Kirche nicht vorstellen: „Schließlich bin ich schon als Kind dorthin gegangen.“
Zwei Erinnerungen können die Gläubigen auch physisch mitnehmen: eine Skizze der Kirche auf einer Fliese zum Aufhängen und das Fotoheft von Küster Thomas Doth dienen als bleibende Andenken.
Auch Fuhlenbrocker Vereine waren vertreten
Am Sonntagmorgen war die Kirche schon lange vor dem Gottesdienstbeginn gefüllt, selbst Stehplätze waren Mangelware: „Wenn es hier immer so gewesen wäre, würde die Kirche heute nicht zugemacht“, hieß es ein wenig ironisch. Auch die Fuhlenbrocker Vereine waren mit Abordnungen und Fahnen vertreten: Freiwillige Feuerwehr, Schützenverein, Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) und die Plattdütschen, schließlich sind sie ja „ut Waold un Hei“, den Fuhlenbrocker Ortsteilen. Bernhard Thiehofe erinnerte als Ehren“vörsitter“ an die Messen in plattdütscher Sprache. Mit leuchtenden Grubenlampen und Uniform mit Arschleder wollte auch die Knappengarde St. Elisabeth das Ende begleiten: „Schließlich haben wir das Gleiche erlebt.“
Der Gottesdienst, den Mitglieder beider Gemeinden – gleichzeitig auch als Erntedankfest –vorbereitet hatten, stand unter dem Motto „Abschied und Aufbruch.“ Die drei Teile waren geprägt vom Abschied, der Erinnerung und dem Blick in die Zukunft.
Aufbruch: Prozession zur neuen Heimat
Den Aufbruch symbolisierte die Prozession nach dem Gottesdienst zur neuen „Heimat“ St. Ludgerus, angeführt von den Fahnenträgern, den Bollerwagen mit den Erntedankgeschenken und dem großen Bollerwagen mit den Sakramentsglocken und der schweren Konradglocke, die in der Sakristei von St. Ludgerus einen neuen Platz finden wird.
Begleitet vom Posaunenchor und Liedern zog sich die Prozession einige hundert Meter die Straße entlang, dazu gab es aber auch persönliche Kommentare wie „Trauermarsch“ oder „wie bei einer Beerdigung.“
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Andere waren einfach nur „traurig über dieses Ende. Wir haben hier alles gefeiert: Taufe, Kommunion, Hochzeit.“ Auf den Stufen vor St. Ludgerus endete die Prozession. Die Kita-Kinder illustrierten gestenreich ein Erntedankgedicht, bevor noch Schoko-Glückskäfer den Abschied versüßten und zum Frühschoppen hinter der Kirche bei Getränken und Würstchen geladen wurde.