Bottrop. Die Aufgabe der Kirche in Bottrop-Fuhlenbrock ist schon lange beschlossen. Jetzt wird sie umgesetzt. Pfarrei registriert Interesse am Standort.

Werden dort, wo heute noch Messen in der Kirche St. Bonifatius gefeiert werden, künftig Wohnungen entstehen? Welche neue Nutzung den Bereich des heutigen Gotteshauses im Fuhlenbrock erwartet, steht tatsächlich noch nicht fest. Bekannt ist jetzt allerdings, wann die letzte Messe dort gefeiert wird: nämlich zu Erntedank am 6. Oktober.

Dass die Kirche aufgegeben werden würde, wissen die Fuhlenbrocker Katholiken bereits seit Ende 2017. Im Zuge des sogenannten Pfarreientwicklungsprozesses war damals in der Pfarrei St. Cyriakus per Votum beschlossen worden, für die Kirchen St. Bonifatius, St. Elisabeth und Heilig Kreuz bis 2025 neue Nutzungen zu finden.

Bottroper Propst: Kirchenaustritt extrem angestiegen

Propst Jürgen Cleve verdeutlicht in einem Schreiben an die Pfarreimitglieder: „Das Votum beschreibt dabei eine Entwicklung, die sich in den Grundzügen bewahrheitet und durch die aktuelle Situation verschärft hat. Ein deutliches Zeichen sind die Kirchenaustrittszahlen, die extrem angestiegen sind.“ Der Blick in die Statistik zeigt: Gab es im Stadtdekanat Bottrop im Jahr 2017 insgesamt 222 Austritte, so wurde 2022 ein Spitzenwert von 759 Austritten gezählt und 2023 waren es noch 639. Gleichzeitig, so Cleve, würden die Kosten für den Betrieb der Kirchen deutlich steigen.

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Die Kirche St. Elisabeth an der Eichenstraße ist bereits vergleichsweise kurz nach dem oben beschriebenen Votum profaniert und damit einer weltlichen Nutzung geführt worden, nämlich 2019. Die Kirchhellener Familie Huesmann hatte die Kirche und das große Umgebungsgrundstück gekauft, um dort Häuser zu bauen. Das Gotteshaus-Gebäude als solches blieb erhalten, wurde zum Teil der dortigen Kita.

Blick in die erweiterte Kita St. Bonifatius in Bottrop-Fuhlenbrock, in die das benachbarte ehemalige Gemeindehaus integriert wurde.
Blick in die erweiterte Kita St. Bonifatius in Bottrop-Fuhlenbrock, in die das benachbarte ehemalige Gemeindehaus integriert wurde. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Auch die Kita am Standort St. Bonifatius ist zuletzt erweitert worden, wobei das benachbarte ehemalige Pfarrheim – das „Boni-Heim“ – mit seinem großem Saal integriert wurde. Der Förderverein St. Bonifatius Bottrop Fuhlenbrock Wald, der den Erdgeschossbereich des Boni-Heims früher für seine Aktivitäten nutzte, war daraufhin ins Souterrain gezogen. Der Förderverein kümmerte sich seit der Neustrukturierung der Pfarreien im Bistum Essen 2006-2008 um Erhalt und Unterhalt des Boni-Heims.

St. Bonifatius Bottrop: Nur noch Vorabendmessen

Diese Räume im Souterrain stehen kostenfrei weiteren kleinen Gemeindegruppen und anderen Initiativen zur Verfügung, unterstreicht auch Propst Jürgen Cleve. Die Kita beschreibt er als einen Ort, an dem Kinder und ihr Familien „mit der Welt des Glaubens in Berührung“ gebracht werden. „Hier wird auch der Kontakt zu den sozial-caritativen Diensten der Kirche hergestellt“, heißt es im Schreiben zur bevorstehenden Aufgabe des Gotteshauses.

Dieses werde aktuell „regelmäßig nur noch für eine Vorabendmesse samstags um 17 Uhr genutzt, die zwischen 30 und 60 Gläubige aus allen Teilen der Pfarrei mitfeiern. Dieser Gottesdienst wird künftig in St. Ludgerus gefeiert werden. Für die Schulgottesdienste kann das Martin-Niemöller-Haus der evangelischen Kirchengemeinde genutzt werden“. Dieses befindet sich an der Wilhelm-Busch-Straße 5.

Laut Cleve erreichen die Pfarrei bereits Anfragen von Interessierten, die das Kirchen-Gelände für Projekte nutzen möchten, „die im Einklang mit einer von uns als geeignet angesehenen Nachnutzung stehen“. Informell habe die Stadtverwaltung signalisiert, dass die Fläche baurechtlich gut vertwertbar sei. „Sie hätte ein Interesse daran, dass der Kirchturm als Landmarke erhalten bleibt“, heißt es in Cleves Schreiben weiter.

Auf Nachfrage der Redaktion zu möglichen Projektvorhaben antwortet Pfarrei-Sprecherin Ulrike Beckmann: „Wir sind bemüht, die Kirche in eine sinnvolle Nutzung zu überführen. Aber es gibt zu diesem Zeitpunkt noch nichts Konkretes.“

„An einem Gotteshaus hängen immer viele Emotionen“

Erbaut in den Jahren 1957/1958 (und im Übrigen nicht unter Denkmalschutz stehend), verfügt die Kirche natürlich über einige Ausstattungsstücke. Für diese wolle man nun würdige neue Orte finden, sagt Ulrike Beckmann. Im Eingangsbereich der Kirche befinde sich ja zudem das kleine Museum der „Indienhilfe Bottroper Realschüler“ von Prälat Rolf Linse. Auch da müsse überlegt werden, wohin es umziehen kann.

„An einem Gotteshaus hängen immer viele Emotionen“, weiß Ulrike Beckmann. Der Abschied von der St. Bonifatius-Kirche soll deshalb in besonderer Weise gestaltet werden.