Bottrop-Kirchhellen. Fünf Flächen stehen im und um den Dorfkern leer. Das füllt sich wieder, sagen Bezirksbürgermeister und Werbegemeinschaft. Ein Ärgernis bleibt.

In Kirchhellen ist die Geschäftswelt noch in Ordnung. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass derzeit im und am Dorfkern fünf Flächen leer stehen. Kein Grund zu großer Sorge, sagt Katharina Bellendorf, Vorsitzende der Werbegemeinschaft. So sieht es auch Bezirksbürgermeister Hendrik Dierichs: „Ich bin sehr optimistisch, dass sich diese Flächen bald wieder füllen.“ Eine Brache ärgert ihn allerdings zunehmend.

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Das Nebenzentrum Kirchhellen hat Bestnoten bekommen, als die Experten von „Markt und Standort“ 2019 das Einzelhandelskonzept für Bottrop fortgeschrieben haben: „Der Geschäftsbesatz ist der dichteste der Nebenzentren in Bottrop. Es sind attraktive Filialisten ebenso vertreten wie leistungsfähige Fachhandelsbetriebe. Im Gegensatz zu den anderen Nebenzentren ist die Ausrichtung keineswegs nur discount- oder preis-orientiert, auch Waren aus dem mittleren und höheren Preissegment werden angeboten. Die ergänzenden Anbieter, die hier in nennenswerter Anzahl auch in den Obergeschossen der besten Einkaufslage ansässig sind, tragen erheblich zur Angebotsqualität und Vielfalt bei.“

Im Januar eröffnet: „Mobevu“ in den Kirchhellener Arkaden.
Im Januar eröffnet: „Mobevu“ in den Kirchhellener Arkaden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Deshalb sind Leerstände in der Dorfmitte eher selten und meist nicht von langer Dauer. Einer der ganz wenigen Vermieter, der länger als ein Jahr Nachmieter suchen musste, war Frank Schneider, Bauherr der Kirchhellener Arkaden. Nach der Schließung der Kirchhellener Baustoffmann-Filiale Ende 2022 dauerte es bis Januar 2024, ehe das Möbelgeschäft „Mobevu“ auf 200 Quadratmetern eröffnete.

In der Regel läuft es eher so wie im Haus der Söllerstiftung an der Kreuzung Hauptstraße/Kirchhellener Ring. Als Michael Schuffert Ende 2023 nach 37 Jahren sein Elektrogeschäft abgeben und in den Ruhestand gehen wollte, stand mit Christian Schmidt von „Backbeat Music“ ein Nachfolger für eine „geregelte Übergabe“ schon bereit, wie die beiden im Januar 2024 formulierten. In dem bisherigen Backbeat-Laden an der Hauptstraße eröffnete fünf Monate nach dem Umzug Natalie Dujunov ihren „Vandy Kiosk“.

Seit September 2022 geschlossen: die Kläsener-Filiale an der Hauptstraße 59.
Seit September 2022 geschlossen: die Kläsener-Filiale an der Hauptstraße 59. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Eher ungewöhnlich deshalb, dass derzeit gleich fünf Flächen leer stehen. Bereits seit September 2022 geschlossen ist das Stammhaus von Bäcker Kläsener an der Hauptstraße 59. Umsatzrückgänge bei explodierenden Energiekosten nannte Markus Kläsener als Gründe für die Schließung und formulierte seine neue Strategie: „Statt jeden Tag unbedacht und aus Routine Licht und Ofen anzumachen, bündeln wir Ressourcen für den Betrieb unserer beiden weiteren Filialen in Kirchhellen, die nur wenige Meter entfernt sind.“

Ein weiterer Leerstand in einer Kläsener-Immobilie in bester Lage entstand Ende Mai, als die Betreiberin des Kindermoden-Geschäfts „Kiddi‘s“ nach zwei Jahren „aus privaten Gründen“ ihren Laden schloss. Bereits zum Jahresende 2023 hatte Christian Schmieding sein Fotofachgeschäft an der Hauptstraße dichtgemacht: „Es macht wirtschaftlich keinen Sinn mehr, das Geschäft in Kirchhellen zu betreiben“, erklärte er mit Blick auf ein verändertes Einkaufsverhalten der Kunden. Ebenfalls geschlossen hat Frank Deditz sein Sportartikel-Fachgeschäft neben der Humboldt-Buchhandlung an der Schulze-Delitzsch-Straße.

„Potenzielle Mieter und deren Ideen sind hier gerne willkommen.“

Katharina Bellendorf, Vorsitzende der Werbegemeinschaft

Bieten die Leerstände in der Dorfmitte Anlass zur Sorge? Nein, sagt Katharina Bellendorf, mit Valerie Heisterkamp Vorsitzende der Werbegemeinschaft Kirchhellen: „Wir in Kirchhellen müssen noch keine großen Sorgen haben, dass der Leerstand die Attraktivität im Dorfkern bedroht. Potenzielle Mieter und deren Ideen sind hier gerne willkommen und werden von der Dorfgemeinschaft sicherlich herzlichen empfangen.“

Ähnlich sieht es der Bezirksbürgermeister und verweist auf ein Alleinstellungsmerkmal des Dorfkerns: „Ich bin sehr optimistisch, das sich schnell Nachmieter finden. Vor allem deshalb, weil man die Geschäfte hier mit dem Auto anfahren kann.“ Hintergrund: Kirchhellens CDU macht mit der Werbegemeinschaft Front gegen alle politischen Versuche, aus der Hauptstraße eine Fußgängerzone zu machen.

Kirchhellens Dorfkern: „Ausgezeichnete Erreichbarkeit“

Und das ist auch richtig so, schrieben die Handelsexperten der Stadt 2019 ins Einzelhandelskonzept. Sie fanden fast lyrische Töne, um das Einkaufserlebnis im Dorfkern zu beschreiben: „Trotz des Autoverkehrs bewegen sich die Passanten sicher und in angenehmem Umfeld. Die Fußgängerfrequenz ist vergleichsweise hoch. Die Parkmöglichkeiten sind ausreichend dimensioniert. Auch im Straßenraum direkt vor den Geschäften ist die Chance, einen Parkplatz zu finden, recht hoch. Insofern ist die städtebauliche Erreichbarkeit für den Individualverkehr ausgezeichnet. Auch die ÖPNV-Erschließung ist durch drei Haltepunkte im Umfeld sehr gut ausgebaut.“

Leerstand hinter Bauzäunen: der ehemalige „Autohandel Kirchhellen“ an der Bottroper Straße.
Leerstand hinter Bauzäunen: der ehemalige „Autohandel Kirchhellen“ an der Bottroper Straße. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Eine Brachfläche ist Bezirksbürgermeister Dierichs ebenso wie vielen Kirchhellenern ein Ärgernis. Das Gelände des ehemaligen Autohandels an der Bottroper Straße 5, schräg gegenüber von der Alten Post. Kein schönes Aushängeschild für jeden, der mit dem Auto oder dem Bus ins Dorf kommt. Die Brache rottet hinter Bauzäunen vor sich hin, nur ein Außenwerber nutzt noch die Plakatwand. Da muss etwas passieren, findet Dierichs: „Diese Fläche muss dringend entwickelt werden.“