Bottrop-Kirchhellen. Händler und Kunden in Kirchhellen ärgern sich über die Einbahnstraße, über die Pläne einer Fußgängerzone und zu schnelles Fahren im Dorfkern

Es ist Freitag, zwölf Uhr. Wenig los auf der Hauptstraße und auf dem Johann-Breuker-Platz. Kaum jemand befindet sich auf der Straße. Und das, trotz Sonnenscheins und angenehmer Temperaturen. Im Gespräch mit einigen Einzelhändlern entlang der Hauptstraße wird deren Sorge deutlich. Das sei nicht die Ausnahme, sondern mittlerweile eher der Normalzustand.

Einige gemachte Fotos vom Vortag am Donnerstag dokumentieren die Situation vom Wochenmarkt. Wieder ist kaum Kundschaft unterwegs. Deshalb laufen die Kaufleute Sturm gegen die Pläne der SPD nach der Forderung einer Fußgängerzone zwischen Schul- und Antoniusstraße. Dadurch würde man die Kundschaft eher aus dem Dorfkern vertreiben, als sie hereinzubekommen. Sie wagen sogar eine düstere Prognose: Sind die Kunden erstmal weg, kommen sie nur schwer oder gar nicht mehr wieder. Deshalb haben die Händler einen Brandbrief an die Bezirksvertretung geschrieben.

Allein der Gedanke an die Einbahnstraße bringt auf die Palme

Auch der Ärger über die Einbahnstraße, die seit etwas mehr als einem Jahr gilt, wirkt weiterhin nach. Allein der Gedanke daran bringt viele der Händler im Gespräch mit der WAZ auf die Palme. Christoph Elpers betreibt sein Tabakwarengeschäft an der Hauptstraße 38. Erst Anfang des Jahres musste er seine zweite Filiale schließen, die sich direkt neben Digital Foto Schmieding befand. Er betont, dass es mehrere Gründe für die Geschäftsaufgabe gegeben habe, aber einer sei auch die Einbahnstraßenregelung gewesen. Denn auch bei ihm stimmen die Kunden mit den Füßen ab. Sie kauften woanders ein.

Die Kastanie an der Einmündung Arwinkel /Hauptstraße soll stehen bleiben.
Die Kastanie an der Einmündung Arwinkel /Hauptstraße soll stehen bleiben. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning


„Eine Fußgängerzone wäre der Untergang“, sagt Elpers zur Lage der Dorfmitte und spricht damit vielen Händlerkollegen aus der Seele. Sein Geschäft funktioniert bei einer hohen Kundenfrequenz. Sie halten sich nicht lange bei ihm auf, kaufen eine Zeitschrift, geben den Lottoschein ab oder kaufen Zigaretten. Danach geht’s für die Kunden weiter.

Kunden müssen fürs einkaufen einen großen Bogen fahren

Seit der Einbahnstraße müssten sie aber einen großen Bogen fahren, um bei ihm einzukaufen. Wenn jemand zu seinem Geschäft möchte, muss man entweder direkt oben in die Hauptstraße hineinfahren oder einen Umweg über die Schulze-Delitzsch-Straße und Oberhofstraße in Kauf nehmen. Zum Glück befinden sich laut Elpers auf der anderen Straßenseite an der Schulstraße ein paar Parkplätze, wo die Kunden ihr Auto abstellen und die täglichen Dinge des Lebens bei ihm und anderen Händlerkollegen einkaufen können.


„Ich weiß nicht, warum diese Regelung eingeführt werden musste“, meint eine ältere Kundin in der Bio-Metzgerei Scharun. Und sie scheint nicht die einzige zu sein. Birgitt Dreier ist Mitarbeiterin in der Metzgerei und berichtet, dass sich viele Kunden in der Anfangszeit im Gespräch an der Ladentheke über die neue Einbahnstraße geärgert hätten. Mittlerweile sei der Ärger verflogen und kaum noch ein Thema. „Viele haben sie sich wohl daran gewöhnt“, sagt Dreier.

Allerdings ist ihr, ihren Kolleginnen und den Kunden eine Sache an der Hauptstraße ein Dorn im Auge: die zu schnellen Autos. Sie haben nämlich beobachtet, dass sich längst nicht alle Autofahrer an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern halten.