Bottrop-Kirchhellen. Spätestens seit 1554 rollten Postkutschen über den Alten Postweg. Ein Postamt bekam Kirchhellen erst 1863. Warum es die Alte Post dreimal gibt.

Die Geschichte der Post in Kirchhellen beginnt natürlich mit dem Alten Postweg. Und sie endet nicht mit der Alten Post, die es im Dorf gleich dreimal gibt. Aufgeschrieben hat beide Geschichten der Gladbecker Heimatforscher Wilhelm J. Fleitmann, ein Experte für das Postwesen im Vest.

Fleitmann vermutet, dass die Strecke zwischen Münster und Köln über Dülmen, Dorsten, Duisburg, Düsseldorf bereits vom Jahre 1554 an regelmäßig benutzt worden ist. Aus diesem Jahr stammt eine Reisekostenabrechnung eines Dr. Ochs im Staatsarchiv Münster über eine Rückreise von Köln nach Münster mit Übernachtung in Kirchhellen. Eine regelmäßige Personenpost auf dem Alten Postweg soll es laut Fleitmann seit 1665 gegeben haben.

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Johann Wolfgang (damals schon) von Goethe bereiste den Alten Postweg in der Postkutsche am 6. Dezember 1792 auf dem Weg von Düsseldorf nach Münster, und das war gar nicht schön für ihn. „Ich sollte bei schrecklichem Weg und Wetter mich wieder in die wilde wüste Welt hinauswagen. Auf der Fahrt von mancherlei Hindernissen aufgehalten, gelangte ich erst tief in der Nacht zur Stadt.“

Zweimal Alte Post an der Bottroper Straße: Im Gebäude des heutigen Restaurants saß ab 1863 die „Postexpedition Kirchhellen“, 1909 wurde dahinter ein neues Gebäude für das „Kaiserliche Postamt“ erbaut.
Zweimal Alte Post an der Bottroper Straße: Im Gebäude des heutigen Restaurants saß ab 1863 die „Postexpedition Kirchhellen“, 1909 wurde dahinter ein neues Gebäude für das „Kaiserliche Postamt“ erbaut. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Überhaupt muss die Sandpiste von „Starckradt“ (so schrieb man früher Sterkrade) nach Dorsten über Jahrzehnte in ganz üblem Zustand gewesen sein. Schon 1741 gab es Klagen über den schlechten Zustand der Wegeverbindung, die außer der Post kaum jemand benutzte. Damals wurde der Weg als im Winter unpassierbar beschrieben. 1778 erklärt der zuständige Postmeister, dass „wegen gänzlichen Verfall dreyer auf dem Postweg und der Seiken Heide ohnweit der Stadt Dorsten belegenen Brücken erbermlich geklaget werde.“

Kirchhellens Bürgermeister: Nur Ärger mit dem Alten Postweg

Wilhelm Tourneau, 1816 mit 22 Jahren schon Bürgermeister von Kirchhellen geworden, ärgerte sich seit seinem Amtsantritt in Kirchhellen darüber, dass die Gemeinde den Alten Postweg instand halten musste, obwohl niemand außer halt der Post einen Nutzen davon hatte. 1832 ging ihm, wie er in seiner Chronik vermerkt, endgültig der Hut hoch wegen „einer Anzeige der Postbehörde, daß die Straße auf Starckradt nicht mit Seitengräben versehen und nicht mit Bäumen bepflanzt sei, wurde ein oder anderes von der Gemeinde verlangt. Hiergegen wurde aber lebhaft demonstriert und die Verlegung der Postroute über die andere Straße wiederholt beantragt. Es hatte dies zur Folge, daß das General-Postamt sich endlich damit einverstanden erklärte und nur eine bessere Instandsetzung der letzteren verlangte“. „Die andere Straße“ war die Verbindung Richtung Bottroper Straße und von dort weiter Richtung Dorsten.

So sah der Kirchhellener Poststempel aus.
So sah der Kirchhellener Poststempel aus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im Juli 1832 konnte Kirchhellens Bürgermeister Vollzug melden. Die heutige Bottroper/Allee-/Münsterstraße wurde verbreitert und mit Steinen befestigt. Tourneau notiert: „Mit 1. July wurde die alte Poststraße verlassen und jene über Kirchhellen in Benutzung genommen. Mit der Instandsetzung wurde nunmehr desto eifriger fortgefahren.“ Abgeschlossen wurde sie allerdings erst 1847.

„Postexpedition“ für Kirchhellen

30 Jahre lang fuhr die Post durch Kirchhellen, 1863 kam sie dann nach Kirchhellen in Form einer „Postexpedition II. Klasse“ im Gebäude des heutigen Gasthauses Alte Post an der Bottroper Straße. Bis dahin war täglich ein Landbriefträger aus Dorsten gekommen, jetzt gehörten zum neuen Postamt: „Das Kirchspiel Kirchhellen, das Landgut Beck, das Rittergut Brabeck, das Haus Dringenberg, die Bauerschaften Eckel und Feldhausen, die Grafenmühle, das Haus Grafenwald, die Bauerschaften Hardinghausen und Holthausen, der Hof Hoellendorf, der Hof Meisterod, die Bauerschaft Overhagen, das Haus Repel, die Repelermühle und das Haus Vettenbocholt“.

Kirchhellens damaliger Amtmann Geißler verpflichtete seinen Polizeidiener Schlüter als Ortsbriefträger, später wurde der Dorstener Briefträger Bauloff nach Kirchhellen versetzt. Schlüter wurde 1873 „Hülfslandbriefträger“.

Die dritte Alte Post an der Hauptstraße gegenüber dem heutigen Jugendkloster.
Die dritte Alte Post an der Hauptstraße gegenüber dem heutigen Jugendkloster. © Archiv Heimatverein Kirchhellen

1909 schließlich war der Postverkehr so stark angewachsen, dass die Postexpedition ein Häuschen weiterzog und aufgewertet wurde: In das neu gebaute Haus neben der „Alten Post“ zog das „Kaiserliche Postamt“ ein. Ende 1927 zog die Post, erweitert um den „Fernsprechselbstanschlussbetrieb“ um in einen Neubau an der heutigen Hauptstraße gegenüber der Brennerei Körner; heute steht dort statt der Schnapsfabrik das Jugendkloster.

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Die dritte „alte Post“ wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, bis 1952 repariert und 1968 gründlich umgebaut. 2008 endet die Geschichte der Postämter in Kirchhellen, Elektro Schuffert nebenan übernahm als Agentur die Post-Dienstleistungen.