Bottrop. Marketingexperte Frank Schlieder radelt von Aachen bis Berlin und besucht Städte, die für Nachhaltigkeit stehen. Ein Stopp: Bottrop.

Bottrop ist einen Besuch wert. Das hat sich Frank Schlieder auf seiner „Bock-auf-Morgen“-Tour gedacht. Er radelt circa 700 Kilometer von Aachen bis nach Berlin. Sechs Tage lang sitzt er im Sattel. Bottrop ist der zweite Stopp.

Der Name seiner Tour ist zweideutig zu verstehen. Zum einen heißt seine Firma für nachhaltige Marketingkonzepte in Berlin so, nämlich BAM als Abkürzung. Und zum anderen hat „Bock-auf-Morgen“ für ihn eine andere Bedeutung.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

„Das Morgen steht stellvertretend für eine lebenswerte, kindgerechte Zukunft“, sagt er. Mit Nachhaltigkeit assoziiert er „Innovation, vorwärts und nicht etwa Verzicht oder Verbote“. „Wir leben in einer Zeit des Lamentierens. Deutschland ist ein Schlechte-Laune-Land“, meint er.

Von Bottrop wusste er bis zur Idee seiner Radtour kaum etwas. Er recherchierte und fand heraus, dass Bottrop 2021 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis unter den drei Finalisten war. Das machte ihn neugierig.

Bock-Tour will die positive Geschichte des Wandels erzählen

Er will Städte besuchen, die „Bock haben“. „Ich glaube, dass wir in diesem Land einen Wandel im Kopf hinbekommen müssen. Kommunale Stadtentwicklung ist für mich systemrelevant im nachhaltigen Wandel, weil dort die Menschen merken, dass etwas passiert“, sagt Frank Schlieder.

In seinem Podcast will er über positive Geschichten sprechen und besucht deshalb beispielhafte Projekte. Er wisse aber auch, dass dieser Wandel Geld koste.

Städtebauprojekt: Kulturhof als Beispiel für eine andere Nutzung

Mit Klaus Müller, Technischer Beigeordneter der Stadt, sprach er darüber, wie man eine Stadt nachhaltig entwickeln kann. Müller zeigte und erklärte ihm, wie zum Beispiel das Gelände des heutigen Kulturhofs umgestaltet wurde. Einst ein Parkplatz und Fläche des Jungengymnasiums, heute begrünt und mit der Galerie B12 in Holzbauweise sowie Bühne für kulturelle Veranstaltungen wie dem Stadtflimmern. Finanziert wurde dieser Umbau mit Mitteln aus der Städtebauförderung.

Mit leeren Haushaltskassen bleibt ein nachhaltiger Wandel eben manchmal nur ein Traum. Ohne Förderung geht wenig bis nichts. Deshalb ärgert sich Frank Schlieder über eine Entscheidung des Bundes. Dieser hat beschlossen, keine weiteren Mittel für das Programm „Energetische Stadtsanierung“ zur Verfügung zu stellen. Davon ist auch Bottrop betroffen.

Ausbau von maroden Radwegen werden nicht zwingend gefördert

Denn Bottrop und andere Städte hätten von dem Programm profitiert, sagt Klaus Müller. „Für einzelne Stadtteile konnten energetische Sanierungskonzepte entwickelt und die Umsetzung gefördert werden.“ Für Fuhlenbrock und Vonderort laufen die Projekte. Und was ist in der Zukunft für andere Stadtteile? Klaus Müller: „Ich hoffe, dass das Programm in irgendeiner Form wieder aufgelegt wird.“

Frank Schlieder kommt mit dem Rad von Oberhausen zum Treffpunkt am Kulturhof. „Bottrop hat gute Radwege“, so seine erste Einschätzung. Klaus Müller nimmt das Lob gerne entgegen, sagt aber auch: „Man kann in Bottrop ganz gut Fahrrad fahren, aber es muss noch einiges passieren.“

Wenn Bottrop den Ausbau von Radwegen nachhaltig voranbringen möchte, benötigt man wieder Geld. „Die Sanierung von bestehenden Radwegen wird nicht gefördert“, erklärt Klaus Müller. Es sei denn, Radwege werden in einer größeren Baumaßnahme mit Kanal- und Straßenerneuerung modernisiert, dann kann es mit einer Förderung klappen. „Wenn es darum geht, Radwege, die holprig oder nicht breit genug sind, zu modernisieren, dann müsste das aus eigenen Mitteln finanziert werden“, so der Technische Beigeordnete.

Das Gespräch mit Klaus Müller soll in der kommenden Woche im Podcast zu hören sein: https://www.bock.am