Bottrop. Das Künstler Kollektiv Bottrop arbeitet in lockerem Verbund und erreicht so schneller neue Mitglieder. Das sagen Gründer und Neumitglieder dazu.
Sie sind sprichwörtliche Laien, Anfängerinnen, langjährig Erfahrene oder etablierte Künstlerinnen und Künstler mit Ausstellungserfahrung und Verkaufslisten: Gemeinsam ist ihnen das aktive Interesse an Kunst und die neue Gemeinschaft im Künstler Kollektiv Bottrop (KKB). Vielleicht hätten sich einige der inzwischen 62 Mitglieder ohne den Verbund gar nicht kennengelernt. Vielleicht hätte es auch die aus dem Stand mit weit über 800 Besucherinnen und Besuchern erfolgreiche „Nacht der 1000 Bilder“ im April in Carsten Breuers Art Space so gar nicht gegeben.
Die sechs Bottroper Kunstschaffenden und -fans, die im bekannten Bildhaueratelier von Guido Hofmann sind typisch für diesen Querschnitt von Menschen, die sich unter dem virtuellen Dach des Künstler Kollektivs versammeln. Denn einen Vereinsraum, geschweige denn eine Satzung oder die vom deutschen Vereinsrecht geforderte Organisationsstruktur gibt es dort gar nicht.
Und doch stehen sie ständig im Austausch und bewegen etwas. „Die sozialen Medien machen es möglich“ sagt Nolin Wischermann. Mit Ralf Opiol ist er einer der Gründer des Netzwerks, das gar kein offizielles Gründungsdatum hat.
Lockerer Verbund Gleichgesinnter ohne den Ballast deutschen Vereinsrechts
„Ein einfacher Zugang, keine Vereinsmeierei, kein Bewerbungsverfahren mit Abstimmung der gestandenen Mitglieder für oder gegen dich und trotzdem gemeinsame Aktivitäten. Das hat mich von Anfang an angesprochen“, sagt Ole Keller. Der Bottroper, Jahrgang 1969, im Hauptberuf Finanzbuchhalter, ist seit kurzem erst dabei, hat erst kurz davor durch ein prägendes Ereignis seine persönliche Ader fürs Malen, für die Kunst wirklich entdeckt und zeigt gerade Arbeiten in der Dorstener Galerie Türkis.
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Ausstellungsorte oder erst einmal Möglichkeiten zu finden, etwas zu präsentieren, sei schwierig, sagt Caro Kernspecht. Sie kennt als Mitglied der Kunstgemeinschaft Bottrop e.V. auch die andere Seite: den organisierten und etablierten Kunstvereinsbetrieb, für den es in Bottrop mit dem Künstlerbund e.V. noch eine weitere Adresse gibt.
Sie kennt die bohrenden Fragen nach Ausbildung oder früheren Ausstellungen, denen sich Neubewerber stellen müssen. „Das könnte gerade für Einsteiger in Sachen Kunst schon wie eine Hürde wirken“, so die gebürtige Berlinerin. Sie malt seit Kindertagen, auch beeinflusst durch ihre Mutter. Beide Formen hätten ihre Vorteile. Vielleicht spreche das Künstler Kollektiv aber durch die spontane und via Social Media auch schnelle Kommunikation eher jüngere Leute an.
Künstler Kollektiv Bottrop KKB richtet den Blick auch auf die Nachbarstädte im Ruhrgebiet
Dann fallen allen aber Künstler Kollektiv-Follower ein, die beiden etablierten Vereinen als gestandene Mitglieder angehören und dennoch an Veranstaltungen des KKB teilnehmen, wie der Nacht der 1000 Bilder oder dem Künstlerdialog oder Art Walk. „Der führt auch über die Stadtgrenzen hinaus, zum Beispiel nach Essen, zur Galerie Obrist“, sagt Mitinitiator Ralf Opiol.
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Dort habe man zum Beispiel den jungen Künstler Roman Jäkel getroffen, eigentlich noch Student an der Essener Hochschule der bildenden Künste, der inzwischen auch dem Kollektiv folge. So entstehe ein Netzwerk von Profis, Laien und Interessierten über die Stadtgrenzen hinaus, was super zum Ruhrgebiet passe, findet Opiol.
Guido Hofmann, selbst auch Künstlerbundmitglied und Teil des jungen Kollektivs, kam über den Bottroper Art Award in Kontakt zum Künstler Kollektiv. Jetzt öffnet er sein Atelier auf dem Gelände des bekannten Gartencenters der Familie Fockenberg bald für die nächste Aktion des KKB. Beim Künstlerdialog steht dann allerdings das Thema Aktivismus in der Kunst im Mittelpunkt, moderiert von Sohn Felix Hofmann-Flick.
KKB-Künstlerdialog mit Felix Hofmann-Flick: 9. August, Atelier von Guido Hofmann, Bottroper Straße 141 (neben Gartencenter Fockenberg). Beginn und weitere Infos gibt es auf Instagram: instagram.com/kuenstler.kollektiv.bottrop.