Bottrop. Entlang des Flusses soll im Zuge des Mega-Projektes „Freiheit Emscher“ auch ein Strand entstehen. So sehen die aktuellen Pläne aus.

„Der Emscher-Strand muss zurückkommen, im Idealfall in den kommenden zehn Jahren.“ Mit diesem Satz hat Uli Paetzel etwas losgetreten. Als der Chef der Emschergenossenschaft diese Vision von der renaturierten Emscher im August 2022 im WAZ-Interview entwickelte, haben einige Ruhrgebietsstädte sofort gesagt: Wollen wir haben, so einen Emscherstrand. Im Bottroper Rathaus haben sie dagegen gesagt: Wir arbeiten schon dran.

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Denn das Projekt „Emscher-Strand“ ist seit Jahren fester Bestandteil des Megaprojekts „Freiheit Emscher“, in dem die Städte Bottrop und Essen gemeinsam mit der RAG in den nächsten Jahrzehnten gewaltige Brachflächen im Bottroper Süden und Essener Norden entwickeln wollen. Dafür müssen die Planer zwei neue Verkehrsachsen zwischen beiden Städten entwickeln. Der Gewerbeboulevard soll den Schwerlastverkehr bündeln, die Umwelttrasse möglichst klimaneutrale Verkehrsmittel.

Das ehemalige Zechengelände Prosper II wird abgerissen für ein neues Gewerbegebiet. Unser Luftbild entstand im Dezember 2023.
Das ehemalige Zechengelände Prosper II wird abgerissen für ein neues Gewerbegebiet. Unser Luftbild entstand im Dezember 2023. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Fünf große Entwicklungsflächen, insgesamt 150 Hektar groß, für die Ansiedlung von Gewerbe sind schon ausgewiesen. In Essen sind das Emil Emscher (32 Hektar, Vermarktung ab 2025), der Hafen am Kanal Coelln-Neuessen (34 Hektar) und Sturmshof an der Stadtgrenze (20 Hektar). In Bottrop liegen die künftige „Welheimer Wassermark“ (bis zu 20 Hektar), und das ehemalige Zechengelände Prosper II unter dem Malakoffturm (16 Hektar, vor allem für Kreativ- und Freizeitwirtschaft).

Im Bottroper Süden entstehen neue grüne Verbindungen

Klar: Gewerbegebiete bringen Arbeitsplätze, und der Verkehrs-Dauerstau gehört zu den großen Problemen im Ruhrgebiet. Deshalb stehen diesen Themen bei den Planungen und Debatten oft im Vordergrund. Doch die Planer von „Freiheit Emscher“ stellen im Bottroper Süden auch drei Wohngebiete neu und schaffen neue grüne Wegeverbindungen. Zum Beispiel den Emscher-Strand.

Der soll sich am Nordufer der renaturierten Emscher durch die Welheimer Mark ziehen. Stefan Beckmann, der frühere Fachbereichsleiter Umwelt und Grün, schwärmt von einer „Umgestaltung zu einem naturnahen Erlebnisort für Familien, Kinder, naturbegeisterte Menschen sowie Touristinnen und Touristen. Ein Wasser- und Naturspielplatz sowie ein Wasserpfad legen die Grundlage für Erholung, Sport und Naturerkundung und gehen zugleich mit der Aufwertung des industriell geprägten Stadtteils Welheimer Mark einher.“

Die Gartenschau2027 kommt zu früh für den „Emscherstrand“

Bottrop hat den „Emscherstrand“ angemeldet zur Förderung bei der großen Ruhrgebiets-Gartenausstellung (IGA) 2027. Doch bis dahin werden die Pläne nicht umgesetzt werden können, sagt Bottrops Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins. Denn ehe der neue Naturraum entstehen kann, muss die Emschergenossenschaft dort Platz schaffen: den Emscher-Deich versetzen und Regenrückhalteflächen entwickeln.

Und das wird nicht so schnell gehen, sagt Meike Delang, Sprecherin der Emschergenossenschaft: „Wir befinden uns in der Vorplanungsphase, danach kommen die Entwurfsplanung und das Planfeststellungsverfahren. Dies braucht Zeit, eine genaue Angabe, wann das Projekt umgesetzt werden kann, ist daher zurzeit noch nicht möglich.“

Christina Kleinheins sieht die Chance in der Verzögerung: Den Bottroper Planern bleibt so mehr Zeit, die Welheimer Mark als „grüne Insel“ zu entwickeln und mit anderen Grünflächen sinnvoll zu verknüpfen. Im Süden entsteht der Emscherstrand. Nördlich der Siedlung soll die Halde in ihrer abschirmenden Wirkung weiterentwickelt werden. Im Westen wird der Grünzug an der Knappenstraße aufgewertet.

Die weitergehende Vision von „Freiheit Emscher“ sind weitere Verknüpfungen. „Der Emscherwald und der Aussichtspunkt Klärwerk werden als zugängliche Freiräume aufgewertet und es wird eine grüne Verbindung zwischen der Welheimer Mark und der B224 geschaffen.“ Diese Maßnahmen seien Teil der „Landschaftsdiagonale“ als großräumige Freiraumverbindung. „Weitere Bausteine sind die kleinteilige Ergänzung von blühenden Pflanzbereichen und die naturnahe Gestaltung des Schäpersbachs, die beide einen Beitrag zu einer renaturierten, biodiversen und klimaangepassten Industrielandschaft leisten.“