Bottrop-Kirchhellen. Die Container am Liboriweg sind das älteste Bottroper Provisorium zur Aufnahme von Flüchtlingen. Jetzt werden sie von innen und außen saniert.
Die Wohncontainer für Flüchtlinge am Liboriweg in Feldhausen werden derzeit von Grund auf saniert. Bis zum Jahresende sollen die Arbeiten erledigt sein, sagt Sozialamtsleiter Sascha Borowiak auf WAZ-Anfrage.
Nichts ist dauerhafter als ein Provisorium: Dieser Spruch trifft zu für die Container in Feldhausen. Heute sind sie die letzte Übergangslösung aus der Zeit der großen Flüchtlingswelle 2015. Und was haben sie für Aufregung gesorgt in Kirchhellen!
Nicht etwa, weil die Kirchhellener nicht eingesehen hätten im Herbst 2015, dass der Bottroper Norden jetzt auch mal dran war mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Ganz im Gegenteil: Sie waren schon dabei, eine Flüchtlingsbetreuung aufzubauen, die sich als vorbildlich erweisen sollte, und hatten in Eigeninitiative schon damit begonnen, auf dem Kirchengrundstück Auf der Bredde Holzhäuser nach dem Vorbild der Unterkünfte für die Saisonarbeiter auf den Bauernhöfen zu errichten.
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Kirchhellener fühlten sich von Bottroper Politik missachtet
Was vor allem die Politiker in Kirchhellen auf den Baum trieb, war die gefühlte Missachtung durch die Bottroper Verwaltung. Das hatten die Bezirkspolitiker schon oft erlebt und reagierten entsprechend empfindlich. Den Stein des Anstoßes warf damals Dieter Giebelstein als Chef der Immobilienwirtschaft in eine Sondersitzung der Bezirksvertretung.
Zwei Stunden lang hatten die Bezirksvertreter im November 2015 debattiert über die Unterbringung von Flüchtlingen in Kirchhellen, als Giebelstein sie kühl beschied: Egal, was ihr beschlossen habt, und egal, dass der Sozialausschuss noch gar nicht entschieden hat: Nächste Woche fangen wir an mit den Bauarbeiten am Liboriweg.
Im Februar 2016 sind die ersten Flüchtlinge am Liboriweg in Bottrop-Kirchhellen eingezogen
Gut nachvollziehbar, dass diese Ansage gar nicht gut ankam bei den Bezirksvertretern. Kirchhellens CDU-Chef Rainer Hürter war noch einen Tag später „fassungslos“, wie die Verwaltung mit der Politik umspringe, „und das wahrhaftig nicht zum ersten Mal“. Der damalige Sozialdezernent Willi Loeven warf sich vor seinen Fachbereichsleiter mit der Formulierung, das sei „unglücklich“ gelaufen, aber tatsächlich müsse die Stadt mit der Drainage loslegen, sonst könnten die Flüchtlinge im Februar nicht wie geplant einziehen.
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Der Sozialausschuss gab dann doch nachträglich seine Zustimmung, im Februar 2016 konnten dann die ersten Flüchtlinge einziehen in die umgebauten Bürocontainer am Liboriweg. Obwohl Anwohner und die CDU Kirchhellen den Standort als ungeeignet kritisierten und selbst der Sozialdezernent einräumen musste: „Feldhausen gehört nicht zu den guten Standorten für eine Flüchtlingsunterkunft.“
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Wie sich die Perspektiven ändern im Laufe der Jahre: Heute sagt Sozialamtsleiter Sascha Borowiak über die Container: „Der Standort ist gut geeignet für die Unterbringung von bis zu 46 Menschen.“ Und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert hat schon mehrfach darauf hingewiesen, dass kaum eine Flüchtlingseinrichtung flexibler zu nutzen sei als die am Liboriweg. Borowiak: „Wir können dort geeigneten Platz schaffen für eine Einzelperson ebenso wie für eine sechsköpfige Familie. Das ist der große Vorteil dieser Unterkunft.“
Während der jetzt laufenden Sanierung am Liboriweg sind die Bewohner umgezogen in die Flüchtlingseinrichtung in der alten Bergwerksdirektion am Schacht X am Alten Postweg. Dort ist genügend Platz, weil die Stadt dort wie geplant die Zahl der Plätze aufgestockt hat, sagt Sascha Borowiak: „Wir können dort jetzt 150 Menschen unterbringen.“