Bottrop. In der Schulentwicklungsplanung geht es auch um die Frage: Wie geht es mit dem Berufskolleg weiter? Ideen von Schulleiter Guido Tewes.
Im Zuge der Schulentwicklungsplanung stellt sich auch die Frage: Wie geht es mit dem Berufskolleg (BKB) weiter? Im Gespräch mit der WAZ hat Schulleiter Guido Tewes Punkte dargelegt, die aus seiner Sicht wichtig sind.
„Das Problem ist: Wenn man ganz ehrlich ist, hat die Stadt seit 1995, seitdem ich hier bin, an dieser Schule nichts investiert in neue Sachen. Hier werden maximal Reparaturen durchgeführt“, ist Tewes‘ grundsätzliche Analyse, bezogen auf die bauliche Situation. Gerade jetzt etwa sei eine Dachrenovierung am Hauptgebäude wieder verschoben worden. Zudem: „Es ist auch nicht in Maschinen investiert worden, in dem Sinne.“
BKB-Leiter: Schülerinnen und Schüler haben auch Anspruch auf Wohlfühlatmosphäre
Dabei müsse man als Berufskolleg mit der veränderten Industriewirklichkeit mitgehen. Und nicht zuletzt den Schülerinnen und Schülern auch eine Wohlfühlatmosphäre bieten, findet Tewes. Er nennt ein Beispiel: „Vor zweieinhalb Jahren haben wir gesagt, dass wir für die Elektroniker etwas Neues brauchen.“ Der dafür vorgesehene Raum sei vom BKB rasch geräumt worden. Doch die Herrichtung durch die Stadt sei bislang nicht erfolgt.
Wir haben bei der Stadt nachgefragt. Die betont: „Alle Arbeiten in Richtung Sanierung, die auch für die Erhaltung der Gebäudesubstanz erforderlich sind, wurden und werden von der Gebäudewirtschaft durchgängig durchgeführt. Auch die Dachsanierung im Bauteil A ist bereits ausgeschrieben worden. Nachdem kein Angebot eingegangen ist, wird erneut ausgeschrieben.“ Tatsächlich stehe die Innen-Einrichtung des Elektroniklabors noch aus. „Aufgrund der vielen neu auszustattenden Schul- und OGS-Gebäude, sind die Planungen für die Einrichtung noch nicht abgeschlossen.“
Ein größerer Sanierungsstau werde seitens der Stadtverwaltung nicht gesehen. „In den Jahren 2019 bis 2024 wurden circa 3,2 Millionen Euro in das Berufskolleg investiert, weitere 640.000 Euro sind in 2024 noch vorgesehen“, heißt es.
„Letztlich ist ein denkmalgeschütztes Haus für ein Berufskolleg eine zusätzliche Hürde, weil wir nie mit der Zeit problemlos mitgehen können.“
Tewes und Stadt sehen, dass der Denkmalschutz zum Beispiel die Fenstersanierung im 1929 errichteten Altbau problematisch macht. Es handele sich um rund 350 denkmalgeschützte Fenster mit bis zu acht Flügeln. Die Flügel müssten ausgebaut und extern von einem Fachunternehmen bearbeitet werden. Aktuell teilt die Stadt dazu mit: „Die Arbeiten werden voraussichtlich abschnittsweise über einen Zeitraum von zwei Jahren durchgeführt werden müssen. Momentan wird geprüft, ob es ein Förderprogramm gibt, da mit Kosten von über 2,2 Millionen Euro gerechnet wird.“
Guido Tewes findet: „Letztlich ist ein denkmalgeschütztes Haus für ein Berufskolleg eine zusätzliche Hürde, weil wir nie mit der Zeit problemlos mitgehen können.“
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal
Mit Blick auf den Bildungsgang der „Energietechnischen Assistenten“, in dem Tewes Zukunftspotential sieht, fordert der Schulleiter: „Wir brauchen vernünftige Flächen, um Solarpanels zu bauen. Wir müssen die Möglichkeit haben, Wärmepumpen zu gestalten. Das ist das, was uns der Zukunftscampus eventuell bietet.“ Zum Hintergrund: In dem Projekt Zukunftscampus Emscher Lippe sollen Lernorte der beruflichen und akademischen Bildung vor Ort kooperieren. Das könnten in Bottrop das BKB und die Hochschule Ruhr West (HRW) sein, die schon gemeinsame Ansätze haben. Unterstützt wird die Idee des Zukunftscampus vom Land NRW und soll mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert werden.
BKB-Leiter kann sich vorstellen, ein altes Gebäude abzureißen
Tewes hofft auf diesen Zukunftscampus, man hört ihm aber an, dass er sich ob dessen Umsetzung nicht sicher ist.
Zum Projektstand teilt die Stadt Bottrop mit: „Die Anträge für Fördermittel sind in Vorbereitung, erst dann kann das Koordinationsbüro an den Start gehen.“ Demnach können Fördermittel im Rahmen der ESF-Förderung „Kooperationsbüros für Zukunftscampus Berufliche Bildung“ beantragt werden. Ziele dieser Förderung seien unter anderem die Förderung der Zusammenarbeit von Lernorten, Erhöhung der Bildungsqualität und Anpassung der beruflichen Bildung an neue Bedürfnisse im Transformationsprozess zu einer klimaneutralen Wirtschaft. „Gefördert werden die Entwicklung kooperativer Lehr- und Lernangebote sowie Investitionsprojekte in der beruflichen Erstausbildung, Fort- und Weiterbildung und Berufsvorbereitung“, so die Erläuterung der Stadt.
Der BKB-Schulleiter sieht den Zukunftscampus als modernes Gebäude mit Containerelementen, die jeweils auf die modernsten Technologien ausgerichtet werden könnten. Er kann sich vorstellen, auf dem BKB-Gelände ein kleines Gebäude aus den 1950er Jahren abreißen zu lassen, „wo auch massiver Baunotstand ist“, und durch ein größeres Gebäude zu ersetzen, „sodass wir auch zusätzlichen Schulraum gewinnen könnten“.
Denn der ist, zu dieser Erkenntnis kommt auch das Beratungsbüro Biregio, am BKB in jedem Fall vonnöten. Erst recht, sollten noch neue berufliche Bildungsgänge in den Blick genommen werden. Laut Verwaltung stehen im Zuge der geplanten Neugründung einer dritten Gesamtschule zwei Grundstücke zur Verfügung. Das sind das Gelände der Hauptschule Welheim und der ehemalige Sportplatz an der Paßstraße. „Das Grundstück, welches im Verfahren zur Standortsuche für die Gesamtschule ausscheiden würde, stünde als freie Fläche einer Dependance-Lösung des Berufskollegs zur Verfügung“, heißt es in einer aktuellen Verwaltungsvorlage.
Tewes gibt zu bedenken, dass im Falle des Standortes Hauptschule Welheim diese nicht einfach vom BKB bezogen werden könne, „da müssten für unsere Bildungsgänge Sachen noch massiv verändert werden“. Zudem problematisiert der Schulleiter die große Distanz zwischen Welheim und dem Hauptstandort, die ja jeweils von den Kollegen bewältigt werden müsste.
Er könne gut mit der Lösung leben, ginge die neue Gesamtschule nach Welheim, „und dann wäre Geld da für einen echten Neubau oder eine echte Renovierung“ des BKB. Auf dessen Gelände gebe es vielleicht alternativ Aufstockungsmöglichkeiten, oder der Parkplatz zur Gladbecker Straße hin könne als Baufläche genutzt werden, sind seine Überlegungen.
- Weiter massive Beschwerden über Post: „Habe finanziellen Schaden“
- Studierende an der HRW: „Bottrop verpasst eine Riesenchance“
- Baustelle in Kirchhellen: Anwohner sorgen sich um Sicherheit
- Restaurant der Herzen: Kolüsch rechnet mit Ansturm
Die Schülerzahlen am BKB lägen seit Jahren konstant bei rund 2000 jungen Leuten, mit deutlichen Rückgängen aber in der Schülerschaft Duale Ausbildung. Würden im Schuljahr 2028/2029 in Bottrop rund 280 mehr Fünftklässler erwartet als zuletzt, käme ein Teil derer auch irgendwann im Berufskolleg an, gibt Guido Tewes noch zu bedenken.
Die Entwicklung des Berufskollegs wird Thema im Schulausschuss am Mittwoch, 26. Juni, sein (16 Uhr, Rathaus). Dort werden unter anderem die Erkenntnisse des Beratungsbüros Biregio zur Diskussion stehen.