Bottrop. Die Mehrheit für verkaufsoffene Sonntage in Bottrop bröckelt. Zwar genehmigte der Rat alle fünf für 2022. Darum genügt das den Grünen aber nicht.

Die schweigende Mehrheit für verkaufsoffene Sonntage in Bottrop bröckelt – auch weil einigen Ratsparteien Stadtfeste allein als Antwort auf die Corona-Krise nicht genügen. Die Grünen lehnen erstmals demonstrativ alle drei für dieses Jahr geplanten sonntäglichen Ladenöffnungen in Alt-Bottrop ab. Auch die SPD geht ein wenig auf Distanz.

„Prinzipiell ist die SPD gegen verkaufsoffene Sonntage, zumindest gegen zu viele verkaufsoffene Sonntage“, übte Thomas Göddertz jetzt im Stadtrat den Spagat zwischen Theorie und Praxis. Den Genehmigungen stimme die Partei nur zu, weil es wenige seien. „Wir reden hier über drei verkaufsoffene Sonntage für Bottrop und zwei für Kirchhellen“, wehrte sich Göddertz gegen Kritik.

Selbst der linke Dauerkritiker Niels Holger Schmidt erkannte da an, dass die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Bottrop zurückgegangen sei. Schließlich habe es auch schon Zeiten gegeben, in denen elf Sonntagsöffnungen im Jahr üblich waren. FDP-Chef Andreas Mersch, der verkaufsoffene Sonntage befürwortet, hielt den Kritikern allerdings entgegen, dass die Genehmigungen ja keineswegs auch den Zwang zu sonntäglichen Ladenöffnungen beinhalten.

Stadt sagt Sonderveranstaltung zum 8. Mai in Bottrop zu

Die meisten Ratsparteien treibt jedoch um, dass der erste verkaufsoffene Sonntag des Jahres zum Pferdemarkt auf den 8. Mai fällt, an dem sich das Ende des Zweiten Weltkrieges jährt. Mit eher skeptischen Blick auf diesen Termin meinte der liberale Landtagskandidat Mersch: „Wir sollten die Idee der Grünen aufgreifen. Wir schlagen vor, dass die Verwaltung an zentraler Stelle zu einer Friedenskundgebung aufruft und die Bedeutung dieses Tages deutlich macht“.

ÖDP-Sprecherin Marianne Dominas forderte, auch die 8. Mai-Initiative einzubinden. Oberbürgermeister Bernd Tischler erklärte, dass diese Idee im Kulturamt aufgegriffen werde. „Ich unterstreiche noch einmal, dass wir das trotz der Kürze der Zeit in einem guten Format hinbekommen werden“, sagte Tischler.

Die 8. Mai-Initiative versammelt sich in Bottrop am Rathaus, um an der Gedenktafel für die Opfer des 2. Weltkrieges rote Nelken niederzulegen. Sie soll bei der Gestaltung der Sonderveranstaltung zum 8. Mai eingebunden werden.
Die 8. Mai-Initiative versammelt sich in Bottrop am Rathaus, um an der Gedenktafel für die Opfer des 2. Weltkrieges rote Nelken niederzulegen. Sie soll bei der Gestaltung der Sonderveranstaltung zum 8. Mai eingebunden werden. © Heinrich Jung | Heinrich Jung

Die Grünen befürworten verkaufsoffene Sonntage allerdings ohnehin nur in Kirchhellen. „Für uns war immer wichtig, dass die verkaufsoffenen Sonntage in Bottrop ein Bestandteil eines guten wirtschaftlichen Konzeptes vor Ort sind, in das die Händlerinnen und Händler eingebunden sind“, sagte Ratsfrau Andrea Swoboda. Dafür sei Kirchhellen ein Paradebeispiel. Die Feste in Kirchhellen hätten Flair. Dorthin kämen Besucherinnen und Besucher auch von weiter her. Für den Handel in der Alt-Bottroper Innenstadt dagegen genügten solche Aktionen nicht mehr.

Grüne fordern Hilfen für den Handel in der Bottroper City

Dann öffnen die Läden sonntags

Der Bottroper Stadtrat hat alle fünf verkaufsoffenen Sonntage in Bottrop genehmigt. Für die Kirchhellener Veranstaltungen ist die Mehrheit allerdings weitaus größer als für die Geschäftsöffnungen in der Innenstadt. So gab es für die Geschäftsöffnungen in Kirchhellen nur drei Gegenstimmen, für die Bottroper City allerdings elf.

Genehmigt sind die Verkaufssonntage am 8. Mai zum Pferdemarkt, am 12. Juni zum Bottroper Stadtfest, am 14. August zum Kirchhellener Dorffest, am 25. September zum Michaelismarkt und am 27. November zum Kirchhellener Wintertreff.

Dort könne die Stadt in der Corona-Pandemie nicht einfach so weitermachen wie bisher, begründete sie und machte klar, dass die Grünen ihr Nein als Signal verstehen. „Es reicht nicht, ein Stadtfest zu machen“, betonte Andrea Swoboda. Viele Händlerinnen und Händler in der Innenstadt hätten inzwischen das Handtuch werfen müssen.

Daher forderte die Grünen-Sprecherin von dem städtischen Ressort für Wirtschaftsförderung neue und bessere Konzepte für die City ein. „Wir wollen den Händlerinnen in der Innenstadt helfen, und nicht nur den neuen, die verbilligte Mieten bekommen“, sagte Andrea Swoboda, „was ist mit denen, die schon ansässig sind?“