Bottrop. Am 8. Mai – dem Tag der Befreiung von den Nazis – soll Bottrop seinen Pferdemarkt und verkaufsoffenen Sonntag feiern. Das sorgt für Unmut.

Wegen des geplanten verkaufsoffenen Sonntages aus Anlass des Bottroper Pferdemarktes ist es zu einer heftigen Kontroverse gekommen. Vor allem Vertreter der Stadtverwaltung stehen wegen der Terminwahl in teils scharfer Kritik. Denn sie schlagen dem Rat vor, dass der nächste Bottroper Pferdemarkt und der damit verbundene verkaufsoffene Sonntag am 8. Mai stattfinden sollen. An jenem Sonntag jährt sich allerdings das Ende des Zweiten Weltkrieges. Verwaltungsmitarbeiter kündigten an, dass es einen solchen Vorschlag künftig nicht mehr geben werde. Und der Handelsverband stellt klar, dass der Terminvorschlag nicht aus seinen Reihen kam.

Ratsfrau Irmgard Bobrzik (DKP): „Ich bin sehr betroffen. Es ist ein Skandal.“
Ratsfrau Irmgard Bobrzik (DKP): „Ich bin sehr betroffen. Es ist ein Skandal.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Sprecherinnen und Sprecher linker Parteien im Stadtrat halten den Pferdemarkt-Termin geradezu für skandalös. „Ich bin sehr betroffen. Es ist ein Skandal“, sagte Irmgard Bobrzik. Die Ratsfrau kritisiert den Terminvorschlag der Verwaltung als oberflächlich und unsensibel. „Es ist fast schon ein Verbrechen“, sagte die DKP-Vertreterin während der Sitzung des Hauptausschusses in der Aula Welheim, „da kann man doch nicht den Pferdemarkt veranstalten“. Auch die Linkspartei fordert mehr Taktgefühl ein. „Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Faschismus“, betont Linke-Ratsherr Niels Schmidt.

Grüne sehen Skepsis auch bei Bottroper Kaufleuten

Er machte seine Kritik an der Terminwahl allerdings mehr an den geplanten Geschäftsöffnungen als am Pferdemarkt selbst fest. Schmidt weist außerdem darauf hin, dass viele Familien am 8. Mai ja auch Muttertag feiern möchten. Das sei schwer möglich, wenn an diesem Sonntag viele Mütter in den Geschäften arbeiten müssten und Verkäuferinnen ihre Mütter deshalb auch nicht besuchen könnten, merkte der Ratsherr an.

Kulturausschussvorsitzende Andrea Swoboda (Grüne): „unglückliche Terminwahl“.
Kulturausschussvorsitzende Andrea Swoboda (Grüne): „unglückliche Terminwahl“. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die Grünen halten die Wahl des Pferdemarkt-Termins zumindest für unglücklich. Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda schlug vor, am 8. Mai wenigstens am Rande des Pferdemarktes in geeigneter Weise auf die Bedeutung dieses Tages aufmerksam zu machen. Mit dem verkaufsoffenen Sonntag während des Pferdemarktes tun sich die Grünen ohnehin schwer.

Andrea Swoboda berichtete, dass sie darüber auch mit Kaufleuten aus der Innenstadt gesprochen haben. „Das Ergebnis ist ernüchternd. Es wird eher als Belastung gesehen. Die Händlerinnen und Händler sehen das skeptisch“, berichtet die Grüne.

Bottroper Verwaltung führt Terminschwierigkeiten an

Verwaltungsmitarbeiter führen Terminschwierigkeiten zur Begründung des Vorschlages an. Rechtsamtsleiter Emilio Pintea verwies auf das Ladenöffnungsgesetz, wonach der verkaufsoffene Sonntag aus Anlass des Pferdemarktes formal genehmigungsfähig sei.

Aus seiner persönlichen Meinung machte auch der Jurist allerdings kein Geheimnis. „Der Termin an sich ist unglücklich gewählt“, sagte Emilio Pintea. Es habe für den traditionell im Mai stattfindenden Pferdemarkt allerdings auch keine anderen freien Sonntagstermine gegeben, berichtete er. Letztlich stammt der Terminvorschlag offenbar aber aus dem Rathaus.

Rechtsamtsleiter Emilio Pintea (Mitte): „Es ist nur ein Vorschlag. Die Entscheidung hat der Rat zu treffen.“
Rechtsamtsleiter Emilio Pintea (Mitte): „Es ist nur ein Vorschlag. Die Entscheidung hat der Rat zu treffen.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das stellt jedenfalls der NRW-Handelsverband Westfalen-West klar. „Der Termin kommt nicht von uns“, sagte Geschäftsführer Markus Richter. Der Handelssprecher meint allerdings, das man den 8. Mai auch nicht zu sehr überhöhen sollte. „An jedem 8. Mai, der auf einen Samstag fällt, spielt die Fußballbundesliga“, sagte Richter. Der Einzelhandel sei wegen der Corona-Krise auch auf verkaufsoffene Sonntage regelrecht angewiesen. „Der Handel kann jeden Verkaufstag mehr gut gebrauchen“, meinte der Geschäftsführer.

Wegen Corona: Handelsverband ringt um jeden Verkaufstag mehr

Klar sei aber, dass sich der Handelsverband zu einem runden Jahrestag des Kriegsendes nicht auf eine solche Terminabsprache eingelassen hätte. „Zum 8. Mai 2025, also 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hielten wir das für komplett unangebracht“, betonte Richter.

Bottrops Rechtsamtsleiter Emilio Pintea betonte ohnehin ausdrücklich, dass es sich auch bei dem verkaufsoffenen Sonntag am 8. Mai nur um einen Terminvorschlag handele. Die Entscheidung habe der Rat zu treffen. Die Abstimmung steht am kommenden Dienstag auf der Tagesordnung. SPD und CDU signalisierten aber auch bereits im Hauptausschuss schweigend ihre Zustimmung, indem sie nicht gegen den Terminvorschlag stimmten.

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