Bottrop-Kirchhellen. Viertklässler pflanzen ihren Jahrgangswald nach zwei Jahren Pause wieder selbst. In mehr als 20 Jahren haben Schüler zigtausend Bäume gesetzt.
Es ist nieselig und matschig, doch den Viertklässlerinnen und Viertklässlern macht das nichts aus. Schon auf dem Weg vom Bus in den Wald patschen sie durch knöcheltiefe Pfützen und freuen sich auf das, was vor ihnen liegt. Sie dürfen nämlich ihren Jahrgangswald auspflanzen. In der ersten Klasse haben sie am Waldpädagogischen Zentrum einen Baum gepflanzt, jetzt, kurz vor dem Ende ihrer Grundschulzeit pflanzen sie diese Bäume aus.
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Insgesamt rund 2500 Bäume bringen die rund 1200 Schülerinnen und Schüler an drei Tagen in die Erde – unterstützt von einem großen Team ehrenamtlicher Helfer von WPZ und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sowie vom Landesbetrieb Wald und Holz. 43 Schulklassen treffen hier, teils nach und nach, teils auch zeitgleich ein.
Helfer heben die Löcher für die jungen Bäume aus
Für die Helfer eine echte Herausforderung. Rund 20 von ihnen seien nur damit beschäftigt, Löcher zu buddeln. „Wir bereiten die Löcher vor, die Kinder setzen die Bäume dann ein und füllen die Löcher dann auch wieder auf“, erklärt Horst Brosa. Er hat die Organisation übernommen, eigentlich schon vor zwei Jahren, doch dieses Jahr ist für ihn die eigentliche Premiere.
Denn: In den vergangenen beiden Jahren fiel die Aktion wegen Corona aus. Statt der Kinder haben die Helfer die Bäume der Viertklässler eingepflanzt. Schließlich hatten die sie schon als Erstklässler gesetzt. „In den vergangenen beiden Jahren haben wir außerdem auch Bäume für die Erstklässler gesetzt, die sie dann in der vierten Klasse auspflanzen können. Wir wollten die Aktion nicht unterbrechen“, sagt Brosa.
Jahrgangswald ist ein echtes Bottroper Erfolgsrezept
Und das, was hier am Rande der schwarzen Heide auf der Wiese zu sehen ist, ist ein echtes Bottroper Erfolgsrezept. Seit 23 Jahren gibt es diese Aktion bereits. „In all den Jahren haben die Schülerinnen und Schüler schon zwei Bäume für jeden Bottroper gepflanzt“, rechnet Peter Pawliczek, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Bottrop, vor. Die Mischung aus ehrenamtlichem Einsatz, Kooperation mit den Schulen und Partnern wie dem Landesbetrieb und anderen Institutionen macht diese besondere Aktion aus.
Über 200.000 Bäume also haben die Schülerinnen und Schüler in all den Jahren bisher gesetzt. Das Feld, dass die Kinder derzeit bepflanzen, ist schon das zweite. Es biete noch Platz für vier Jahre, sagt Förster Markus Herber. Er begleitet für den Landesbetrieb die Aktion und ist voll des Lobes. „Jeder Baum hilft uns, die Klimaproblematik abzupuffern“, sagt er. Und für die Kinder sei es ein tolles Erlebnis, einen solchen Wald zu pflanzen.
Annalena: „Das fühlt sich cool an!“
Das findet auch Annalena, wenn die Zehnjährige es auch etwas anders ausdrückt: „Es fühlt sich cool an“, sagt sie. Gemeinsam mit Josi (9), Alicia (9) und Jan (10) und den anderen Kindern der 4b der Fürstenbergschule haben sie am Dienstag 29 Bäume gepflanzt – Buchen, Haselnüsse, Eichen, Linden und anderen Sorten haben nun ihren Platz im Wald gefunden.
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Diese Durchmischung sei wichtig, sagt Claudia Bönninghausen, die Landesforstchefin. „Denn unterschiedliche Bäume tragen dazu bei, dass wir hier einen Wald bekommen, der den Klimawandel besser bewältigen kann“, erklärt sie den Schülerinnen und Schülern.
Thema Wald zieht sich in Bottrop durch alle Grundschuljahre
Den Begriff Klimawandel kennen die Viertklässlerinnen und Viertklässler längst. Immer wieder sei das auch Thema im Unterricht und auch rund um die Schule werde das Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz anhand vieler größerer und kleinerer Aktionen immer weiter entwickelt, erklären die Lehrerinnen. Und auch das Thema Wald zieht sich von der ersten Klasse und der Pflanzaktion um WPZ durch alle Schuljahre bis zur vierten Klasse.
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Wie ein Ausflugstag
Für die Kinder war der Tag im Wald so etwas wie ein Klassenausflug. Denn neben der eigentlichen Pflanzaktion hatten sich die vielen Helfer noch ein abwechslungsreiches Programm überlegt. Auf der Wiese neben dem Jahrgangswald waren zahlreiche Spielstationen aufgebaut.
Außerdem boten die Förster Waldführungen an, Bauernverband und Kreisjägerschaft waren mit ihren Naturlehrmobilen vor Ort. Außerdem war eine Falknerin da, die ihre Greifvögel vorstellte. In einem Zelt schließlich war Märchenerzählerin Monika Boguslawski aktiv und lud die Schülerinnen und Schüler zum Zuhören ei.