Bottrop. Wie gut sind die Bottroperinnen und Bottroper medizinisch versorgt? Wie viele Haus- und Fachärzte gibt es in der Stadt? Eine Übersicht.

Wie gut ist die ärztliche Versorgung in Bottrop, wie viele Hausärzte gibt es, stehen genügend Fachärzte zur Verfügung? Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hat auf WAZ-Anfrage eine Übersicht der einzelnen Fachgebiete gegeben. Mit dem Fazit: In vielen Bereichen herrscht in Bottrop eine Überversorgung.

Grundsätzlich wird über die Bedarfsplanung geregelt, wie viele Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten eine Stadt oder ein Landkreis benötigt. „Die Bedarfsplanung ist das entscheidende Instrument zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung“, sagt Stefan Kuster, Sprecher der KV Westfalen-Lippe.

Wie wird die ärztliche Bedarfsplanung für Bottrop aufgestellt?

Insgesamt werden auf Basis der Bedarfsplanung 22 Arztgruppen in vier verschiedenen Versorgungsebenen zusammengefasst:

  • 1. hausärztliche Versorgung
  • 2. allgemeine fachärztliche Versorgung mit neun Arztgruppen inkl. Psychotherapie (u.a. Gynäkologie, Augenmedizin, Pädiatrie)
  • 3. spezialisierte fachärztliche Versorgung mit vier Arztgruppen (u.a. Radiologie, Anästhesie)
  • 4. gesonderte fachärztliche Versorgung mit acht Arztgruppen (u.a. Labormedizin, Pathologie, Neurochirurgie)

Vereinfacht kann man sagen: Je allgemeiner die ärztliche Ausrichtung, desto kleiner ist der Kreis, nach dem geplant wird. So wird die hausärztliche und allgemeine fachärztliche Versorgung jeweils für Bottrop geplant. Bei spezielleren Fachärzten wird ein größerer Radius gezogen.

Wie sind die grundsätzlichen Richtlinien? Ab wann ist eine Region medizinisch unterversorgt?

Die Basis-Verhältniszahl für die hausärztliche Versorgung beträgt 1609 Einwohner pro Arzt. Allerdings gilt im Ruhrgebiet eine Sonderregel: Die Basis-Verhältniszahl liegt derzeit bei 1830 Einwohnern je Hausarzt. Bis 2018 galt das Ruhrgebiet als Sonderregion aufgrund der starken Verflechtung zahlreicher Kommunen. Das wurde allerdings vor vier Jahren aufgehoben aufgrund des hiesigen hohen Krankenstandes. Bis 2028 werden die Zahlen angeglichen.

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Wenn das übereinstimmt, spricht man von einer 100-prozentigen Versorgung. Ab einem Versorgungsgrad von 75 Prozent (hausärztliche Versorgung) beziehungsweise 50 Prozent (fachärztliche Versorgung inklusive Psychotherapie) gilt eine Region als unterversorgt. Eine Überversorgung wird im Allgemeinen ab einem Versorgungsgrad von 110 Prozent ausgewiesen. Dann dürften sich keine weiteren Ärzte niederlassen.

Wie sieht die hausärztliche Versorgung in Bottrop aus?

In Bottrop sind derzeit 64,5 Hausärzte aktiv. Selbstverständlich wird hier nicht in Köpfen gezählt: Die Zahl 0,5 zum Beispiel entspricht einem Arzt mit einer halben Stelle. Damit herrscht ein Versorgungsgrad von 105,2 Prozent (zum Vergleich: In Gladbeck sind es 110,7 Prozent). „In Bottrop bestehen 3,0 weitere hausärztliche Niederlassungsmöglichkeiten, bis der Planungsbereich aufgrund einer statistischen Überversorgung gesperrt wird“, erklärt Stefan Kuster. Auf einen Hausarzt kommen aktuell 1819 Bottroper Einwohner.

Allerdings wird der Bedarf nicht auf Stadtteil-Ebene betrachtet. So gibt es beispielsweise in Ebel und Feldhausen keinen Hausarzt. Und die Einwohnerzahl dieser Stadtteile ist zu gering, als dass sich eine Niederlassung lohnen würde.

Zum Problem in den nächsten Jahren könnte die Altersstruktur der Ärzte werden. Rund 40 Prozent der Hausärztinnen und Ärzte sind über 60 Jahre alt. „Generell wird die Nachbesetzung von Arztsitzen in vielen Regionen, vor allem im ländlichen Bereich, schwieriger, da sich nicht genug junge Mediziner für eine (eigene) Praxis entscheiden“, sagt Kuster.

Wie gut ist die fachärztliche Versorgung in Bottrop?

Die fachärztliche Versorgung in Bottrop ist sehr gut. Es herrscht in allen Bereichen eine Überversorgung und es gibt derzeit keine Niederlassungsmöglichkeiten mehr.

Das sind die Versorgungsgrade in Prozent nach Fachrichtung (bei Frauenärzten wird die Quote nach der Anzahl der Frauen berechnet, bei Kinderärzten anhand der Zahl der Kinder und Jugendlichen in der Stadt). In Klammern stehen die Versorgungsgrade für den benachbarten Kreis Recklinghausen:

  • Augenärzte: 125,4 (116,1)
  • Chirurgen und Orthopäden: 144,7 (134,1)
  • Frauenärzte: 137,7 (129,6)
  • Hautärzte: 140,3 (145,0)
  • HNO-Ärzte: 134,2 (128,2)
  • Kinderärzte: 115,7 (111,1)
  • Nervenärzte: 119,3 (110,7)
  • Psychotherapeuten: 119,0 (112,0)
  • Urologen: 129,0 (121,0)

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