Bochum-Wattenscheid. Die soziale Hilfsstelle gibt Kleidung und Co. an Bedürftige aus. Die langjährige Leiterin hört auf. Sie sagt, wie sich die Arbeit verändert hat.

Es ist das Ende einer Ära beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bochum-Wattenscheid: Nach circa einem Jahrzehnt als Leiterin der Kleiderkammer möchte Corinna Kawaters den Staffelstab weitergeben. Mit 72 Jahren ist für sie Schluss. „Solange man noch Power hat, sollte man das auch nutzen“, sagt Kawaters. Bestenfalls bis zum Sommer möchten sie und das DRK eine Nachfolge finden.

Vor rund zehn Jahren sei die damalige Leitung verstorben. „Das war ein plötzlicher Einschnitt“, erinnert sich Christian Lange, Leiter der DRK-Öffentlichkeitsarbeit. „Dann ist hier quasi der Betrieb zusammengebrochen.“ Über eine Anzeige in der Zeitung suchte das DRK nach jemandem, der die Leitung übernimmt. So sei sie auf die Stelle aufmerksam geworden, erinnert sich Kawaters, die dann ein ehrenamtliches Team aufgebaut hat.

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Kleiderkammer in Bochum hat hohe gesellschaftliche Bedeutung

Die gesellschaftliche Bedeutung der Kleiderkammer ist gestiegen, ist sich Lange sicher. „Das machen wir an den Besucherzahlen fest.“  Die Nachfrage sei größer geworden. Einen Boom gab es vor rund zehn Jahren, direkt zu Beginn von Kawaters Zeit beim DRK. „2015 standen hunderte Flüchtlinge bei uns an der Kleiderkammer, die nichts zum Anziehen hatten“, erinnert sie sich. „Darauf waren wir nicht vorbereitet.“

Bochum: Suche nach neuer Leitung der DRK-Kleiderkammer
Corinna Kawaters mit ihren Kolleginnen Corinna Diering und Rosi Janicki (v.r.) in der DRK-Kleiderkammer in Bochum-Wattenscheid. Seit zehn Jahren hat Kawaters die Kleiderkammer geleitet. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Unzählige Stunden haben sie und ihr Team gearbeitet, um den Menschen Kleidung, Schuhe und Co. zu geben. Viele seien jahrelang zu ihr in die Kleiderkammer gekommen. „Man entwickelt in der Zeit eine Beziehung zu den Leuten.“ Doch nicht nur Geflüchtete oder arbeitslose Menschen sind Kunden bei der Kleiderkammer in der Sommerdellenstraße 26. „Auch berufstätige Personen, bei denen das Geld trotzdem knapp wird, kommen zu uns“, sagt Lange.

Andere DRK-Stellen in Bochum profitieren von Kleiderkammer

Von der Kleiderkammer profitieren auch andere Stellen des DRK, beispielsweise der Kältebus, der Obdachlose unter anderem mit der gespendeten Kleidung ausstattet. Darüber hinaus unterstützt die Kleiderkammer mit Decken und Handtüchern das Tierheim in Bochum. Wir bemühen uns, die Ressourcen, die wir gespendet bekommen, auch zu nutzen und nichts wegzuschmeißen.“

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Es komme allerdings immer wieder vor, dass Spender unbrauchbare Dinge beim DRK abgeben. „Wir als Verband müssen die Sachen dann entsorgen“, sagt Kawaters. Bei der Flut vor rund vier Jahren sei das besonders extrem gewesen.

Kleiderkammer vom DRK in Bochum-Wattenscheid: Alles kostenlos

Die Kleiderkammer unterscheidet sich von sozialen Kaufhäusern, die es in Bochum gibt. „Bei uns ist alles kostenlos“, sagt Lange. „Wir nehmen kein Geld an, als Dank backen oder kochen uns die Leute manchmal etwas“, ergänzt Kawaters.

Bochum: Suche nach neuer Leitung der DRK-Kleiderkammer
Neben Kleidung und Schuhen können Spenderinnen und Spender auch Haushaltswaren oder Spielzeug der Kleiderkammer des DRK in Bochum-Wattenscheid abgeben. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Außerdem arbeiten alle ehrenamtlich – auch die Leitung. Insgesamt bestehe das Team aus zwölf Personen, im erweiterten Helferkreis seien es 20. Denn: Es gehe aber längst nicht mehr nur um die Kleiderausgabe. „Wir leisten hier auch Integrationsarbeit“, sagt Lange. So seien beispielsweise Menschen, denen vor ein paar Jahren noch geholfen wurde, selbst zu Helfern geworden.

Auch Kawaters unterstützt über die Kleiderausgabe hinaus. „Ich habe schon dabei geholfen, Bewerbungen zu formulieren, habe Empfehlungen geschrieben oder bin zu Wohnungsbesichtigungen mitgekommen“, erzählt sie. Dass sie dem DRK erhalten bleibe, könne sie sich zwar vorstellen, in welcher Funktion, sei aber noch offen. „Wir möchten hier vermitteln, dass die Menschen ein Teil der Gesellschaft sind“, sagt Christian Lange, „für mich persönlich ist das mit der wichtigste Punkt unserer Arbeit.“

DRK sucht neue Leitung für Kleiderkammer

Corinna Kawaters möchte den Staffelstab als Leitung der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bochum-Wattenscheid nach rund zehn Jahren weitergeben. Vergleichbar sei die Arbeit, die ehrenamtlich ist, mit einer Teilzeitstelle. 15 Stunden in der Woche seien es mindestens, die sie investiert hat, sagt Kawaters. „Es können aber auch mal 20 Stunden werden.“

Zu den Aufgaben gehört beispielsweise, die Spenden, die in den Containern auf dem DRK-Gelände an der Sommerdellenstraße 26 abgegeben werden, nach Größen zu sortieren und an die Kunden auszugeben. Neben Kleidung werden auch Spielsachen oder Haushaltswaren abgegeben. Die Leitung kann und soll eigene Ideen einbringen. Vorgaben vom Präsidium des Kreisverbandes gebe es nicht, sagt Kawaters. „Man hat hier schon die Möglichkeit, sich kreativ einzubringen und kann ein Projekt gestalten.“

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