Bochum-Wattenscheid. Anwohner um den Bismarckplatz sorgten sich um ihr Zuhause. Verkauft Vivawest die Häuser? Wieso die Mieter erleichtert sind, welche Zweifel bleiben.

Monate der Ungewissheit plagten die Mieterinnen und Mieter von Vivawest, die um den Bismarckplatz in Bochum-Wattenscheid leben. Im September des vergangenen Jahres hatten manche von ihnen einen Brief bekommen, in denen das Wohnungsbauunternehmen eine Bestandsaufnahme sowie eine Wohnungsbegehung ankündigt. Das berichteten mehrere Mieter bei einem Termin vor Ort im vergangenen Jahr.

Seitdem wussten sie nicht: Wird „ihr“ Haus verkauft? An wen? Müssen sie ausziehen? Viele von ihnen wohnen seit Jahren bis hin zu Jahrzehnten in den Wohnungen. Rund vier Monate später scheint sich dies – zumindest zum Teil – geklärt zu haben. Von der Lokalpolitik seien sie dabei unterstützt worden, sagt Uwe Götz, ein langjähriger Mieter in der Siedlung. „Das Blatt scheint sich gewendet zu haben“, sagt er.

So haben wir berichtet:

Mieter wurden von Bochumer Lokalpolitik unterstützt

Zwar halte Vivawest an den Plänen fest, die besagten Häuser in der Bismarckstraße, am Bismarckplatz und der Ludwig-Steil-Straße im Rahmen der sozialverträglichen Eigentumsbildung zu verkaufen, wie das Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. Eine große Sorge kann den Mietern allerdings genommen werden: Sie befürchteten vor allem, dass die Häuser an unbeteiligte Dritte verkauft werden, die dann Eigenbedarf anmelden.

Vivawest in Bochum
Uwe Götz aus Bochum-Wattenscheid sorgte sich mehrere Monate um sein Zuhause. Die Mieter sorgten sich, dass ihre Häuser eventuell an unbeteiligte Dritte verkauft werden, die dann Eigenbedarf anmelden könnten. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Es bestehe zwar die Möglichkeit, dass Vivawest mehrere Häuser an einen neuen Vermieter verkauft, sagt Gregor Boldt, Sprecher von Vivawest. Dieser würde dann aber die bestehenden Mietverhältnisse fortführen. „Ein Verkauf an potenzielle Selbstnutzer ist dabei nicht geplant“, sagt Boldt. Das sei von Anfang an aber auch nicht geplant gewesen.

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Mieter in Bochum-Wattenscheid haben Vorkaufsrecht

Es bleibe dabei, dass die Mieter ein Vorkaufsrecht haben. „Sie werden zeitnah ein individuelles Angebot erhalten“, sagt Boldt. Wie viel die Häuser kosten sollen, teilt das Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion nicht mit, da die Mieter diese Informationen von ihnen persönlich bekommen sollen. Der Sprecher stellt klar: „Sollten sich Mieter dazu entscheiden, ,ihr‘ Haus nicht zu kaufen, ändert sich für sie in ihrem Mietverhältnis nichts.“

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Für manche der Mieter komme es allerdings nicht infrage, „ihr“ Haus zu kaufen. „Da spielt ja auch das Alter eine Rolle“, sagt Petra Kleikamp, die seit 65 Jahren in der Siedlung lebt. „Ich bin 66 Jahre alt, ich kaufe mir jetzt kein Haus mehr.“ Umziehen wäre für sie auch keine Option gewesen. „Jetzt nochmal ganz woanders hinzuziehen, fände ich dann schon komisch.“ Dieser Fall scheint nicht einzutreten – auch wenn Vivawest das Haus verkaufen sollte.

„Der Zusammenhalt, der jetzt herrscht, zeigt, dass wir uns auch weiterhin unterstützen und gegenseitig informieren, wenn etwas passiert.“

Uwe Götz, Mieter von Vivawest

Bochum-Wattenscheid: Mieter teils erleichtert

Wegen der Entscheidung mache sich Erleichterung bei den Mietern breit – immerhin zum Teil. „Mein Mann beispielsweise hat endlich wieder Freude, im Garten zu arbeiten“, sagt Birgit Bensch. Das sei im vergangenen Jahr noch anders gewesen. „Jetzt können wir wieder positiver denken“, so die Mieterin.

Vivawest-Mieter in Wattenscheid in Sorge
Mieter der Vivawest-Siedlung in Wattenscheid stehen vor einer unsicheren Zukunft
Zu einem Termin vor Ort im vergangenen Jahr haben sich viele Mieterinnen und Mieter in Bochum-Wattenscheid versammelt, um von ihren Sorgen zu berichten. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Dennoch bleibe auch weiterhin Zweifel. „Ich habe ja nichts Schriftliches in der Hand“, sagt Mieterin Christiane Gebhart. Das wünschen sich auch die anderen Anwohner: Eine Bestätigung ihres Vermieters, auf die sie sich verlassen können. Auch ein Zeitplan sei den Mietern bislang nicht genannt worden. Dann könnten die Mieter tatsächlich aufatmen, wie sie sagen. „Dann lebt man nicht mehr in dieser Ungewissheit. Das war immer der letzte Gedanke vor dem Einschlafen und der erste nach dem Aufstehen“, sagt Uwe Götz. Etwas Restsorge bleibe daher weiterhin.

Etwas Positives aus der Situation für die Anwohner: „Der Zusammenhalt hier in der Siedlung ist dadurch stärker geworden“, sagt der Mieter. Auch die Gruppe, in der sie sich mit Nachrichten austauschen, über die neusten Entwicklungen wolle die Gemeinschaft aufrechterhalten. „Der Zusammenhalt, der jetzt herrscht, zeigt“, sagt Uwe Götz, „dass wir uns auch weiterhin unterstützen und gegenseitig informieren, wenn etwas passiert.“ Ihnen sei wichtig, dass die für beide Seiten die bestmögliche Lösung gefunden werde.

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