Bochum-Hofstede. Nachbarn eines Mehrfamilienhauses in Bochum tun sich zusammen, fühlen sich von ihrem Vermieter über den Tisch gezogen. Dieser findet klare Worte.

Erst waren sie verzweifelt, jetzt sind sie wütend – und zeigen sich kämpferisch: Nachbarn aus einem Mehrfamilienhaus an der Riemker Straße in Bochum-Hofstede haben sich zusammengeschlossen und legen sich gemeinsam mit ihrem Vermieter an. Von diesem fühlen sie sich über den Tisch gezogen. Die Nebenkostenabrechnung halten sie für überhöht, nicht zu allen Posten gebe es Nachweise, klagen die Mieter. „Wir zahlen das nicht mehr“, sagen sie.

Ausstehende Zahlungen: Streit zwischen Mieter und Vermieter in Bochum landet jetzt wohl vor Gericht

Unterstützt werden die Nachbarn durch den Mieterverein Bochum. Dieser übernimmt den Schriftverkehr mit dem Vermieter, der Lietmeyer-Unternehmensgruppe aus Hildesheim, und gibt juristischen Rat. Zehn der insgesamt 16 Mietparteien wollen sich gemeinsam zur Wehr setzen. Die Nebenkosten seien viel zu hoch. Im Fall von Beate Klein sei die Miete dadurch für eine 43-Quadratmeter-Wohnung von 400 auf 635 Euro gestiegen. Zu viel für sie. „Ich bin im März ausgezogen.“

+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++

Da sie zuvor einen Teil der Nebenkosten nicht mehr bezahlt habe, würde ihr früherer Vermieter noch 5000 Euro nachträglich verlangen. Auf diese Summe kommt auch Marwa Azizi, die nach eigenen Angaben seit Anfang 2023 selbst die monatliche Miete gekürzt hat. Sie beklagt, dass ihre Heizung nun schon in der dritten Winterperiode nicht richtig funktioniert. Behoben werde der Schaden nicht.

Mieter in Hofstede haben große Probleme mit ihrem Vermieter, der Firma Lietmeyer. #Wissen
Mehrere Mieter dieses Mehrfamilienhauses in Bochum-Riemke leisten Widerstand gegen den Vermieter. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Andere haben Schimmel in der Wohnung. Daniela Payic zum Beispiel. Sie zeigt die betroffenen Stellen hinter der Wohnungstür. „Gemacht wird dagegen nichts.“ Die Anwohner kritisieren, dass Lietmeyer nur eigene Firmen damit beauftrage, sich um das Gebäude zu kümmern. So könne man in die eigene Tasche wirtschaften, mutmaßt Bernhard Guntermann, Lebensgefährte von Mieterin Heike Zilenski. Ein weiterer Verdacht der Nachbarn: Weil man die Mieten im öffentlich-geförderten Wohnraum nicht erhöhen dürfe, werde über die Nebenkosten verdient.

Martin Krämer, Sprecher des Mietervereins Bochum

„Einige Rechnungen sind aber auch fast drei Jahre nach der Erstellung noch nicht vollständig.“

Martin Krämer, Sprecher des Mietervereins Bochum, über die Nebenkostenabrechnungen des Vermieters

Um diese Nebenkosten genau aufzuschlüsseln, trat der Mieterverein Bochum auf den Plan. „Unsere Berater bemühen sich im Auftrag der Mieter, korrekte Abrechnungen zu erstellen. Einige Rechnungen sind aber auch fast drei Jahre nach der Erstellung noch nicht vollständig“, sagt Sprecher Martin Krämer. Fehlende Nachweise mahne man nun bereits zum vierten Mal an. Die Kommunikation mit Lietmeyer sei jedoch wegen „ständig wechselnder Ansprechpartner“ schwierig.

Mieter in Hofstede haben große Probleme mit ihrem Vermieter, der Firma Lietmeyer. #Wissen
Schimmel an der Tür zur Wohnung von Daniela Payic im Mehrfamilienhaus an der Riemker Straße in Bochum-Hofstede. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Dass das Unternehmen bislang keine rechtlichen Schritte gegen das eigenmächtige Einbehalten von Mietforderungen eingeleitet hat, werten die Mieter als gutes Zeichen. Sie fühlen sich in ihrem Ansinnen bestärkt. Ausziehen käme daher auch nicht infrage, sagt Daniela Payic. „Wir wollen Gerechtigkeit. Die Leute hier werden abgezockt. Und ich weiß, ich bin im Recht. Wenn ich ausziehe, wird über die schimmelige Wand gestrichen und jemand anderes zieht ein.“ Wichtig sei, dass „die Leute, die sich wehren, mehr werden“.

„Es liegen sämtliche Belege vor. Ich weiß nicht, was Mieterverein und Mieter noch wollen. Mehr kann ich nicht liefern.“

Daniel Lietmeyer, geschäftsführender Vorstand der Lietmeyer-Unternehmensgruppe aus Hildesheim

Aus Vermieter-Sicht gibt es nichts abzuwehren und auch keine Ungerechtigkeit. Die Vorwürfe seien „lächerlich“ und „abstrus“, sagt Daniel Lietmeyer, geschäftsführender Vorstand der Unternehmensgruppe. Die Lage zwischen Mieter und Vermieter sei leider „verzwickt, da kommen wir im Moment nicht weiter“. Deshalb gehe man „jetzt in die Klage“.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert

Dabei gebe es „keinen Grund für Streit“. Werde Einspruch gegen eine Nebenkostenabrechnung eingelegt, gebe es weitere Auskünfte. „Wir haben alle Widersprüche bearbeitet.“ Insgesamt lägen sämtliche Belege vor, versichert Lietmeyer. „Ich weiß nicht, was Mieterverein und Mieter noch wollen. Mehr kann ich nicht liefern.“

Daniel Lietmeyer, geschäftsführender Vorstand der Lietmeyer-Unternehmensgruppe aus Hildesheim, bei der Präsentation eines Wohnungsbauprojektes in Bochum-Wattenscheid.
Daniel Lietmeyer, geschäftsführender Vorstand der Lietmeyer-Unternehmensgruppe aus Hildesheim, bei der Präsentation eines Wohnungsbauprojektes in Bochum-Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Auch die Arbeiten rund ums Haus würden „ordnungsgemäß erbracht“. Nur drei Eigenbetriebe würden damit beauftragt: Hausmeister, Gebäudereinigung und Grünpflege. Aber nicht, um daraus Profit zu schlagen, so Lietmeyer, „sondern weil zuvor Fremdbetriebe diese Arbeiten nicht zufriedenstellend ausgeführt haben“.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Das Schimmelproblem trete lediglich bei zwei Parteien auf – in einer Küche und am Eingang zwischen zwei Türen. Das liege dann mitunter auch am Mieter, wenn nicht richtig geheizt bzw. gelüftet werde, so Lietmeyer. „Wenn es in allen Wohnungen Schimmel gäbe, würden wir natürlich prüfen, ob es am Gebäude liegt.“ Das sei hier nicht der Fall. „In der Küche haben wir aber trotzdem etwas energetisch verändert. Wir schauen schon, wo wir helfen können.“