Bochum-Wattenscheid. Rund um den Bismarckplatz in Bochum-Wattenscheid vermietet Vivawest mehrere Häuser. Anwohner sorgen sich um ihr Zuhause. Das sagt das Unternehmen.
Seit ein paar Wochen plagen die Mieterinnen und Mieter von Vivawest rund um den Bismarckplatz in Bochum-Wattenscheid große Sorgen. Werden die Häuser verkauft? Was passiert mit den Wohnungen? Müssen sie ausziehen? „Was hier gerade passiert, ist ganz schlimm“, sagt Anwohner Uwe Götz, der viele Mieter für einen Termin vor Ort versammelt hat.
Er habe wie auch andere Anwohner ein Schreiben bekommen, in dem Vivawest eine Bestandsaufnahme sowie eine Wohnungsbegehung ankündigt. Vor knapp zwei Wochen ist das dann auch passiert. Mitarbeiter des Wohnungsunternehmens seien in seiner Wohnung gewesen, gemeinsam mit einer externen Architektin, die die Räume vermessen hat. „Dann ist der Satz gefallen, dass die Häuser verkauft werden sollen“, erinnert sich Götz: „Das war ein riesiger Schock.“
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Bismarckplatz in Bochum-Wattenscheid: Anwohner bekamen unterschiedliche Antworten
Weitere Anwohner haben ähnliches erlebt. Auch ihnen sei gesagt worden, dass die Häuser verkauft werden sollen. Sie fragten bei Vivawest nach. „Da wurde uns dann nur gesagt, dass wir nichts zu befürchten haben und die Häuser nicht verkauft werden“, sagt eine Mieterin.
In der Nachbarschaft sind deswegen verschiedene Gerüchte entstanden, die Anwohner spekulierten und konnten nur vermuten, wieso ihre Wohnung vermessen wurde. Denn: Über den Grund der Maßnahmen seien sie bisher nicht offiziell informiert worden, sagt Götz. „Ich erwarte von der Vivawest, dass sie mit offenen Karten spielt.“
Anwohner leben unterschiedlich lang in den Wohnungen
Seit dem ersten Brief und den ersten Begehungen sind die Mieter, die in der Bismarckstraße, am Bismarckplatz und in der Ludwig-Steil-Straße leben, in Sorge. „Ich habe Angst um mein Zuhause“, sagt auch der 8-jährige Lionel, der vor circa einem Jahr mit seinen Eltern in eins der Häuser gezogen ist. Seine Mutter Janine sieht das ähnlich. „Wir haben erst neues Laminat verlegt von unserem Hochzeitsgeld“, sagt sie. Nicht zu wissen, ob sie weiterhin dort wohnen können, beunruhigt sie.
„Es wäre eine bodenlose Frechheit, wenn wir jetzt wieder rausmüssten.“
Eine Anwohnerin, die in einem Dreifamilienhaus in der Siedlung wohnt, ist erst vor kurzem aus persönlichen Gründen eingezogen. „Es wäre eine bodenlose Frechheit, wenn wir jetzt wieder rausmüssten“, sagt sie. Es gibt aber auch Mieter, die schon seit Jahrzehnten in dem Viertel wohnen. Auch sie sind verunsichert.
Vivawest kann Anwohner beruhigen – wenn auch nur zum Teil
Die Befürchtungen kann das Unternehmen seinen Anwohnern zum Teil nehmen. Noch sei kein Verkauf der Häuser beschlossen, sagt Jens Rospek, Sprecher der Vivawest. Die Maßnahmen erfolgten stichprobenartig, weswegen sie nicht alle Mieter informierten. Derzeit prüft das Unternehmen, ob ein Verkauf im Zuge der sogenannten sozialverträglichen Eigentumsbildung möglich ist.
Der Wohnungsanbieter verkauft regelmäßig in diesem Rahmen Ein- und Zweifamilienhäuser an seine Mieter. „Dies betrifft den sogenannten Althausbestand, also um Gebäude mit Baujahr aus den 1920er bis 1950er Jahren“, sagt Rospek. So könnte es auch bei den Häusern rund um den Bismarckplatz sein. „Der Verkauf der Häuser ist eine realistische Option, eine finale Entscheidung ist aber noch nicht gefallen“, so der Vivawest-Sprecher. Sobald diese feststeht, informiert das Unternehmen die Anwohner – „umgehend, ausführlich und persönlich“.
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Verkauft das Unternehmen die Häuser, bekommen die Anwohner ein persönliches Angebot vorgelegt. So bekommen sie einen „Erstzugriff“, was sich in der Vergangenheit bewährt habe, sagt Rospek: „Unser oberstes Ziel ist es, den jeweiligen Mietern ,ihr‘ Haus zu verkaufen und dafür eine individuelle Lösung zu finden.“ Der Vertrieb an einen Investor sei keine Option. „Auch in Fällen, in denen Mieter in anderen Quartieren sich am Ende gegen einen Kauf entschieden haben, haben wir stets gute und zielführende Lösungen gefunden“, sagt der Sprecher.
Anwohner sind unsicher: „Fühlen uns nicht mitgenommen auf dem Weg“
Die Anwohner dürfte das wohl nur teilweise beschwichtigen. „Wenn man sich aber die aktuellen Immobilienpreise anschaut, kann sich das kaum jemand von uns leisten“, sagt Anwohner Uwe Götz.
Die Anwohner hätten sich gewünscht, dass Vivawest von Anfang an offen und ehrlich mit ihren Mietern spricht und beispielsweise eine Versammlung einberuft. „Dann entstehen auch keine Gerüchte oder Spekulationen“, sagt Götz. Anwohner fühlen sich hintergangen. „Das Unternehmen war bisher immer eine Konstante, auf die wir uns verlassen konnten. Das bricht gerade ein bisschen zusammen“, sagt der Mieter: „Wir fühlen uns nicht mitgenommen auf dem Weg. Bis wir Klarheit haben, ist das eine ganz schön schlimme Zeit für alle.“