Bochum. Lkw parken Straßen zu, fahren nachts klappernd über Schlaglöcher. Es werde immer schlimmer, kritisieren Anwohner. Die Stadt macht Hoffnung.
Ralf Boenig ist genervt. Genervt von den vielen Lkw, die in Bochum-Laer die Havkenscheider Straße zuparken und zudem noch nachts mit klappernden Anhängern durch den Ort fahren. „Ich finde kaum noch Schlaf“, sagt der 61-Jährige. Dabei wohnt er noch nicht mal direkt an der Kreuzung Werner Hellweg/Havkenscheider Straße, wo der Lärm herkommt, sondern etwas versetzt in einer Seitenstraße. Schon mehrfach habe er sich an die Stadt gewandt, auf die Probleme hingewiesen. „Doch die wollen davon nichts wissen.“
Lärm, Raserei, zugeparkte Straße: Ärger um Lkw in Bochum nimmt weiter zu
Mit seinem Ärger sieht sich Boenig nicht allein. Inzwischen sucht er den Kontakt zu Nachbarn, um mit Leidensgenossen in der Gemeinschaft stärker zu sein. Bis dahin möchte er sich erstmal nicht fotografieren lassen. Auch von anderen weiß er jetzt, dass diese sich bei der Stadt mehrfach beschwert haben.
„Uns ist garantiert worden, dass es durch die Entwicklung von Mark 51/7 keine zusätzliche Belastung geben soll.“
Sie alle eint der Ärger über den zunehmenden Lkw-Verkehr in Laer. „Dabei ist uns garantiert worden, dass es durch die Entwicklung von Mark 51/7 keine zusätzliche Belastung geben soll“, erinnert sich Boenig an mehrere Informationsveranstaltungen, an denen er teilgenommen hat. Doch das Gegenteil sei der Fall.
Lkw-Fahrer, die zum DHL-Logistikzentrum auf Mark 51/7 gehören, haben sich fürs Parken inzwischen die Havkenscheider Straße ausgesucht. „Dabei sind die Lastwagen viel zu breit für die Parkstreifen, stehen halb auf der Straße“, kritisiert Boenig. Wer vom neuen Erholungsgebiet zur Straße komme und diese überqueren wolle, könne wegen der geparkten Lkw kaum etwas sehen.
Gefahr durch Lkw? SPD und Grüne weisen auf Ausweichroute für Radfahrer hin
Kaum ein Lkw halte das vorgeschriebene Tempo 30 ein, wollen Boenig und Nachbarn beobachtet haben. „Und wenn die nachts mit ihren leeren und klappernden Anhängern über Schlaglöcher fahren, ist das die Hölle.“ Er könne kaum das Fenster offen lassen, klagt Boenig und hofft, dass die Straße ausgebessert wird. So, wie es aus demselben Grund schon 2023 auf dem Werner Hellweg in Werne geschehen ist.
„Wenn ein so großes Verteilzentrum von DHL gebaut wird, sollte man auch dementsprechend Parkmöglichkeiten bieten, wo die Fahrer ihre Pausen verbringen können bzw. in Abrufbereitschaft gehen können“, findet Ralf Boenig. Ein Punkt, den auch SPD und Grüne in der Bezirksvertretung Bochum-Ost in einem gemeinsamen Antrag aufgreifen. Verbunden mit der Frage nach Lösungsansätzen, was das Fehlen geeigneter Parkflächen für Lkw angeht.
Rot-Grün weist ebenfalls auf die Gefahren durch geparkte Lkw auf der Havkenscheider Straße hin. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Radfahrern empfohlen wird, über die Route Havkenscheider Straße-Feldmark die Wittener Straße zu umfahren.
Probleme mit Lkw: Stadt Bochum ist um Lösungen bemüht
Im Rathaus ist man sich der Problematik in Laer durchaus bewusst und um Lösungen bemüht. Auf die Schnelle dürfte sich jedoch nichts bzw. höchstens punktuell etwas ändern. Die Bauvorlagen der Baugenehmigung für das DHL-Verteilzentrum würden „eine Vielzahl von ausgewiesenen Stellflächen für Fahrzeuge am Standort enthalten“, heißt es aus dem Rathaus. „Insofern sollte das Abstellen von Fahrzeugen in der Nachbarschaft eigentlich nicht notwendig sein“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Dass dies dennoch geschieht, sei bekannt, Gespräche mit DHL dazu hätten bereits stattgefunden.
„Laut Straßenverkehrsordnung können Lkw grundsätzlich am Fahrbahnrand parken, solange keine Gefährdung entsteht und die erforderlichen Mindestbreiten eingehalten werden.“
Eine Handhabe, das Parken entlang der Havkenscheider Straße zu verbieten, habe die Stadt nicht. „Laut Straßenverkehrsordnung können Lkw grundsätzlich am Fahrbahnrand parken, solange keine Gefährdung entsteht und die erforderlichen Mindestbreiten eingehalten werden“, erklärt Peter van Dyk. Es gebe jedoch „keine Unfallhäufungen“ und auch auf der Straße biete sich ausreichend Platz.
Wegen der Zufahrt zum Wertstoffhof und zur Zentraldeponie und der damit verbundenen Nutzung durch Lastwagen stoße eine „umfassende Umgestaltung der Havkenscheider Straße auf bauliche und rechtliche Grenzen“, so die Stadt. Anders sehe es bei der Feldmark aus. Diese solle zur Fahrradstraße werden, um den Radverkehr sicher und komfortabel zu machen.
Zugeparkte Straße in Bochum: Neue Querung soll Sicherheit bringen
Mehr Sicherheit soll es auch Höhe des neuen Sees und des Naherholungsgebietes links und rechts der Havkenscheider Straße geben. Die Stadt will dort noch in diesem Jahr eine Querung bauen, die für bessere Sicht und das Ausbremsen des Verkehrs sorgen soll. Ansonsten werde auf dieser Strecke regelmäßig kontrolliert, zuletzt am 3. Februar. Zudem sei beabsichtigt, in Kürze hier auch den Messanhänger einzusetzen.
Den Zustand der Straßen hält man im Rathaus für „relativ gut“. Lediglich der Einmündungsbereich zwischen Werner Hellweg und Havkenscheider Straße weise größere Unebenheiten auf, „die sich aber nicht nachteilig auf die Verkehrssicherheit auswirken“. Durch das dort geltende Tempo 30 sei „die Lärmentwicklung bei Leerfahrten von Lkw bereits reduziert“, so die Stadt. Die Erneuerung der Fahrbahn sei daher momentan nicht vorgesehen.
„Für Zulieferer haben wir auf unserem Grundstück keinen Platz, nur für eigene Fahrzeuge. Wir sind ja kein Lkw-Rastplatz.“
Bei DHL sieht man kaum Möglichkeiten, etwas zu ändern. „Für unsere eigenen Lkw haben wir im Logistikzentrum natürlich ausreichend Stellplätze“, sagt Sprecher Robert Ernzer auf Anfrage dieser Redaktion. „Doch uns fahren auch andere Unternehmen über Speditionen an. Diese haben meist noch andere Fahrten, die uns nicht betreffen, und müssen entsprechende Ruhezeiten einhalten. Die parken dann außerhalb.“
Natürlich sei das alles absehbar gewesen, räumt Ernzer ein, der auch den Ärger der Anwohner im Umfeld versteht. „Aber das sind keine Postler, die dort parken. Für Zulieferer haben wir auf unserem Grundstück keinen Platz, nur für eigene Fahrzeuge. Wir sind ja kein Lkw-Rastplatz.“
Poller gegen parkende Lkw?
Um den Parkdruck durch abgestellte Lkw an der Havkenscheider Straße zu senken, möchten SPD und Grüne in der Bezirksvertretung Bochum-Ost eine Maßnahme von Mark 51/7 übernehmen. Dort seien an der Suttner-Nobel-Allee in Höhe von VW-Infotainment und Viactiv nachträglich auf den Parkstreifen auf beiden Seiten der Fahrbahn graue Poller aus Kunststoff aufgestellt worden, die nur das Parken von Pkw ermöglichen. Am Arnoldschacht in Werne seien Betonblöcke mit augenscheinlich demselben Ziel nachträglich aufgestellt worden.
Rot-Grün kann sich so etwas auch in Laer vorstellen und fragt daher bei der Verwaltung an: „Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, damit diese auch an der Havkenscheider Straße aufgestellt werden können?“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.