Bochum. Seit gut einem Jahr wird eine Straße in Bochum von Lastwagen zugeparkt. Die Stadt toleriert das – zum Ärger der Anwohner. Auch anderswo rumort‘s.

Die Situation ist seit gut einem Jahr bekannt. Tag für Tag werden Lastwagen an der Havkenscheider Straße in Bochum-Laer abgestellt. Sie parken mitunter den kompletten Seitenstreifen zu. Inzwischen stehen die Brummis auch schon entlang der Feldmark und an der Immanuel-Kant-Straße in Bochum-Altenbochum. Doch unternommen wird nichts. Im Gegenteil: Die Stadt Bochum findet den Zustand sogar gut.

Lkw parken Nebenstraße in Bochum zu: Warum die Stadt das gut findet

Für die Unabhängige Wähler-Gemeinschaft „UWG: Freie Wähler“ ist das eine „besorgniserregende Zunahme“ an Lkw auf diesen Straßen. „Da die Parkstreifen in diesen Bereichen nicht für derartige Fahrzeuggrößen ausgelegt sind, stehen diese Fahrzeuge häufig zu einem Teil auf der Straße“, heißt es in einer Anfrage an die Verwaltung im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur. Dies führe zu verengten Fahrbahnen und Sichtbehinderungen, „was das Unfallrisiko im Begegnungsverkehr, insbesondere für Pkw, signifikant erhöht“.

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Darüber hinaus würden die Parkplätze für Friedhofsbesucher an der Feldmark stark in Mitleidenschaft gezogen. „Hier sind zunehmend Beschädigungen der Grünflächen sowie deren Einfassungen zu verzeichnen, verursacht offensichtlich durch Wendemanöver und unachtsames Abstellen großer Fahrzeuge“, moniert die UWG. Zusätzlich zeige sich eine zunehmende Vermüllung der Grünstreifen – vor allem entlang der Havkenscheider Straße.

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Die UWG fragt an, ob sich die Verwaltung in der Lage sieht, das Lkw-Parken zu ordnen und zu kontrollieren und im Umfeld vielleicht geeignetere Flächen zu finden. Und ob man die Grünflächen schützen kann.

Susanne Düwel, Leiterin des Tiefbauamtes Bochum.

„Die stehen eigentlich ganz gut dort. An der Markstraße haben sie uns mehr gestört.“

Susanne Düwel, Leiterin des Tiefbauamtes Bochum, zu den geparkten Lkw in Laer und Altenbochum

Gegen das Parken der Lastwagen könne man nichts machen, sagt Susanne Düwel im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur. „Das Lkw-Parken im Bereich Havkenscheider Straße/Feldmark ist aktuell zulässig.“ Ausweichflächen gebe es nicht. „Da fehlt uns die Fantasie, wo wir sie hernehmen sollen“, so Düwel. „Die stehen eigentlich ganz gut dort. An der Markstraße haben sie uns mehr gestört.“

Das Lkw-Problem hat sich von der Markstraße in den Bochumer Osten verlagert

Zur Erinnerung: Weil Brummis links und rechts entlang der Markstraße abgestellt wurden, hat die Stadt Bochum eigens für Lkw einen Streifen freigegeben und den Rest der Straße so gestaltet, dass Lastwagen dort (eigentlich) nicht parken können. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass auch Radstreifen und verengte Parkstreifen zum Teil nicht ausreichen, um das Parken zu verhindern. Die meisten Lkw-Fahrer sind inzwischen jedoch nach Laer/Altenbochum ausgewichen.

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Und dort werden sie von der Stadt aktuell auch geduldet. Zumindest für die Feldmark kündigt Susanne Düwel aber Änderungen an. „Die soll ja zur Fahrradstraße werden. Da wird das dann sicher nochmal geprüft.“ Findlinge sollen derweil das Befahren von Grünanlagen verhindern. „Die sind bestellt“, sagt Düwel.

Michael Gustrau, Mitglied der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Bochum-Ost

„Wir sind mit der Situation vor Ort absolut nicht zufrieden. Insbesondere bei Spiel- und Trainingsbetrieb des LFC Laer und zur Saison der Kleingärtner herrscht an der Havkenscheider Straße so schon genug Parkdruck.“

Michael Gustrau, Mitglied der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Bochum-Ost

In Laer kommen die Aussagen von Susanne Düwel nicht gut an. „Das ist so nicht akzeptabel“, sagt Michael Gustrau, Mitglied der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ost. „Wir sind mit der Situation vor Ort absolut nicht zufrieden. Insbesondere bei Spiel- und Trainingsbetrieb des LFC Laer und zur Saison der Kleingärtner herrscht an der Havkenscheider Straße so schon genug Parkdruck.“ Auch seien die Lkw vielfach zu breit für die Parkstreifen. „Außerdem sind die Havkenscheider Straße und die Feldmark für Radfahrer als alternative Ausweichroute für die Wittener Straße ausgewiesen. Deshalb schütteln hier alle nur noch mit dem Kopf.“

Sandra Schulze, Sprecherin der Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Ost.

„Was die abseits der acht Stunden auf dem Bock machen, interessiert niemanden. Wir müssen mehr Möglichkeiten für sie schaffen, auch mit sanitären Einrichtungen.“

Sandra Schulze, Sprecherin der Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Ost, zur Situation der Lkw-Fahrer

Sandra Schulze, Sprecherin der Grünen in der Bezirksvertretung Ost, sieht das genauso. „Da müssen wir nochmal mit Frau Düwel reden.“ Nicht nur nach Laer und Altenbochum habe sich das Lkw-Problem verlagert. „Die stehen inzwischen auch in Langendreer an der Industriestraße und an der Dördelstraße.“

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Sie kritisiert, dass sich niemand um die Lkw-Fahrer kümmere. „Was die abseits der acht Stunden auf dem Bock machen, interessiert niemanden. Wir müssen mehr Möglichkeiten für sie schaffen, auch mit sanitären Einrichtungen.“ Sie haben schon damals, als sich DHL auf Mark 51/7 ansiedelte, einen großen Lkw-Rastplatz gefordert. Vielleicht gehe das nur über eine Gesetzesvorlage, die Unternehmen dazu verpflichte, sich um die Lkw-Fahrer und das Parkproblem zu kümmern. „Die Havkenscheider Straße ist jedenfalls kein geeigneter Ort“, stellt Schulze fest.