Bochum-Werne. Schon nachts schickt eine Spedition Lkw auf die Reise. Der Lärm raubt den Nachbarn den Schlaf. Eine Lösung ist in Sicht – aber nicht für alle.
Seit ein paar Wochen können die Zebullas aus Bochum-Werne nicht mehr gut schlafen. Denn ab 2, 3 Uhr in der Früh geht es los: Dann donnern die ersten Lkw an ihrem Haus am Werner Hellweg vorbei. An Schlaf ist dann nicht mehr zu denken. Ein paar hundert Meter weiter die Straße runter dasselbe Bild: Hier sind die Anwohner noch näher dran, denn die Lkw werden von der gegenüberliegenden Spedition Graf auf die Reise geschickt.
Bochum: „Wir können nicht schlafen“ – Lkw-Lärm zermürbt Anwohner
Das Unternehmen zieht gerade von Am Vorort (nahe Ümminger See) ins Gewerbegebiet Robert Müser am Arnoldschacht. Auf dem Gelände wird noch viel gearbeitet, aber der Lkw-Betrieb läuft schon seit ein paar Wochen. Und seither gibt es die Probleme. „Wir wissen, dass wir an einer Hauptverkehrsstraße leben“, sagen Armin und Susanne Zebulla. Aber nachts wollen sie den Lärm nicht auch noch ertragen.
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Und dieser ist ohrenbetäubend. „Wenn die Speditions-Lkw voll beladen hier vorbeifahren, ist das kein Problem“, sagt Armin Zebulla. „dieses entsteht, wenn sie leer zurückfahren. Durch den unebenen Straßenbelag knallt bei den Anhängern Metall auf Metall. Ganz schlimm.“ Man habe neulich Besuch aus Bayern gehabt, berichtet Zebulla. „Der ist schon zwei Tage früher wieder abgereist, so unerträglich fanden sie die Situation.“
Auch gegenüber vom Gewerbegebiet liegen die Nerven inzwischen blank. „Das ist der Wahnsinn, was hier abläuft“, schimpft Anwohner Robert Cykursky. Er wohnt direkt auf der Ecke, hat besten Blick auf das Speditionsgelände. „Das ist, als wenn ein Hammer auf einen Amboss geschlagen wird“, beschreibt er das Geräusch, das die Lkw verursachen. „Eigentlich müsste man hier wegziehen“, sagt der 60-Jährige. Im Garten halte er es nur mit Kopfhörern und Musik aus – hinterm Haus, wohlgemerkt.
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Cykursky hat die Idee, den Arnoldschacht zur Einbahnstraße zu machen. „Bei uns können die reinfahren und dann nur hinten, zur Feuerwache an der Brandwacht hin, wieder raus.“ So ähnlich soll jetzt auch die Lösung aussehen – nur nicht mit einer offiziellen Einbahnstraßen-Regelung. Senior-Chef Gerhard Graf hat die Fahrer angewiesen, das Gelände in genau diese Richtung zu verlassen. Zudem könnten die Lkw jetzt über die gerade fertig gewordene gepflasterte Auffahrt und nicht mehr über die provisorische Baustellenzufahrt auf- und abfahren. Die offizielle Einfahrt liegt weiter weg vom Werner Hellweg. „Von daher müsste schon mal einiges an Krach wegfallen“, hofft Graf.
Für den Ärger der Anwohner hat Gerhard Graf größtes Verständnis. „Wenn ich da wohnen würde, würde ich wegziehen“, sagt er mit Blick auf das angrenzende Wohnviertel. „Meine Frau könnte hier nicht schlafen. Von daher nehmen wir die Sorgen der Anwohner sehr ernst.“ Graf zeigt an einem Anhänger die Problematik: „Es sind die sogenannten Pilze, die zum Befestigen der Container da sind, die den metallischen Lärm erzeugen. Wir haben schon bei einer Fachfirma nachgefragt, ob man da mit einer Kunststoffbeschichtung etwas machen kann. Leider nein.“
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Für die direkten Anwohner könnte ja jetzt eine Lösung gefunden sein. Wenn sich die Fahrer an die Anweisungen halten. „Wir werden auf jeden Fall die Telematik der Lkw auswerten und gegebenenfalls auf die Fahrer einwirken“, verspricht Gerhard Graf.
Den Zebullas und ihren Nachbarn, die zwischen Brandwacht (Feuerwache) und Kreuzung Werner Hellweg/Werner Straße wohnen, wird das allerdings wenig helfen. Hier werden die Lkw weiter entlangfahren. Gerhard Graf sieht da die Stadt in der Pflicht, die Straße auszubessern. „Am Arnoldschacht, der ganz neu gemacht ist, hört man nichts“, zieht er den direkten Vergleich.
20 Fahrer im Zwei-Schichten-Betrieb
20 Lkw-Fahrer würden im Zwei-Schichten-Betrieb arbeiten, sagt Gerhard Graf von der gleichnamigen Spedition. „Der Rest ist die ganze Woche über zum Fernverkehr raus. „Morgens fahren die zwischen 6 und 8 Uhr los und kommen nachmittags wieder. Die andere Schicht startet um 17, 18 Uhr.“ Sehr viel fahre man für die DHL, so Graf.
Das riesige Grundstück am Arnoldschacht nutzt Graf nicht für sich allein. Zwei Grundstücke würden gerade noch baureif für zwei andere Firmen (wahrscheinlich aus Bochum) mit „leiser Produktion“ gemacht. Diese Flächen liegen je am Ende des Areals. „Wir sind schon extra in die Mitte gegangen, um möglichst wenig zu stören“, sagt Gerhard Graf, der ankündigt, dass die Bodenarbeiten „in sechs Wochen beendet sein werden“. Dann gibt es noch weniger Lkw-Verkehr.
Der Werner Hellweg ist allerdings im Straßenausbauprogramm der Stadt nicht gelistet, heißt es aus dem Rathaus auf WAZ-Anfrage. „Es gibt wohl Abschnitte, für die wir einen Instandhaltungsaufwand sehen“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. „Aber eben nicht an dieser Stelle.“ Daher sei auch ein großflächiger Straßenausbau vorerst nicht geplant.
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Armin Zebulla will nun in der Sprechstunde von Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD) vorstellig werden und die Probleme schildern. SPD und Grüne scheinen diese aber ohnehin schon auf dem Schirm zu haben. In einer Anregung zur kommenden Bezirksvertretungssitzung am 14. September fordert Rot-Grün die Verwaltung auf, das Teilstück des Werner Hellwegs zwischen A 43/Am Koppstück und der Kreuzung Werner Hellweg/Werner Straße zu sanieren – idealerweise in Abstimmung mit den in den Jahren 2023 bis 2025 vorgesehenen Kanalarbeiten.