Bochum. Mario Traud (52) aus Bochum ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Seinen Beruf konnte er jedoch nicht mehr ausüben. Doch er gibt nicht auf.
Er hat Kfz-Elektriker gelernt, nach einer Weiterbildung zum Fachinformatiker „in der IT gearbeitet“ und ist nach der Genesung von einem Burnout mehrere Jahre lang Lkw gefahren. Arbeiten war Mario Traud nicht fremd. Bis ihn erst ein anaphylaktischer Schock aus der Bahn geworfen und später ein Tumor beinahe sogar umgebracht hat. Jetzt will er „sein Leben wieder haben“, wie er sagt. Nach zehn Jahren „Stütze“ hat er eine Ausbildung zum Fahrlehrer begonnen und biegt allmählich auf die Zielgerade ein.
Bochumer ist auf einem steinigen Weg zurück in das Arbeitsleben
„Spätestens im Sommer will ich die Prüfung ablegen“, sagt der 52-jährige Bochumer. Es ginge auch etwas früher, alle Voraussetzungen dafür sind so gut wie erfüllt. „Aber ich lasse mir lieber etwas Zeit. Das ist schon ein ziemlicher Brocken, gerade der pädagogische Teil“ Dann, nach vielen, vielen Jahren, in denen er auf Transferleistungen des Jobcenters angewiesen war, will er finanziell wieder auf eigenen Füßen stehen. Fahrschulinhaber Mark Bollmann aus Wattenscheid, der auch Fahrlehrer ausbildet, hat bereits signalisiert, dass er sich vorstellen können, den „Azubi“ nach bestandener Prüfung zu übernehmen. Eine Perspektive.
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Daran war vor drei Jahren nicht zu denken. Während der Corona-Pandemie lag Marco Traud im Krankenhaus und rang mit dem Tod. „Am dritten Tag hatte ich ein Nahtoderlebnis und wusste nicht, ob die Intensivstation lebend verlasse.“ Die Ärzte mussten ihm eine Niere entnehmen, einen Lungenflügel flicken und konnten ihn retten. „Ich bin in der Zeit von 80 auf 53 Kilo abgemagert“, erinnert er sich. An Arbeiten war nicht zu denken. „Das Schlimmste ist aber nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf. Die Dauerschmerzen, jahrelang nicht mehr vor die Tür zu kommen. Depressionen.“ Das alles hat ihm schwer zu schaffen gemacht.
Mit einer „verrückten Idee“ zum Beratungsgespräch beim Jobcenter
Aber aufgeben war für ihn kein Thema. Als nach der Genesung der erste Termin beim Jobcenter anstand, hatte er eine „verrückte Idee“, wie er sagt. „Ich hatte einen Bekannten getroffen, der mich auf den Gedanken gebracht hat, Fahrlehrer könnte doch etwas für mich sein. Dem habe ich zwar gesagt, Goldkettchen und lange Haare kann ich mir nicht vorstellen; ich hatte so ein klischeehaftes Bild im Kopf.“ Aber der Tipp sollte sich als goldrichtig erweisen. Traud ließ sich in der Fahrlehrerfachschule beraten, hat mit Fahrschulinhaber Mark Bollmann gesprochen und hatte einen Plan.
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Sabrina Campfens vom Jobcenter jedenfalls war beeindruckt. „Er war gut vorbereitet und hat mich mit ins Boot genommen“, sagt die Fallmanagerin. Sie hat in ihrem Haus dafür geworben, die Ausbildung zu unterstützen. „Das ist keine Standardweiterbildung, ist recht hochwertig und teuer.“ Etwa 24.000 Euro kostet der Lehrgang zum Fahrlehrer. Kein Pappenstiel. „Der Fahrlehrerberuf ist ja keine anerkannte Berufsausbildung“, erklärt Fahrschulinhaber Mark Bollmann. „Ich muss schon mal irgendwas gelernt haben, um Fahrlehrer werden zu können. Die Dozenten kosten Geld. Man geht neun Monate Vollzeit in die Schule. Dazu kommen die Prüfung und das Fahrtraining.“
Neunmonatiger Lehrgang endet mit einer umfangreichen Prüfung
Auch ihn beeindruckt, wie sich Marco Traud behauptet. Denn: Allein den Status des angehenden Fahrlehrers zu erhalten, ist nicht ohne. Bevor der Bochumer bei Bollmann die praktische Ausbildung zum Ausbilder begonnen hat, musste er am Ende des Lehrgangs eine schriftliche, eine mündliche und praktische Prüfung erfolgreich absolvieren. Und auch der praktische Teil der Weiterbildung endet mit einer theoretischen und praktischen Prüfung.
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Einfach ist das alles nicht, gesteht Mario Traud. Vor den Prüfungen habe er ganz schön Bammel gehabt. Und auch vor der ersten Unterrichtsstunde in der Fahrschule hatte er schweißnasse Hände. Aber er hat sich durchgebissen. „Ich möchte da wieder raus“, sagt er und meint die bleierne Zeit von Krankheit und Arbeitslosigkeit. Und wenn alles gut läuft, dann will er sich auch noch zum Fahrerlehrer für Motorrad und Lkw fortbilden lassen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Berufliche Weiterbildung
Das Jobcenter Bochum hat im vergangenen Jahr etwa 800 „abschlussorientierte berufliche Weiterbildungen finanziert“, so Sprecher Johannes Rohleder. In diesem Jahr sind etwa 700 Weiterbildungen geplant.
„Dabei gibt es eine Riesenbandbreite. Die Weiterbildung zum Fahrlehrer ist schon eine sehr, sehr anspruchsvolle und auch teuer. So teuer sind nur wenige Weiterbildungen. Deswegen schauen da auch immer ganz genau hin.“