Bochum. Ein Drittel aller Lehrstellenbewerber in Bochum hat einen ausländischen Hintergrund. Bald könnten es noch mehr sein. Wie das funktionieren soll.
Die Idee ist nicht neu. „Andere sind längst auch darauf kommen“, sagt Christopher Meier, Chef der Arbeitsagentur in Bochum. Aber sein Haus wird nächstes Jahr gemeinsam mit der Stadt Bochum, der IHK und der Kreishandwerkerschaft wieder verstärkt um ausländische Kräfte buhlen.
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„Wir werden zusammen mit Arbeitsagentur, Stadt und Handwerk nochmal einen großen Fokus auf das Thema ausländische Azubis und ausländische Fachkräfte legen“, kündigt Katja Fox als Mitglied der IHK-Geschäftsführung in Bochum an. Es gehe u.a. um eine „echte Willkommenskultur“ und darum, jungen Leute, die aus dem Ausland kommen, relativ schnell den Weg in Ausbildung zu ebnen; z.B. „durch ehrenamtliche Coaches und Seniorexperten, die sie ein bisschen in Sachen Eingliederung an die Hand nehmen“.
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Mittlerweile fast ein Drittel der Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt in Bochum haben einen ausländischen Hintergrund. „Das sind in der Regel junge Männer. Und die tendieren dazu, in den gewerblich-technischen Bereich zu gehen“, so Fox. Vor allem die Industrie profitierte daher von dem großen Anteil ausländischer Bewerber.
Das ist ja erst einmal ganz positiv für unsere Industrie, weil Deutsche-Kenntnisse in dem Bereich nicht so eine große Rolle spielt wie im kaufmännischen Bereich, d.h. die Industrie profitiert deutlich von ausländischen Bewerbern. In Zahlen liest sich das so: Während im industriell-technischen Bereich 4,6 Prozent mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr abgeschlossen wurden, nämlich 478, sind es in den kaufmännischen Berufen 3,5 Prozent weniger (717).
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Schon 2022 hatte der damalige Bochumer Arbeitsagentur-Chef Frank Neukirchen-Füsers gesagt: „Wir müssen uns auch im Ausland umschauen.“ Das im Vorjahr verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz macht es möglich. So wurde die Altersgrenze für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber von 25 auf 35 Jahre angehoben, die Anforderungen an deutsche Sprachkenntnisse auf das Niveau B1 abgesenkt. „Damit wurde der Aufenthalt zur Ausbildungsplatzsuche einem größeren Personenkreis von Drittstaatsangehörigen eröffnet“, heißt es in den Erläuterungen zu dem Gesetz.
Ohne Menschen aus dem Ausland, so Arbeitsmarktexperten, sei der Arbeitskraftbedarf in Deutschland nicht annähernd zu decken. Bochums aktueller Arbeitsagenturchef sagt, was das bedeutet: „Wir verlieren in den nächsten Jahren bis zu 25 Prozent des Erwerbspersonenpotenzials. Das können wir nur ausgleichen, wenn wir jedes Jahr 400.000 Arbeits- und Fachkräfte zuwandern lassen.“