Bochum. Seit 25 Jahren beschäftigt sich ein Institut in Bochum mit der Weiterbildung von Arbeitslosen. Eine Aufgabe im Wandel.
Fachkräfte sind rar – und sie werden in Zeiten des demografischen Wandels sowie sinkender Ausbildungszahlen immer rarer. Auch beim Kaufmännischen Schulungsinstitut (KSI) Bochum bekommen sie das hautnah mit. Der Arbeitsmarkt dürstet nach ausgebildeten Frauen und Männern, die Anfragen nach Absolventen von Fortbildungen nehmen zu.
Steuerfachangestellte sind heiß begehrt
„Die Vermittlungsquote für Steuerfachangestellte liegt bei 100 Prozent“, sagt KSI-Gründer und Geschäftsführer Matthias Schweppe. Will sagen: Wer die zweijährige Umschulung bei dem privaten Bildungsträger im Sirius-Park in Hofstede erfolgreich absolviert, der hat einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt sicher.
So glatt läuft es beim Übergang von der Fort- und Weiterbildung von Arbeitslosen auf den Arbeitsmarkt nicht in allen Bereichen, räumt Schweppe ein. „Aber unsere Vermittlungsquote liegt bei etwa 70 Prozent.“ Das ist gut für die „Schülerinnen und Schüler“ im Alter zwischen 25 und jenseits der 50 Jahre, aber auch für das Institut. Denn nicht zuletzt an der Vermittlungsquote wird seine Arbeit gemessen. Finanziert werden die Kurse mit öffentlichen Mitteln von Arbeitsagentur und Jobcenter sowie durch Gelder von Transfergesellschaften, in die Firmen etwa nach der Aushandlung eines Sozialplans wegen der Entlassung von Beschäftigten einbezahlen.
Institut feiert Jubiläum
Ein Vierteljahrhundert alt wird das KSI in diesen Tagen. „Genau am 2. September 1996 wurde das Institut gegründet“, erinnert sich Matthias Schweppe. Als studierter Lehrer hatte er in den 1990er Jahren in der Erwachsenenbildung angefangen, hatte den Bochumer Ableger eines Instituts aus Recklinghausen geleitet und nach der Insolvenz der Muttergesellschaft kurzerhand den Tochterbetrieb in Hofstede in Eigenregie übernommen.
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Seit dem hat sich in der beruflichen Weiterbildung viel getan. „Es geht längst nicht mehr nur um die Vermittlung von Fachinhalten“, sagt Silke Elias, die gemeinsam mit Schweppe die KSI-Geschäfte leitet, auch seit 25 Jahren im Unternehmen ist – und ebenso wie der Gründer nicht nur administrativ arbeitet, sondern auch noch selbst unterrichtet. Die Vermittlung an den Arbeitsmarkt mit Unterstützung sogenannter Jobcoaches spiele heute eine große Rolle. Und: Soziale Kompetenzen weiterzugeben nehme eine immer größeren Raum ein. Mit dem starken Zuzug von Flüchtlingen von 2015 an gewinne zudem die Integration und die Sprachausbildung an Bedeutung.
Mehr als 20.000 Teilnehmende in 25 Jahren
Für das KSI hat die sogenannte Flüchtlingswelle einen mächtigen Schub mit sich gebracht. Das neuerliche Wachstum und die Ausdehnung auf mittlerweile 50 festangestellte Beschäftigte hat vor allem mit dem vermehrten Angebot von Integrationskursen zu tun. „Dabei hatten wir das Glück, die richtige Mitarbeiter zu finden“, sagt Matthias Schweppe; Menschen mit Sprachkenntnissen in Englisch, Französisch, Arabisch und anderen Sprachen – und mit der Fähigkeit, den Teilnehmern aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen Lehrinhalte zu vermitteln.
30 Schulungsräume
Im Frühjahr und Herbst beginnen in der Regel die Fortbildungen. Allein 2020 haben in 139 KSI-Kursen insgesamt 1053 Frauen und Männer teilgenommen. Unterrichtet wird in 30 Schulungsräumen und acht EDV-Räumen.Neben den 50 hauptamtlichen Mitarbeitern beschäftigt das Institut noch mehr als 20 Honorarkräfte sowie 50 Personen im Arbeitsmarktprojekt „Geschützte Beschäftigung“. Dabei geht es um eine viermonatige betriebliche Erprobung bei einem Arbeitgeber auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Mehr als 20.000 Frauen und Männer haben in den vergangenen 25 Jahren an KSI-Schulungen teilgenommen. Mittlerweile 3200 Quadratmeter in drei Gebäuden hat das Institut im Sirius-Park gemietet. Dort, wo einst Konstrukteure, Buchhalter und Einkäufer des Maschinenbauers Wedag dafür gesorgt haben, dass die Herstellung von Großanlagen vor allem für den Bergbau läuft, vermitteln heute Dozenten kaufmännisches Wissen.
Große Herausforderungen durch Corona
Der Markt der beruflichen Weiterbildung ist, so Schweppe, in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Viele Anbieter konkurrieren auch in Bochum um Teilnehmer und deren Ausbildungsgelder.
Die Corona-Pandemie hat die berufliche Weiterbildung vor große Herausforderungen gestellt – auch und gerade beim KSI. Denn: „Wir sind eigentlich ein reines Präsenzinstitut. Bis Corona haben wir ausschließlich vor Ort in unseren Seminarräumen unterrichtet, was unsere Teilnehmer sehr schätzen“, so der Geschäftsführer. Binnen weniger Wochen sei es dann in der ersten Lockdown-Phase 2020 gelungen, die technischen Voraussetzungen für den Online-Unterricht zu schaffen. „Dass uns das so gut geglückt ist, darauf bin ich schon stolz“, sagt Schweppe.
2005 kurz vor dem Aus, seit dem im Aufwind
Und erinnert sich an die zweite, noch größere Herausforderung für das Institut seit dessen Gründung. Als 2005 bundesweit aus den Arbeitsämtern Arbeitsagentur und Jobcenter wurden, sei die Weiterbildung eine Zeit lang in den Hintergrund getreten. „Das war existenzbedrohend. Damals standen wir kurz vor dem Aus.“ Von 2006 an aber „ging es bergauf“. Bis heute.