Bochum. 6000 Menschen hat das Jobcenter Bochum in diesem Jahr eine Arbeit vermittelt. Eine Top-Quote. Doch ein großes Problem trübt die Freude.

Voraussichtlich etwa 6000 Menschen wird das Jobcenter Bochum in diesem Jahr geholfen haben, eine sozialversicherungspflichtige Arbeit zu finden. „Das ist ein wirklich tolles Ergebnis“, so Jobcenter-Geschäftsführer Georg Sondermann. Bedenklich ist dagegen, dass viele arbeitslose Leistungsbezieher weiterhin Termine nicht einhalten. Das betrifft vor allem junge Menschen im Alter bis zu 25 Jahre.

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230 bis 330 Mal pro Monat mindert das Jobcenter Bochum Leistungen

„Wir gehen davon aus, dass bei den Erwachsenen über 25 Jahre etwa 20 Prozent der Termine nicht eingehalten werden, bei den jungen Menschen sind es zwischen 20 und 30 Prozent“, so Jobcenter-Sprecher Johannes Rohleder. Exakt erfasst werde die Zahl dieser Versäumnisse nicht. Nicht jeder versäumter Termin führe allerdings zu einer Leistungsminderung, wie die Sanktionen mittlerweile genannt werden. In diesem Jahr schwankt die Zahl der Minderungen pro Monat zwischen 230 und 330. Bei 30.000 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sei dies eine Minderungsquote von weniger als einem Prozent.

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„Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, dann müssen wir neue Ansätze überlegen, was wir machen.“

Georg Sondermann
Geschäftsführer des Jobcenters Bochum

„Wir wollen die Menschen in die Beratung bekommen und erreichen sie nicht“, sagt Jobcenter-Chef Sondermann. „Und wenn die Menschen nicht zu uns kommen, dann müssen wir neue Ansätze überlegen, was wir machen. Wir müssen uns überlegen, wo leben die Menschen, wo sind sie, wo gehen sie hin?“ In diesem Jahr habe es daher erste Ansätze dafür gegeben, direkt in Quartiere zu gehen, um Kunden dort zu treffen. 2025 soll dieses Angebot ausgebaut werden.

Jobcenter Bochum hat mit der Quartiersarbeit begonnen

Zweimal im Monat sind aktuell Jobcenter-Mitarbeiter in den Räumen der Initiative Querenburg (IniQ) am Peter-Parler-Weg. In Wattenscheid laufen letzte Abstimmungsgespräche mit der Caritas. Dort werden von Februar an im „WAT-Lokal“ zwei Ansprechpersonen vor Ort sein, die Auskunft zu Leistungen und zur Arbeitsvermittlung geben.

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„Wir schaffen dafür noch keine eigenen Stationen an, sondern docken uns an bei Trägern oder caritativen Einrichtungen an, weil die Menschen sich da aufhalten“, sagt Georg Sondermann. Es gehe darum, barrierearme Zugänge zu schaffen. Denn: „Wer sucht schon gerne Behörden auf? Da müssen wir neue, kreative Wege überlegen.“ Eine Möglichkeit dafür sei die Quartiersarbeit.

Neben Querenburg und Wattenscheid soll es weitere Anlaufpunkte geben

Geplant ist im kommenden Jahr eine weitere Anlaufstelle, denkbar dafür wären nach Auskunft des Jobcenters die Bereiche Stahlhausen, Goldhamme und Kruppwerke. Sie gehören zu den Stadtteilen mit den höchsten Arbeitslosenquoten, im Bereich Kruppwerke zum Beispiel lag die Quote Ende 2023 bei 12,1 Prozent. „Oftmals sind auch nur wenige Termine sinnvoll, da die Nachfrage für eine dauerhafte Beratung nicht ausreicht“, so Jobcenter Sprecher Rohleder. „So waren wir 2024 zum Beispiel in den Stadtbüchereien Wattenscheid, Langendreer und Gerthe sowie bei Bildungsträgern und Vereinen. Dieses spontane Angebot werden wir auch 2025 beibehalten. Interessierte Organisationen können sich jederzeit gerne bei uns melden.“

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Grundsätzlich ist das Jobcenter an fünf Standorten im Stadtgebiet vertreten: in Mitte, Wattenscheid und Langendreer sowie mit dem Integration Point für geflüchtete Menschen an der Philippstraße und der Jugendberufsagentur sowie das Team für Rehabilitanden & Schwerbehinderte, die beide ihren Platz im Gebäude der Agentur für Arbeit an der Universitätsstraße haben.

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