Bochum. Ein 24-Jähriger hört vor Gericht sechs Anklageschriften. Viele Taten streitet er ab. Richter warnt: „Zocken vor Gericht ist keine gute Idee.“
Ein 24-jähriger Fan des VfL Bochum kämpft seit Montag vor dem Schöffengericht um seine Freiheit. Nicht weniger als sechs Anklageschriften liest der Staatsanwalt vor. In einem Fall soll er nach einem VfL-Spiel gegen Bremen drei Auto-Insassen massiv bedroht haben. Schon einmal ist er wegen Randale bei einem VfL-Spiel in Bremen verurteilt worden.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Hardi-Möbelmarkt Bochum seit längerem dicht: Das ist geplant
- „Ist beschämend“: Müllberg in Bochumer Wohnviertel wächst
- Ex-Tarm-Center nach Test wieder dicht: Was gerade passiert
Der sportlich gebaute Angestellte aus Bochum erschien zum Prozessauftakt im weißen Oberhemd. Er ist erkennbar nervös, strahlt aber nichts Aggressives aus. Was in den Anklagen steht, zeichnet aber ein ganz anderes Bild. Massive Körperverletzung, Sachbeschädigungen, Beleidigung und Drogenbesitz wirft ihm der Ankläger vor.
„Möglicherweise“, so der Richter, könnte eine Strafe „außerhalb eines bewährungsfähigen Bereichs“ herausspringen. Heißt: mehr als zwei Jahre Haft.
Vorwurf: Nach VfL-Bochum-Spiel drei Pkw-Insassen in Tiefgarage massiv angegriffen
Am 3. September 2022 soll er mit einigen Mittätern nach dem Schlusspfiff des Bundesligaspiels VfL Bochum gegen Bremen in der Tiefgarage am Buddenbergplatz versucht haben, drei Personen aus einem Auto rauszuziehen. Diese hätten aber die Tür von innen schließen können. „Tür auf! Rauskommen!“, soll der Angeklagte gefordert und dann mit einem Fußtritt den linken Außenspiegel völlig kaputtgetreten haben. Die Menschen im Auto konnten laut Anklage Gas geben und flüchten. Zum Tatmotiv und der Identität der Bedrohten stand in der Anklage allerdings nichts.
+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++
Viel schwerer wiegt eine Körperverletzung bei einer privaten Party am 11. Juni 2022 in Querenburg. Dort soll der 24-Jährige einen Gast verprügelt und zusammengetreten haben. Er habe seinen Gegner zu Boden und fast bewusstlos geschlagen und dann auf den Kopf getreten, „als wenn er ihn zerquetschen wollte“, heißt es in der Anklage. Das Opfer habe unter anderem ein Schädeltrauma erlitten.
Bei den weiteren Anklagen geht es um eine mutmaßliche obszöne Beleidigung im Straßenverkehr, um zwei illegale Graffiti-Schmierereien an der Graf-Engelbert-Schule und einer Lagerhalle an der Harpener Straße sowie um Drogen: Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung am 25. August 2023 fand die Polizei 124 Marihuana und 6,2 Gramm Kokain.
Angeklagter aus Bochum sagt, dass er gar nicht am Tatort gewesen sei
Insgesamt gibt der Angeklagte nur relativ wenig zu: lediglich ein Graffiti, einige Schläge auf der Party im betrunkenem Zustand, aber keine Tritte gegen den Kopf, sowie den Drogenbesitz. Mit der Gewalt in der Tiefgarage nach dem VfL-Spiel habe er überhaupt nichts zu tun, weil er gar nicht am Tatort gewesen sein.
„Spekulieren Sie nicht zu viel“, warnte ihn der Richter und verwies auf belastende Zeugenaussagen und DNA-Spuren. „Zocken vor Gericht ist keine gute Idee.“ Ein Geständnis wirke strafmildernd, und je früher es käme, desto mehr.
Ein Urteil folgt noch.